Machen wir es trotz der Fülle an Veröffentlichungen kurz: der September geizte nun wirklich nicht mit großen Alben. Wir sind uns ziemlich sicher, dass sich ein Vielzahl von 09/2012 auch in den Bestenlisten des Jahres wiederfinden wird. Nein, wir reden hier ganz explizit nicht von den Killers.
Vielmehr schielen wir in Richtung von The xx (die in die Bestenliste zu nehmen, kommt allerdings auch einer langweilenden Wiederholung gleich) oder How To Dress Well. Da haben es selbst die neuen Platten von Mumford & Sons sowie Calexico schwer. Ganz vorne in unseren persönlichen Monatscharts sind die Alben von Grizzly Bear und Dinosaur Jr. Lieber September, wir sind beeindruckt.
Genug der langen Worte, hier nun unsere kleine Übersicht über die Musik, die es leider nicht geschafft hat, ausführlich besprochen zu werden. Darunter sind wahrlich tolle Entdeckungen, die ihr euch nicht entgehen lassen solltet!
“Well it must be chemical” – weil die LP mit Songs wie “Strange Atractor” als Pop-Welle in die Ohren geschwemmt wird und mit “Alone Togehter” über die Augenwinkel geht. Zum Heulen? Nee, aber “The Looking Away” verführt mit Freudentaumel und Melancholie durch verschiedene Synthie-Pop-Sphären. Die Chemie stimmt dabei jedenfalls!
(14.09., Deutsche Grammophon)
Wenn Bach heute noch leben würde, wäre er wirklich Freund elektronischer Musik? Der Komponist Francesco Tristano glaubt daran. “Long Walk” spielt auf die 4000 km lange Reise von Bach zu seinem Vorbild Buxtehude an – beide interpretiert er neu. Sein Versuch der Frischzellenkur klingt steril, derart transparent ist sein Spiel. Leute, nicht immer nur Indie oder Electro!
Folk, Pop, Indie, Rock und ein bisschen Streicherarrangements. Cosmo Jarvis ist eine Symbiose aus John Mayer und Lenny Kravitz. Mayer ist dabei eine Nummer zu harmoniebedürftig, Lenny hat irgendwie doch noch zu viele Kanten. Die Platte hat schöne Momente, die sich aber am Ende verflüchtigen, weil er vielleicht doch ein bisschen zu groß und zu viel gedacht hat.
Keine Ahnung, was die Blues-Experten zu dieser Platte sagen, aber die Turntable-Skills von Kid Koala sind zweifelsfrei beeindruckend. Samples, Snippets, Cuts, Scratches – alles wird hier zusammengebabbt. Uhu-Kleber ist der E-mu-SP-1200, ein alter Sampler und zugleich Schlüssel zu “12 Bit Blues”. Gerade die Vocal-Loops sind äußerst catchy. So kann Blues eben auch klingen.
Ein Neu!-Beat, Velvet Undergroundige Grundstimmung und Syd Barrett-Verweise – die Zutaten von Toy sind keine schlechten. Trotzdem will das Konzept nicht aufgehen. Das Psychedelische hinterlässt nicht genug Schlieren, der Krautrock ist nicht motorisch genug. Was schreibt der NME: “It’s music for people with beards. And Germans, of course.” Ja, ihr dürft jetzt lachen.
Bossa-Nova adieu! Phoebe Killdeer, Sängerin von Nouvelle Vague, schlägt auf “Innerquake” härtere Töne an. Plötzlich ist da mehr Dreck, mehr Wut und Grenzgänge, die bisher noch nicht beschritten wurden. Eine energiegeladene Mischung aus Rock, Blues und Keller-Punk. Für den Keller ist diese Dame aber definitiv zu groß, ebenso das Album.
Zuerst: diese LP hätte mehr Worte verdient. Das Duo Anna Wise & Dane Orr wagt eine äußerst eigenwillige Form futuristischer Soul-Electronica. Es ist schwer die Platte auf Anhieb zu verstehen, auch wenn sie nicht verschachtelt daherkommt. Vorstellung: ein zugänglicherer Flying Lotus haut die Beats raus, während Sade & Björk sich ein gemeinsames Stelldichein geben. Wächst!
DJ Vadim – “Don’t Be Scared”
Bass-Jünger dieser Erde, schaut auf dieses Album. Schwachfug, hört es euch an. Was das aktuelle Fat Freddys Drop-Mitglied DJ Vadim hier zusammenbraut, schmeckt nicht nur köstlich, sondern weist mitunter in eine spacige Zukunft. Von Peng Bass spricht die Promo. Eine globale Sprache ist es, zwischen House und Dubstep, Soul und Hip Hop. Überraschende Überraschung!
Eine einsame Tiefseetauchfahrt durch Abgründe und Lichtinseln. Ein Singer/Songwriter-Album, das so intim ist, dass man es nicht teilen kann. Die tiefe markante Stimme von Kat Frankie steht im Zentrum und befördert das spartanisch eingesetzte Instrumentarium in den Hintergrund. Eine Beth Gibbions-Tiefe trifft hier auf Harvey‘sche Narrationskunst.
Chris Cohen – “Obergrown Path”
Chris Cohen experimentiert nicht herum, um Aufmerksamkeit zu erregen. Psychedelischer Relax-Pop? Warum eigentlich nicht. Zwischen Kings Of Convenience und Belle & Sebastian zitiert Cohen mit Rotweinkaraffe auf’s Sofa. Leider bleibt kein Song für sich im Kopf, dafür gibt es aber auch keinen zum Skippen.
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