Von St. Pauli über Razorlight und Tokio Hotel bis zu Universal und gutem Catering – die aufstrebende Hamburger Popband Silvester stand motor.de während der (Pop Up Messe sympathisch Rede und Antwort.

Begrüßung und Weltpremiere für motor.de
Motor.de: Vielen Dank für den exklusiven Einstieg. Nun noch ein paar kurze Fragen. Erstes Stichwort: Vorbilder. Welche Künstler prägen euch?

Naima Husseini: Ich finde auf jeden Fall, man sollte Vorbilder haben, so viel steht schon mal fest. Weil ohne, dass man Fan von etwas ist, kann man auch selber keine guten Sachen machen. Und da gibt es natürlich jede Menge toller Leute. Jetzt gerade zum Beispiel, bin ich großer Fan der Band Kings Of Leon, weil ich es ihnen sehr hoch anrechne, dass sie sich auf die Bühne stellen und einfach direkt, geradeaus super Musik machen und keine große Show.

Motor.de: Punkt zwei für euch Hamburger: St. Pauli?!

Lars Dahlke: Großartig!
Bert Gauda: Großartig, auf jeden Fall!
Naima Husseini: Ich war noch nie auf ‘nem Spiel.
Valeska Steiner: Ich auch nicht.
Naima Husseini: Ich ruf immer nur irgendwelche Leute an, die gerade im Stadion sitzen und in dem Moment fällt dann das Tor. Das ist immer ziemlich laut und es klingt sehr so, als müsste man da mal hingehen. Obwohl ich seit 20 Jahren in Hamburg wohne, ist es echt ganz schön bekloppt, dass ich noch nie hingegangen bin.

Motor.de: Zurück zu euch – wer oder was ist Silvester?

Naima Husseini: Geile Band! (lacht) Warum sagt ihr denn alle nichts? Das tippt ihr aber nicht ab, oder? Das wäre nicht fair!
Jonas Honisch: (singend) “Das wäre nicht fair…
Bert Gauda: Wolltest du grad singen?
Jonas Honisch: Jaahaaaa. (bricht in Lachen aus, alle anderen lachen mit)
Naima Husseini: Also Jonas ist unser Hitmacher, eigentlich erfindet er aus allen Situationen des Alltags große Hits der Zukunft. Ist wirklich toll. Zum Beispiel (beginnt zu singen): “Rückwärts einparken leicht gemacht…” Oder wie war das noch mal? (alle lachen)
Valesca Steiner & Jonas Honisch: (singend) “Hauptgewinn, Hauptgewinn und gleich mal rückwärts eingeparkt.
Naima Husseini: Naja, man muss sich halt bei Laune halten.

Motor.de: Wo wir gerade dabei sind – wie entstehen bei euch Songs?

Naima Husseini: (zu Bert) Na schieß mal los!
Bert Gauda: Ja, Naima kommt in der Regel mit den Songs an.
Valesca Steiner: Die sind dann schon ziemlich fertig.
Bert Gauda: Wir spielen sie dann, Arrangieren, Bearbeiten und bringen sie in Form.
Naima Husseini: Jetzt erscheint ja unser erstes Album und das ist tatsächlich in meinem stillen Kämmerchen in einem Guss entstanden. Aber wer weiß, wo sich das noch so hin entwickelt. Auf jeden Fall, in diesem Sinne war es …was wollt ich sagen? Ist ja eh schon beantwortet.

Motor.de: Ein weiterer Begriff auf unserem Fragezettel lautet “Schwerelosigkeit”. Was verbindet ihr damit?

Naima Husseini: Da fällt mir spontan das wunderbare Video ein, das wir zur ersten Single mit Frederic Detjens, einem großartigen, sehr künstlerischen Videoregisseur, gemacht haben. Und ich find es super, dass es eine einfache Idee geworden ist, ohne großes Klimburium, Schnibbelei, dreißig Orte oder hundert Outfits, sondern eine Einstellung, die die Atmosphäre trägt. Das ist eigentlich das, was mich an der Idee total überzeugt hat. Und es war sehr lustig, es zu drehen, weil ich halt in so einem Bungee-Ding war, mit einem Bergsteigergurt um die Hüften und spontan lernen musste, wie man Saltos ohne festhalten macht.

