!doctype
Categories: Artists

Sex Pistols

Die Punk-Rebellen der 70er sind wieder da – doch sie sind zahm geworden. Mit ihrer Pop-Parodie auf „God Save the Queen“ hatten die Sex Pistols vor 25 Jahren das britische Establishment schockiert. Das Lied wurde in Rundfunk und Fernsehen verboten, viele Plattenhändler boykottierten es, und trotzdem – oder gerade deswegen – schoss der Song auf Platz zwei in die Top Ten. Pünktlich zum 50. Thronjubiläum steht jetzt die Neuauflage von „God Save the Queen“ wieder unter den ersten Zehn der britischen Hitparade. Die Sex Pistols, nach ihrer Trennung im Jahr 1978 nun wieder friedlich vereint, geben nach sechs Jahren Pause wieder erste Konzerte.

Sänger Johnny Rotten, der jetzt lieber seinen richtigen Namen John Lydon benutzt, und seine Bandkollegen wurden festgenommen, als sie ihre Hass-Tirade auf die Queen zum 25. Thronjubiläum 1977 auf einem Themse-Boot spielten. Ein Jahr später trennten sich die Punk-Rocker. 1979 starb Bassist Sid Vicious (bürgerlich John Simon Ritchie) an einer Überdosis Heroin. Er war des Mordes an seiner Freundin Nancy Spungen beschuldigt worden.
„Es ist schwer zu glauben, dass diese zahmen Männer mittleren Alters einmal dem Establishment Angst und Schrecken einjagten“, schrieb die „Daily Mail“. Bilder zeigen das Quartett, mittlerweise alle in der zweiten Hälfte der Vierziger, in Jeans und Turnschuhen beim Tee unter einem Sonnenschirm in seinem Luxus-Landhaus bei London. Auf Lydons Hemd ist in großen Lettern das Wort „sorry“ gedruckt.
Die Rebellen, so scheint es, sind zur wiederverwertbaren Modeerscheinung geworden. Vor kurzem brachten sie alte Stücke unter dem Titel „Jubilee“ auf CD neu heraus. Der Punk-Klassiker „Anarchy In The UK“ fehlt darauf nicht. Live-Mitschnitte ihrer Konzerte aus der Blütezeit des Punk kommen in technisch verbesserter Version heraus. Mehrere neue Sachbücher über die Band sind auf dem Markt.

Die Punk-Rockband hatte seinerzeit aber nicht nur wegen ihrer musikalischen und verbalen Aggressivität Schlagzeilen gemacht. Sie fiel auch durch ihr exzentrisches Erscheinungsbild auf. Noch heute erzielen Kleidungsstücke und Memorabilien der Sex Pistols bei Auktionen Höchstpreise. Bei Sotheby’s wurden im Juni alle Erwartungen übertroffen, als ein Poster der Band aus dem Jahr 1976 für 1.300 Pfund (2.000 Euro) den Besitzer wechselte.

Was die Sex Pistols trugen, kam meist aus dem „Let It Rock“-Shop in Chelsea, der später in „Sex“ umgetauft wurde. Er gehörte Malcolm McLaren und Vivienne Westwood, die mit ihren Designs die Modewelt revolutionierten. McLaren wurde später Manager der Band, Westwood stieg zur Star-Designerin auf. Die konsumfeindlichen bösen Buben (und Mädchen) von einst sind so zu Meistern der Selbstvermarktung geworden.

admin

Share
Published by
admin

Recent Posts

There is a crack in everything, that’s how the light gets in

“There is a crack in everything, that's how the light gets in”, sang einst der…

2 Jahren ago

Zwischen Pop und Experiment

Seit September veröffentlichen Yule Post und Tom Gatza gemeinsame Singles. Mit BYE erscheint nun die…

2 Jahren ago

Never Mind Modus Mio, Here’s the »NEW SILK«

Spätherbst 2022. Deutschrap TikTok-tänzelt zur zweihundertsten lieblosen Drill-Attrappe. Es wird höchste Zeit für neuen Druck…

2 Jahren ago

No time for losers with toxic desires

Sofia Portanet veröffentlicht am 2. November 2022 ihre neue Single Unstoppable, die dritte Single aus…

2 Jahren ago

Eine Geschichte von der Spannung zwischen Freundschaft und der Sehnsucht nach Intimität, untermauert von euphorischem Techno

Mit ihrer neuen Single “Mess Me Up” erzählt die junge Berlinerin benzii eine Geschichte von…

2 Jahren ago

MS DOCKVILLE 2022 – FESTIVAL FÜR MUSIK & KUNST

Ein Festival ist mehr als nur viele Konzerte – ein Festival ist eine Einladung, sich…

2 Jahren ago