Sharon Jones & The Dap-Kings täuschen nicht nur Memphis-Sound vor – die Brooklyner sind der personifizierte Soul.

„Das kenne ich doch!“ Dieser Satz wird vermutlich fallen, sobald die ersten Töne einer Sharon Jones & The Dap-Kings-Platte ertönen. Klingt es doch wie ein wertvolles Überbleibsel der legendären Motown-Ära, die in den 60er und 70er Jahren zweifelsohne ihren Höhepunkt feiern konnte. Doch tatsächlich gab die aus Brooklyn stammende Soul-Sängerin inklusive ihres neunköpfigen Kollektivs erst 2002 ihr Debüt mit “Dap Dippin“.

Grund der Vergangenheitsreise in das florierende Zeitalter des Funk, Souls und Gospels ist die Stimmfarbe und Interpretationstärke der Frontfrau Sharon und das sich konsequente Weigern der Dap-Kings „neue Klänge” zu spielen. So wird der Sound mit den Mitteln kreiert, die damals schon funktionierten: Kein digitales Equipment bei den Studioaufnahmen, sondern traditionelle analoge Aufnahmegeräte.Dabei ist es der Frontfrau außerordentlich wichtig zu betonen, dass es sich bei ihrer Musik nicht um den gern verwendeten Begriff “Retro-Sound” oder “Neo-Soul” handelt. Verständlich, denn bei soviel Mühe die Originalität des Souls zu transportieren, kann man wahrlich nicht von einer Imitation geschweige denn einer Kopie sprechen. Im Zuge des eben angedeuteten Hypes um den Stax- und Motown-Sound konnte ebenfalls eine Amy Winehouse profitieren. So spielten die Dap-Kings das Nummer 1 Album „Back To Black“ ein, nachdem Winehouse’ Produzenten vergeblich versuchten den unvergleichlichen Sound der Ära mittels digitalen Spielereien zu imitieren. So ist es kaum verwunderlich, dass Miss Jones auf Vergleiche mit der 26-jährigen Britin genervt reagiert – war sie es doch, die mit den Dap-Kings den Soul der 60er wiederaufleben ließ.


Doch ärgern braucht sich die 54-jährige nicht, denn mittlerweile ist sie nicht nur auf musikalischen Erfolgskurs, sondern fasst auch noch Fuß in der Filmlandschaft. So feierte sie 2007 neben Denzel Washington ihr Kinoleinwanddebüt im Film “The Great Debaters” – weitere Projekte sind nicht ausgeschlossen.

Doch auch die Dap-Kings stehen ihrer Frontfrau in nichts nach. So gewann der Daptones-Labelboss und Bandleader Gabe Roth für das Engeneering von “Back To Black” ebenfalls einen Grammy. Auch der Public Enemy-Produzent Hank Shocklee arbeitete mit der Daptoner Houseband für den Soundtrack für „American Gangster“ zusammen. Diesen Einfluss kann man auch auf dem neuen Album „I Learned The Hard Way“ hören. Der Brooklyner Formation ist es gelungen, überzeugenden Soul zu kredenzen, bei dem es keine Rolle spielt, dass mittlerweile das Jahr 2010 geschrieben wird. Diese Platte bringt Spaß, Lust aufs Leben und tappt trotz klassischen Detroit-Sound-Elementen wie Handclaps, energetische Basslinien und Glocken nicht in die “Retro-Abklatsch-Falle”. Bleibt nur zu sagen: Mehr davon!

Geli Megyesi

VÖ: 09.04.2010

Label: Daptone Records

Trackliste:
01. The Game Gets Old
02. I Learned the Hard Way
03. Better Things
04. Give It Back
05. Money 2
06. The Reason
07. Window Shopping
08. She Ain’t a Child No More
09. I’ll Still Be True
10. Without a Heart 11. If You Call
12. Mama Don’t Like My Man