Shirley Bassey ist die legendäre Interpretin der drei James-Bond-Titelsongs „Goldfinger“, „Diamonds are forever“ und „Moonraker“ und gilt als eine der bedeutendsten Sängerinnen der Popmusik. Sie überrascht als 1937 geborene Grande Dame des Showbusiness immer wieder mit einem Spagat zwischen Evergreen und Innovation. Unzählige Alben und Charterfolge, diverse Auszeichnungen und eine Generationen übergreifende Fangemeinde bezeugen den Erfolg der Shirley Veronica Bassey. Ihre Geschichte ist die einer gewaltigen Stimme und einer genreübergreifenden Liebe zur Musik.

Die junge Shirley Bassey schlittert keineswegs durch gute Kontakte direkt von der Schulbank auf die großen Bühnen Europas. Ihre Erfolgsgeschichte mutet, wie ihre Musik, klassisch an. Als Tochter eines halb-nigereanisch, halb-indischen Seemannes und einer allein erziehenden Mutter, mit der Shirley als jüngstes von sieben Kindern im Hafenbezirk von Tigerbay aufwächst, muss sich die 15jährige Schulabbrecherin ihren Lebensunterhalt als Fabrikarbeiterin selbst verdienen und kann nur gelegentlich als Sängerin in den Pubs und Clubs ihrer walisischen Heimatstadt auftreten. 1953 erhält sie ihr erstes festen Engagement in einer Musical-Produktion, mit der sie quer durch England tourt. Der Künstler-Agent Michael Sullivan wohnt einem der Auftritte Basseys bei und beschließt, überzeugt von ihren Starqualitäten, Zeit, Geld und Mühe in die junge Frau zu investieren. Die mittlerweile 16jährige ist zu diesem Zeitpunkt bereits schwanger und muss kurz darauf in ihre Heimat zurück kehren, um als Kellnerin ihren Lebensunterhalt gewährleisten zu können. Initiiert durch Sullivan folgen nach der Geburt ihrer Tochter diverse Tourneen durch die Theater Großbritanniens. Ihre Tochter Sharon zieht in den folgenden neun ereignisreichen Jahren Basseys Schwester auf. Eine entscheidende Weihnachts-Show im Londoner Adelphi Theater wird im Fernsehen übertragen und beschert der Sängerin so den ersten Plattenvertrag mit dem Label Philips.1956 veröffentlicht Philips die erste Single der 19jährigen und 1957 gelingt ihr mit ihrer Version des „Banana Boat Song“ der Einstieg in die britischen Charts. 1959 folgt der erste Nummer-Eins-Hit: „As I love you“.

Bassey wechselt kurz darauf die Plattenfirma. Sie unterschreibt einen Vertrag bei EMI und ist ab 1960 mit ihren Singles konstant in den Charts des Königreichs vertreten. In den USA gelingt dem europäischen Popstar der Durchbruch allerdings erst 1964 mit der Interpretation des Titelsongs des gleichnamigen James-Bond-Films „Goldfinger“. Der Erfolg dieses Bond-Titels ebnet den Weg für „Something“, eine Beatles-Cover-Version, die 1970 zu einem weltweiten Hit avanciert und zumindest in Großbritannien das Beatles-Original in den Charts-Platzierungen überholt. „Something“ ist außerdem wegweisend für Basseys musikalische Zukunft, präsentiert sie mit dem Stück doch keinen tagesaktuellen Pop mehr, sondern eine Orchester-Bearbeitung mit zeitlosem Arrangement. 1971 und 1979 wird Shirley Bassey wiederholt gebeten, die Titelsongs zu den James-Bond-Folgen „Diamonds are forever“ und „Moonraker“ beizusteuern. Bis heute wurde kein Künstler vor und nach Shirley Bassey für diese Aufgabe mehr als einmal engagiert.