Silvester – Du willst mehr


Motor.de:
Ihr wart schon mit vielen Stars unterwegs, zum Beispiel Razorlight, The Airbone Toxic Event oder The Ting Tings

Lars Dahlke: Ja, das waren Shows vor vielen Leuten, das macht natürlich Spaß. Und da konnten wir alles mögliche ausprobieren. Leider war Valeska bei Razorlight nicht dabei. Aber das hat auch funktioniert, wenn auch längst nicht so gut, weil wir stark mit Zweistimmigkeit und Chören arbeiten. Ansonsten waren es tolle Shows.
Jonas Honisch: Und ein sehr gutes Catering (alle lachen)
Naima Husseini: Das ist für ihn ganz besonders wichtig.
Bert Gauda: Für mich auch.
Valeska Steiner: Für mich auch, aber ich war ja nicht dabei.
Naima Husseini: Was ich beeindruckend finde, ist, dass beispielsweise die Airbone Toxic Event-Leute seit anderthalb Jahren auf Tour sind, das ist ganz schön krass. (…) Ihr ganzes Leben findet im Bus statt. Bei sowas fasziniert mich immer, in was für einer Stimmung die Leute dann sind. Zumal bei dieser Band nur eine Frau dabei ist, umgeben von zehn Typen. Aber ich glaube, denen geht es trotzdem ganz gut damit (überlegt). Auf eine Art ganz cool, könnte man auch mal machen. Aber das ist wahrscheinlich erstmal den Amis vorbehalten.

Motor.de: Ihr wurdet ja von Universal gesigned – was hat sich mit dem Major-Label-Deal verändert?

Naima Husseini: Man hat auf einmal tausend Möglichkeiten. Leute, die Aufgaben übernehmen und Ideen, die man auch realisieren kann, weil Verbindungen und Mittel da sind. Natürlich muss man sich dann auch mit ganz neuen Fragen konfrontieren, weil durch die verstärkte Öffentlichkeit neue Gegebenheiten herrschen. Aber eigentlich ist es super, und vor allem hätte ich nie gedacht, dass man mit super netten Leuten arbeitet, die auch offen für Neues sind und nicht immer nur ihr Schema F abfahren. Es ist wirklich so, entgegen meiner Erwartungen, dass man mit denen auch Sachen ausprobieren kann.

Motor.de: Zur Zeit wird ja fast nur noch gedownloaded und das meist illegal. Können Bands eurer Meinung nach heutzutage überhaupt noch Geld verdienen?

Lars Dahlke: Unsere Single kommt ja gerade erst raus – wir werden sehen. Natürlich sind wir auch gespannt, was dabei abfällt, aber man weiß ja, dass es mittlerweile sehr schwierig ist. Ich hoffe, bei uns ist noch alles drin…
Naima Husseini: Ich mache Musik nicht vorrangig, um Geld zu verdienen – ich weiß nicht, wie es euch geht… (schaut fragend ihre Bandkollegen an) …aber ich geh nicht davon aus, dass ich damit reich werde. Das ist nicht meine Motivation. Ich finds einfach super, wenn wir spielen können.

Motor.de: Habt ihr euch schon mal selbst gegoogelt oder geschaut, ob es von euch schon einen Song als illegalen Download gibt?

Bert Gauda: Nöö.
Valeska Steiner: Ich auch nicht.
Jonas Honisch: Ich will auch gar nicht nachschauen.
Naima Husseini: Ich google mich jeden Tag, ist doch klar! (lacht)

Motor.de: Ich weiß gar nicht, warum aber hier steht noch “Tokio Hotel” auf dem Zettel…

Jonas Honisch: Häää?
Bert Gauda: Wer?
Naima Husseini: Tokio Hotel, da fällt mir was zu ein! Tokio Hotel ist ein super Produkt (lacht). Das funktioniert nur über die Optik. Die Musik stört nicht. Spannender Fall. So mega erfolgreich, wie die sind, kann man sich ja schon ausrechnen, dass es nicht daran liegt, dass sie außerordentlich tolle, besondere Musik machen und DIE Wahnsinnsband sind. Die haben einfach voll den geilen Style getroffen, der funktioniert. Das sind richtige Popstars, mit allem was dazu gehört. Aber Jedem das Seine.

