Für viele Musikkonsumenten, die mit der Materie Slayer nicht sonderlich vertraut sind, gibt es offen gesagt nicht viel mehr als zwei Songs, die sich auf abgewätzten Tapes oder obligatorischen Knüppel-Samplern finden: Angel Of Death und Raining Blood – letzterer zu tausenden in den Proberaumkellern dieser Welt verhunzt. Autor eben dieser zwei Legenden sowie der beinahe kompletten Diskografie ist Gitarrist und Slayer-Gründungsmitglied Jeff Hanneman, der am gestrigen 2. Mai verstarb. Er wurde 49 Jahre alt.

Von links: Dave Lombardo, Kerry King, Jeff Hanneman und Tom Araya. Foto – Sony Music

Erst vor kurzem erholte sich Hanneman von dem folgenschweren Biss einer Spinne, der ihn fast seinen Arm kostete, nachdem er sich verspätet in Behandlung begab. Inwiefern der Spinnenbiss zu seinem Leberversagen beitrug, ist derzeit noch umstritten. Unumstritten hingegen ist sein Stellenwert für die Band – die insgesamt elf Studioalben von Slayer wurden fast ausschließlich von Jeff Hanneman und Gitarrist Kerry King komponiert. Die Band äußerte gestern tief betroffen via Facebook:

Slayer ist am Boden zerstört, euch mitteilen zu müssen, dass ihr Bandmitglied und Bruder, Jeff Hanneman, heute Morgen gegen elf Uhr in der Nähe seines Wohnorts in Südkalifornien gestorben ist. […] Er hinterlässt seine Frau Kathy, seine Schwester Kathy und seine Brüder Michael und Larry und wird schmerzlich vermisst werden.”

Slayer – “Seasons In The Abyss”

King und Hanneman gründen die Band Slayer 1981 zu einer Zeit, als sich die gestandenen Vertreter des Heavy Metals eher softeren Gefilden zuwandten. Empörung in der Szene führte dazu, dass der Punk als neuer Einfluss besonders im Untergrund eine Vielzahl von Metalbands entstehen ließ, die sich musikalisch radikalisierten und untereinander vernetzten. Vorn dabei zu dieser Zeit waren an der Seite von Slayer außerdem Metallica. Zusammen mit Anthrax und Megadeath bilden sie die sogenannten “Big Four” des Thrash Metals, die bis heute eine überwältigende Fanschar weltweit vor ihre Bühnen zieht.

Das Album “Reign In Blood” zählt mit seinen wutentbrannten 28 Minuten zu den wichtigsten Veröffentlichungen und als Meilenstein des Metal-Genres. Maßgeblich beteiligt an diesem Erfolg ist übrigens Produzent Rick Rubin, der sich mit Feingefühl dem Abschleifen der unangenehmsten Ecken widmete und Slayer damit zum Durchbruch verhalf. Sowohl dieses als auch ihre folgenden drei Alben erreichten in den USA Gold-Status. 

Sie waren als Band für ihre Art nie unumstritten, galten immer als kompromisslos, musikalisch so hart, schnell, ungeschliffen wie auch versiert und technisch äußerst anspruchsvoll. Mit ihrem Sound beeinflussen sie bis heute nachhaltig tausende von Musikern. “Wenn es heute auch alle schon geschrieben haben, es kann nicht of genug geäußert werden – Slayer ist meine absolute Lieblingsband und hat mein Leben verändert”, schrieb John Sherman von Red Fang via Facebook.

Slayer – “Raining Blood” (live)

Angeblich saß Hanneman bereits an Texten für ein neues Album, wenn er seine Band auch live seit dem Ausbruch seiner Krankheit vor zwei Jahren nicht mehr unterstützen konnte. In dieser Zeit nahm Exodus-Gitarrist Gary Hold im Rahmen der “Big Four” Tour seinen Platz ein. Die Hoffnungen von Frontmann Tom Araya aus dem letzten Jahr, der Gitarrist würde schon bald an seine Seite zurückkehren, erfüllten sich bis zu letzt leider nicht.

“Heute wird ein Stern weniger scheinen, und die Bühne ist gerade ein bisschen dunkler geworden. Jeff Hanneman 1964-2013.”, äußerte sich sein Freund und langjähriger Wegbegleiter Dave Mustaine. Slayers Diskografie umfasst bis dato elf Studioalben, zwei Livealben, zwei EPs und 22 Singles. Ob und in welcher Besetzung die Band weitermachen wird, ist bisher nicht bekannt.

alex beyer