In den 80iger Jahren beschäftigt sich der nun international anerkannte Soul-Star hauptsächlich mit gemeinnütziger Arbeit und gibt Charity-Konzerte in ganz Europa. Ihr gelingt 1983 trotz weniger Veröffentlichungen der Einstieg in die europäischen Charts mit einem Duett mit Schauspieler Alain Delon.
1987 wagt sich die Sängerin erstmalig an ein Projekt junger Künstler und steuert den Gesang zu dem Song „Rhythm Divine“ des Schweizer Elektronik-Popduos Yello bei. Sie verfolgt mit aufgeschlossenem Interesse die Ideen innovativer Musiker und lässt sich 1996 für den Film „La Passion“ gewinnen. Im Film tritt Shirley Bassey als Shirley Bassey auf und erarbeitet mit dem Sänger und Gitarristen Chris Rea den Titelsong des Projekts „Disco’ La Passion“. Die Remix-Version des Songs schafft wiederum den Einstieg in die Top 40 der britischen Charts.

1997 nimmt die Sängerin den Titel „History Repeating“ mit den Propellerheads auf, den die Band eigens für die Diva komponierte. Ihr gelingt so vor allem in Großbritannien ein überraschendes Comeback, mit dem sie eine neue Generation von Fans gewinnt, denn der Titel avanciert zu einem Szene-Hit und erreicht in den britischen Dance-Charts Platz 1, in den US-amerikanischen Platz 10.

Am 23. Oktober 1999 wird Shirley Bassey durch die britische Königin Elisabeth II zur Dame Commander Of The British Empire erhoben und so für ihre außergewöhnliche musikalische Vitae mit dem britischen Verdienstorden geehrt.

Seitens der Musikerin selbst gibt es auch im neuen Jahrtausend keine Ambitionen, eines neues Studio-Album zu produzieren. Die Veröffentlichung, mit der Bassey im Jahr 2000 trotzdem Szene übergreifend von sich reden machen kann, ist das Remix-Album „Diamonds Are Forever“. Zahlreiche bekannte Musiker und Produzenten u.a. Moloko, Groove Armada und Superfunk beschäftigen sich darauf mit den relevanten Hits des Pop-Stars und sprechen mit der Produktion am Ende wiederum einen neuen Pool von Hörern an. Das Album präsentiert eine jung gebliebene Shirley Bassey und setzt trotz tiefgreifender instrumentaler Bearbeitungen den Fokus auf die ausdrucksstarke Stimme der Sängerin. Die große und meist positive Resonanz seitens der Öffentlichkeit beweist, dass Basseys Gesang, der oft zu Drama und Pathos neigt, auch im 21. Jahrhundert große Gefühle authentisch vermitteln kann. Bassey selbst bezeichnet ihre Musik als „eine Kreuzung opernhafter Andeutungen mit internationalem Pop“ oder einfacher als „klassischen Pop“. Tatsächlich können die Arrangements vieler Songs und die große Stimme der Dame Shirley Bassey einen Anspruch auf Zeitlosigkeit erheben. Das beweisen die sehr erfolgreichen Remixe und Kollaborationen mit den jungen Pop- und Electro-Künstlern.

2007 wird Bassey, deren Live-Auftritte sich durch Glanz und Glamour, majestätischen Outfits, Revue-ähnliche Inszenierung und einem dramatisch- mondänen Auftritt auszeichnen, zum Glastonbury-Festival geladen und begeistert im Alter von 70 Jahren tausende junger Menschen mit ihrem jugendlichem Esprit. Außerdem brilliert Bassey wiederholt mit ihrer musikalischen Spezialität: 2007 erscheint eine stimmgewaltige Cover-Versionen des Chartbreakers „Get this Party started“ von Pink.
Am 6. November 2009 erscheint nach 20 Jahren ihr erstes Studio-Album „The Performance“. Der mittlerweile 72jährigen steht als Produzent David Arnold zur Seite, der seit 1997 für die Titelmelodien der James-Bond-Filme verantwortlich ist. Bassey interpretiert auf dem Album Songs, die unter anderen von Ex-Take-That-Mitglied Gary Barlow, Pet Shop Boy Neil Tennant, den Manic Street Preachers, Rufus Wainwright, den Kaiser Chiefs und KT Tunstall für sie komponiert wurden.

Shirley Bassey schlägt also erneut unerwartete Wege ein und bleibt, trotz mehr als einer halben Dekade musikalischer Präsenz, trotz Ikonen-Status und unzähligen Evergreens, weiterhin musikalisches Gegenwartsgeschehen.