Bei der amerikanischen Rock-Band Smith Westerns von einem Geheimtipp zu sprechen, dürfte in den Weiten der Musik-Journaille durchaus als Hohn verstanden werden. Das Quintett aus Chicago hat einige hochkarätige Befürworter aufzuweisen: Die meinungsmachende Musik-Seite Pitchfork wählte ihr selbstbetiteltes Debüt im Jahr 2009 in die Liste der “Honorable Mentions”. Und auch ein Jahr später führte das britische Online-Medium die Band auf: Ihr Song “Weekend” vom Zweitling “Dye It Blonde” schaffte es sogar in die Top-100-Trackliste 2010.

Smith Westerns – “Weekend” 

Die fünf sind – über den Kamm geschert – Teenager. Ihre Lo-Fi-Musik ist unfassbar aufgeräumt, weiß mit emphatischem Songwriting zu überzeugen und kommt ohne Tohuwabohu daher. Dennoch lassen sich Referenzen zum vergnüglichen Garage-Rock der 1970er Jahre, zu T-Rex, David Bowie und John Lennon (ja, alle in einem Audio-Boot) nicht verschleiern. Und da ist natürlich ihr Debüt-Cover: In einer Art verquerten Collage zerschnippelte die Band das Cover von Nirvanas “Nervermind”, so als ob sie den Grunge-Legenden mal eben eine Ode aufdrücken wollen, ohne dabei auf ihre eigenen Vorzüge zu verzichten.

Wer sich bisher der jugendlichen Roughness, ihrer kommerziellen Ignoranz oder gar ein paar Songs entziehen konnte, sollte der Band um Co-Band-Leader Cullen Omori eine Chance geben. Und welche bessere Gelegenheit böte sich dafür an, als ein kleines, aber feines Live-Konzert. Die Internetseite grandcrew.com stellte kürzlich ein zwölf Track langes Kurzkonzert der Band zur Verfügung. Über 38 Minuten breiten die Smith Westerns mit “Weekend”, “Imagine Pt. ” und “Still New” nicht nur eine schöne Auswahl ihrer hitverdächtigen Songs aus, gar wissen die fünf mit beeindruckendem Live-Sound zu überzeugen.

Smith Westerns – Live @ La Flèche D’or (Paris)