Skin über Soloprojekte, das Comeback von Skunk Anansie und “Wonderlustre”.
Skunk Anansie dürften den Meisten noch von Titeln wie „Secretly“ oder „Because Of You“ aus den 90ern ein Begriff sein. Damals waren sie eine der wichtigsten Rockbands und vor allem für ihr sehr politisches Songwriting bekannt. Nicht zuletzt wegen des extrovertierten Auftretens ihrer Frontfrau Skin wurden die Briten weltweit berühmt und verkauften mit ihren drei Alben ca. vier Millionen Platten. Im Jahr 2001 löste sich die Band überraschend, aber nicht im Streit, auf, um 2009 ihr Comeback- und gleichzeitig Best-Of-Album „Smashes and Trashes“ zu veröffentlichen. Anlässlich dieser Reunion trafen wir das Quartett schon damals zum Interview und Ace verriet uns, dass sie mit dem neuen Album “keine Musik für die Fans von vor 15 Jahren machen wollen, sondern für das hier und heute“. Am 10. September veröffentlichen sie nun ihre neue Platte „Wonderlustre“.
Wir haben für Euch mit der charismatischen Frontfrau Deborah Anne Dyer, alias „Skin“ über die Reunion der Band, dem Gefühl wieder zusammen Musik zu machen und das neue Album gesprochen.
motor.de: Wie ich gehört habe, wart Ihr in den letzten Monaten viel unterwegs und habt einige Festivals bespielt. Hat Dir das Touren mit Deinen Bandkollegen gefehlt?
Skin: Ja, in den letzten Jahren habe ich es vermisst, in einer Band zu sein, aber wir waren alle sehr beschäftigt. Wir sind nicht die Art von Menschen, die nur herumsitzen, nichts tun und darauf warten, dass die Band sich wiedervereinigt. Wir haben alle sehr viel individuell gemacht. Ich beispielsweise habe meine Soloalben aufgenommen, aber allein es ist schwerer und fünfmal soviel Arbeit. Was nicht heißen soll, dass ich keine mehr machen werde. Aber mit Skunk Anansie zu arbeiten ist einfacher und macht viel mehr Spass.
motor.de: Habt Ihr bei Euren Konzerten bereits einige der neuen Titel getestet?
Skin: Wir haben bereits zwei neue Songs vor Publikum gespielt und sind gerade dabei, die anderen zu proben.
motor.de: Und hattest Du das Gefühl, dass das Publikum die Lieder genauso mag wie die Alten?
Skin: Ja, die neuen Songs liefen sogar besser. Wir haben die Lieder der alten Alben genug gespielt und es ist Zeit, sie durch Neue zu ersetzten. Ich finde das ist auch gut so, denn es ist immer schön neues Material spielen zu können.
motor.de: „Don’t call it Comeback / I been here for years“ ist eine Zeile aus Eurer neuen Single „My Ugly Boy“. Im Prinzip entspricht diese Zeile sogar der Realität: Du hast in den letzten Jahren zwei Soloalben aufgenommen und Deine Bandkollegen haben ebenfalls an verschiedenen Projekten gearbeitet. Warum habt Ihr Euch letztendlich dazu entschieden wieder als Skunk Anansie zusammenzuarbeiten?
Skin: Es war einfach gutes Timing. Wir bekamen viel Support aus dem Internet, wie beispielsweise auf MySpace und es war auch für jeden von uns das erste Mal in neun Jahren, dass unsere Zeitpläne eine Wiedervereinigung zuließen. Eins kam zum anderen. Wir hatten gemeinsam an Songs für das Greatest Hits-Album geschrieben und schließlich kam alles ganz natürlich zusammen. Niemand hat etwas gepusht oder erzwungen.
motor.de: Ihr veröffentlicht demnächst Eure neue Platte „Wonderlustre“. Im offiziellen Trailer auf YouTube hast Du gesagt, dass sich das Album um Euch Vier dreht und Euer eigenes „Wonderlustre“. Kannst Du das genauer erklären?
Skin: Es geht eben um uns, unsere Songs und die Energie, die wir als Band haben. Wir haben alle zusammen in einem Raum gesessen und Songs über uns geschrieben, in verschiedenster Hinsicht, und über die Erlebnisse jedes Einzelnen.
motor.de: Also würdest Du sagen, dass die älteren Alben nicht so stark an Euch orientiert waren?
Skin: Ja, irgendwie schon. Ich meine wir hatten auch sehr private Songs, wie „Charity“. Aber wir waren auch noch wesentlich jünger und haben eher Äußerlichkeiten betrachtet, als in uns hinein zu sehen.
motor.de: Noch einmal zur neuen Platte: Wen man „Wonderlustre“ so anhört, fällt einem sofort dieser typische Skunk Anansie-Sound auf. Deine Solo-Alben beispielsweise waren eher punklastig und Du hast außerdem viel im Clubumfeld gearbeitet. Warum wolltet Ihr den Sound von Skunk Anansie nicht in neue Richtungen verändern?
Skin: Ich denke die Platte klingt schon anders. Es hört sich natürlich wie Skunk Anansie an, denn wir Vier sind nun mal Skunk Anansie. Im Vergleich zu den alten Alben hat die Platte für uns aber einen ganz anderen Sound, einen anderen Stil. Wir sind immer noch eine Rockband und haben natürlich auch elektronische Sachen auf dem Album, aber nicht so offensichtlich. Das neue Album ist auf jeden Fall einige Schritte weiter als die Alben zuvor. Für uns ist es ein frischer Neuanfang.
motor.de: Und hat sich auch an Eurem Songwriting auch etwas geändert?
Skin: Ja, wir schreiben die Songs jetzt zusammen. Früher wäre ich beispielsweise irgendwohin gegangen und hätte vieles allein gemacht. Für dieses Album haben wir aber einige Wochen alle zusammen in einem Raum gesessen und geschrieben, geschrieben, geschrieben. Für mich war es ein Experiment: Ich wollte sehen, ob wir zusammen dazu in der Lage sind, ein qualitativ hochwertiges Album zu schreiben.
motor.de: Werfen wir noch einen Blick in die Zukunft: Werdet Ihr Eure Soloprojekte fortführen oder Euch zunächst ausschließlich auf Skunk Anansie konzentrieren?
Skin: Ich denke Skunk Anansie wird es immer geben, aber wie alle anderen Bandmitglieder werden wir unsere Soloprojekte weiterführen. Wir können beides machen: Skunk Anansie und Solosachen. Letztendlich ist es alles eine Frage der Planung.
Interview: Stefanie Göthel
„Wonderlustre“
VÖ: 10.09.2010
Label: MUSIC/ Edel
Tracklist:
01. Good Loves Only You
02. My Ugly Boy
03. Over The Love
04. Talk Too Much
05. The Sweetest Thing
06. It Doesn’t Matter
07. You’re Too Expensive For Me
08. My Love Will Fall
09. You Saved Me
10. Feeling The Itch
11. You Can’t Always Do What You Like
12. I Will Stay But You Should Leave
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