Motor.de: Jetzt zu eurem privaten Musik-Geschmack: Was war das erste Album/die erste Platte, die ihr euch bewusst gekauft habt?

Lars Dahlke: Meine erste CD, das weiß ich noch, die war ganz gut – nämlich Ton Steine Scherben. An die erste Platte kann ich mich nicht mehr genau erinnern. Das waren wahrscheinlich Die Ärzte, aber ich bin mir nicht ganz sicher.
Valeska Steiner: Ich war noch nicht so stilbewusst, damals. Ich glaub meine erste CD waren Bravo Hits 94. (alle lachen)
Naima Husseini: Was war dein Lieblingssong, los sag mal?!
Valeska Steiner: Irgend so ein Eurodance-Hit, zu dem ich dann immer im Wohnzimmer getanzt habe…
Naima Husseini: No Limits?
Valeska Steiner: Ja irgendsowas. Und wir haben immer in der Schule in der Mittagspause Disko dazu gemacht.
Naima Husseini: Ich fand auch super, dass man da immer so Mode-Moves dazu hatte (hebt die Arme in die Luft und kreist sie). Zurück zur Frage, meine erste war “Dangerous” von Michael Jackson, aber auf Kassette.
Jonas Honisch: (überlegt) Da haben wir heute erst drüber gesprochen. Jon Bon Jovi mit “Bed Of Roses”.
Naima Husseini: (verwundert) Wirklich wahr?
Jonas Honisch: Es ist wirklich wahr, ja. Das Problem war nur, dass die Single eine Spezialsingle der Akustikversion war und es keinen Rockpart gab. Also keine Drums (alle lachen).
Valeska Steiner: Voll der Reißer.
Jonas Honisch: Ja, voll der Reißer. Nur so Klavier-, Balladenmäßig, dreimal!
Bert Gauda: Ich glaub bei mir waren es tatsächlich irgendwie die Beatles, obwohl ich die gar nicht so toll finde.
Naima Husseini: Gleich auf die zwölf!

Motor.de: Was war denn die letzte Platte, die ihr euch gekauft oder gedownloadet habt?

Lars Dahlke: Die letzte ist Bonnie Prince Billy gewesen. Hab ich aber noch gar nicht so oft gehört.
Valeska Steiner: Meine letzte war Bon Iver, gleich zwei. Also eins war „For Emma, Forever Ago“ heißt das glaub ich. Und dann noch die EP, die heißt “Blood Bank” und ist super!
Naima Husseini: Bei mir das Gleiche, aber unabgesprochen. (dreht sich zu Valeska)
Valeska Steiner: Ich dachte du hast die geschenkt bekommen.
Naima Husseini: Ja, aber das gilt trotzdem. Ist doch meine neueste Platte. Und die ist die ganze Zeit auf meinem Plattenspieler und wird immer umgedreht.
Jonas Honisch: Das letzte Album, was ich mir gekauft habe, waren die Ting Tings – nachdem wir mit denen auf Tour waren, fand ich die Sachen doch sehr geil und freue mich immer wieder.
Bert Gauda: Miles Davis’ “Live-Evil” als Doppel-Vinyl. (lacht)
Naima Husseini: Schrecklich!
Jonas Honisch: Naja, sein erstes Album waren ja auch die Beatles.
Naima Husseini: Ist eigentlich auch genau die Mischung, aus dem sich der Sound von Silvester zusammensetzt. Elektro, Jazz und Folk. Nein, das war nur ein Witz.

Motor.de: Zum Abschluss: Habt ihr Visionen, Träume, wo soll es hingehen?

Naima Husseini: Sagte ich ja bereits: Welttournee.
Bert Gauda: Genau, spielen, spielen, spielen!
Jonas Honisch: Zum Beispiel jetzt gleich durch den Park ins Frühauf in den Keller und da geht es los mit der Welttournee.

Kai-Uwe Weser, Katrin Bähnisch