Voranschreitender Gitarren-Rock mit einer unzähmbaren Energie – Slug In Cullet beweisen einmal mehr, dass die Produktpalette der Schweiz mehr als Käse und Schokolade beinhaltet.
Freunde des Alternative-Rock wissen es unlängst: Für neue Entdeckungen auf dem Gebiet dieses Genres muss man nicht nur über den großen Teich schielen. Bereits ein Blick über die Alpen eröffnet weite Sphären in den Gefilden schiebender Gitarrenwände: Erst vor kurzem bewiesen das eindrucksvoll Navel, ihre Landsleute My Heart Belongs To Cecilia Winter und auch Delilahs drückten überaus effizient rohen und ungeschliffenen Sound über die Schweizer Landesgrenzen. Nun liefern die Eidgenossen mit Slag In Cullet ein weiteres lobenswertes Beispiel für Grunge-infizierten und ungeschminkten Alternative nach. Es fällt leicht, den drei jungen Musikern einen ausgeprägten Arbeitseifer zu unterstellen: Mit „Splinter“ veröffentlicht das Trio bereits sein zweites Album innerhalb eines Jahres. Zwischen einer ganzen Armada an Konzerten und den Aufnahmen zu ihrem Debüt „Time To Explode“ schrieben sie bereits an den elf Stücken, die nun via Cargo Records die Plattenläden erreichen.
„Wir sind eine Liveband, wir wollen so viel spielen wie wir können. Die Konzerte sind der Hauptgrund warum wir das Ganze überhaupt machen. Wir haben noch vieles vor und wollen keine Zeit verschwenden damit anzufangen“, gibt Drummer David Burger zu Protokoll. Das Label ‘Ungeduld’ kann man seiner Band jedoch keineswegs aufdrücken. Voranschreitend und kraftvoll jedoch in keiner Sekunde ungeordnet oder unüberlegt pressen die Lautsprecher den Zweitling, der förmlich nach einer Live-Umsetzung schreit, an die Luft. Seitenverweise zu Bush, Creed oder auch den Foo Fighters erscheinen nicht nur aufgrund des melodiösen Arrangements sondern auch wegen dem breit aufgestellten Klanggewand nicht abwegig.
Indem sie das machen, wofür ihr Herz schlägt, beschreiten die zwei Herren und die Dame den Königsweg: Im Jahr 2007 debütierte die Formation mit ihrer EP „Like Taking Cover Behind“. Zuvor heimste sie bei Bandcontests verschiedene Preise ein. Den entscheidenden Kick bescherte ihnen jedoch die Selbstvermarktung durch Social Networks. Hier werden sie vom UK-Label Headroom Records entdeckt, welches sofort jemanden zur Live-Bemusterung in das Heimatland der Band fliegen lässt. Um drei Uhr morgens unterschreiben Slag In Cullet in einer Hotelbar ihen ersten Plattenvertrag. Das war im Mai 2009. Anno 2011 bleibt ihr Stein im Rollen: Zweite Platte ist auf dem Markt und auch eine ausgedehnte Tour ist in Planung. Jetzt kommt es auf das Feedback der Hörer an.
“Splinter” ist ein vielschichtiges Album, das sich sowohl in balladesken Gefilden wohlfühlt, “Believe”, als auch mit Gitarrenbrettern und prügelnden, rohen Passagen punkten kann. Als Anspieltipps seien hier vor allem “Tasteless Shade” und “Run Away” empfohlen. Nach dieser Platte darf man von Slag In Cullet noch eine Menge erwarten und sich auf künftigen Output freuen. Als netten Nebeneffekt steigert es zudem die Vorfreude auf das kommende Foo Fighters-Album.
Julia Kindel
Slag In Cullet für motor.de
VÖ: 25.02.2010
Label: Revolver / Cargo Records
Tracklist:
01. That way
02. Tasteless shade
03. If I had a heart
04. These times
05. Splinter
06. Nice to meet you
07. The masochist
08. Run away
09. Believe
10. Bruise
11. Things that seem so plain
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