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Bitte nicht sagen “Ok, es ist geil!” — Sizarr im motor.de-Interview

Heißer Scheiß oder Scheiß-Hype? Die drei Jungs von Sizarr wissen ziemlich genau was sie wollen. Bleibt nur zu hoffen, dass ihre Hörer das genauso sehen. Oder hören.

Fakt ist: Sizarr sind der nächste heiße Scheiß, äh Stern am deutschen Pophimmel. Doch eigentlich ist Vorsicht geboten, mit solchen euphorischen Statements. Ihre Pseudonyme lassen sich schon mal sehen, dabei wollen Sänger Fabian Altstötter (Deaf Sty), Gitarrist Philipp Hülsenbeck ($P-Money$) und Drummer Marc Übel (Gora Sou) keinesfalls als weichgespültes One-Hit-Wonder abgetan werden. Viel lieber wünschen sie sich, dass wir uns ihr Debüt “Psycho Boy Happy” in aller Ruhe von vorn bis hinten und (natürlich!) auf Vinyl anhören.

Beim Gedanken an den weichgespülten Hype um Schoßkind Cro bekommen die Pfälzer die Krise. “Bloß keinen belanglosen Pop!” — so könnte ihr Motto lauten. Bei so viel Liebe zur Musik mussten wir sie ja zum Gespräch bitten, über Vinyl, Hypes, Geld, Pop und von der Möglichkeit durchzuskippen. Eben alles was so dazu gehört — zum Musikmachen, klar. Oder ist da noch mehr? 

Sizarr – “Purple Fried” (Live and Unplugged @ Sonar Festival über den Dächern von Barcelona)

motor.de: Das hat jetzt ganz schön gedauert, mit dem Album.

Fabian: Klar, aber es lohnt sich.

motor.de: Warum glaubst du das?

Marc: Ich muss da an meinen Vater denken. Der hat sich früher eine Platte gekauft, von der er vielleicht nur einen Song kannte. Die Platte musste er sich dann am Stück anhören. Heute wird nur noch geskipped. Außerdem ist es doch wichtig seinen Standpunkt klar zu machen. Das geht nun mal nur mit einem Album und nicht mit einer EP.

Fabian: Das Album lädt einfach viel eher dazu ein, sich länger damit zu beschäftigen. Das ist wie bei einem Buch, das du von vorn bis hinten durchlesen musst. Der ganze Internetkram ist viel zu oberflächlich und lenkt meistens einfach nur ab.

motor.de: Was ist euer Geheimrezept gegen zu viel Ablenkung?

Marc: Laptop weg. Im Internet kriege ich vielleicht mehr Informationen. Aber alles kommt mir gleichzeitig so verdammt oberflächlich vor. Ich vergesse ständig, mich intensiv mit irgendwelchen neuen Sachen auseinanderzusetzen. Eben weil ich die Möglichkeit habe ständig weiterzuskippen. 

Fabian: Die Gefahr ist doch, dass die Leute nur noch bis zu dem Punkt gehen, an dem sie sagen “Ok, es ist geil”. Denn dann muss sofort der nächste heiße Scheiß her.

motor.de: Wünscht ihr euch manchmal mehr Ursprünglichkeit?

Phillip: Zum Glück hat man ja noch die Wahl. Es gibt immer noch Leute die es geil finden, Schallplatten zu pressen. Und es gibt da diesen großen Vinyl-Hype. Wir stehen auf der Seite dieser Leute.

Marc: Ich bin aber trotzdem für Rapidshare und all den Quatsch. Ist doch herrlich, wie schnell man alles bekommen kann.

Phillip: Nur blöd, dass die Leute nicht für die Kunst bezahlen wollen, ne?

motor.de: Für welchen deutschen Künstler lohnt es sich denn derzeit, Geld zu bezahlen?

Marc: Klar gibt es gute Sachen…

motor.de: Das Sternchen am deutschen Pop-Himmel — Cro?

Phillip: Belanglos.

Fabian: Ist doch klar, dass sein massentaugliches Gewäsch uns nicht aus der Seele spricht. Allein seine Hymne — “Easy” — verkörpert nur ein gutes Lebensgefühl, mehr nicht. Da dann auch noch Hip-Hop drauf zu schreiben, ist irgendwie arm.

Marc: Da fehlt der Tiefgang.

motor.de: Massentaugliches Gewäsch hin oder her — Cro hat’s geschafft. Wollt ihr nicht auch mal so groß werden?

Fabian: Wir haben die Band nicht gegründet, weil wir Bock auf Cash und Fame hatten. Sondern, weil wir Musik machen wollten und weil wir es geil finden.

Marc: Glaub uns, wir geben immer noch einen Großteil unseres Geldes für Instrumente aus! (lacht)

Fotos, Text, Interview: Josa Valentin Mania-Schlegel

Im Juni 2011 hatten wir Sizarr schon ausführlicher vorgestellt. Ihr könnt das Feature »hier nachlesen.


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