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Und sonst so?

Im Hause Stiller scheint alles paletti zu sein. Ein zweites ‘Wellenreiten’ hat seinen Platz auf dem neuen Album ‘La Bum’ gefunden, und die Sportfreunde tun es heute dem Winson gleich. Während der einst im Fragegewand den Peter ins Spiel brachte, hört der Gute bei Rüde, Flo und Peter auf den Namen Roger, und der geht ordentlich nach vorne!

Was für Sophie Marceau die große Party verbunden mit dem Schritt ins Erwachsenenleben, dem Rebellieren und dem ersten Kuss anno 1980 war, ist für die Sportfreunde Stiller die Zeit nach dem großen Hit – halt nur ohne O. Aus der Pubertät sind sie – grob geschätzt – seit zwei Dekaden raus. Rebelliert haben sie noch nie. Zumindest nicht öffentlich als Künstler. Wenn man auf ‘La Bum’ nach einem Statement oder einem Bruch sucht, dann wird man nur beim Lieblingsthema der Sportfreunde Stiller fündig – dem Sport. Nach ‘You Have To Win Zweikampf’ ist erst einmal wieder Schluss mit Fußball. Dem runden Leder wird kein Platz gewährt – und auch keiner anderen Sportart. Das Surfen bildet die Ausnahme. Aber diese wird nur am Rande erwähnt. Und Weltmeister sind sie darin sowieso nicht. Sagt zumindest der Flo über den Rüde und den Peter.

Immer wieder hat man für die Sportfreunde den Finger gehoben und ‘jetzt!’ gerufen. Jetzt sind sie soweit und landen den großen Coup. Sei es 2000 gewesen, wo Peter, Flo und Rüde endlich nach Jahren des Schindens ihren verdienten Plattenvertrag bekommen haben. Ihr ‘So Wie Einst Real Madrid’ veröffentlichten und sogar Video-Rotationen im damals noch nicht so unglaubwürdigen deutschen Musikfernsehen ergattern konnten. Oder 2002, wo ihr zweites Album ‘Die Gute Seite’ in die Top Ten rauschte und sie sich mit geballter Live-Energie und Tischfeuerwerk einen Echo in der Kategorie ‘Rock National’ unter den Nagel riss. Trotz anfänglicher Kritik funktionierte 2004 auch der ‘Burli’, und ihre Hommage an Roque Santa Cruz ‘Ich Roque’ schoss auf die Zwei. Aber was danach kommen sollte, hatte niemand für möglich gehalten. Die Band, die immer schön den rechten Ton links liegen lässt, feiert ihr eigenes kleines Sommermärchen.

Wir sagen nur 2006 und ihr alle wisst, worum es jetzt geht. Um den Song mit der gleichnamigen Jahreszahl im Titel. Die Sportfreunde Stiller, unsere Freunde von nebenan, mit denen wir alle gerne mal ein Bier trinken und über Fußball und andere Nichtigkeiten und Wichtigkeiten des Lebens philosophieren würden, haben seit dem letzten Jahr eine Menge neue Freunde. Und denen muss anno 2007 gezeigt werden, was die Sportfreunde Stiller aus München wirklich ausmacht.

Geschätzt werden die Buben für ihre Live-Auftritte und ihre pure Energie. Ihre sonnigen Gemüter, die manchmal die fehlende Virtuosität unter den Tisch kehrt. Oder für ihre Themen – sein sie nun anspruchsvoll oder trivial. Die Rückführung in die Jugend durch Kevin Arnold (‘Wunderbare Jahre’) oder die Vermischung von Pop-Musik mit Sportikonen (‘Ich Roque’ oder ’54, 74, 90, 2006′) gefällt den Freunden der Sportfreunde, und diese positive Grundstimmung gegenüber der Band schlägt sich auch auf ‘La Bum’ nieder.

“Ich hat das Gefühl so vor den Proben, dass wir so erleichtert waren. Mir ging es total gut. Wir hatten eine gute Stimmung in der Band. Es stand natürlich schon die Frage im Raum, wie es weitergehen soll. Aber ich habe den ganzen Prozess positiv erlebt. Es kamen halt sauviele Lieder rein, die natürlich auch mit Arbeit und Herzschmerz verbunden waren. Es waren rege und viele Diskussionen, die manchmal auch gestresst und genervt haben.” Rüde und Flo sind gut drauf beim Interviewmarathon. Kleine Hänseleien stehen auf der Tagesordnung, und wenn Rüde spricht, lässt der Flo auch gerne mal seinen Kaugummi samt Spuckefaden auf den Tisch fallen, um diesen Sekunden später wieder vom Tisch samt Tisch-Krümeln aufzuheben.

Nach getaner Arbeit setzt Flo noch einen drauf: “Wir waren so kreativ nach dem Jahr, nach dem Ereignis, so dass wir wieder dastanden und uns gefragt haben, ob das alles gut ist. Oder ist es zu einfach, wenn wir einfache Lieder gemacht haben. Ist es viel zu kompliziert, wenn wir so ein bisschen um die Ecke gedacht haben. Dann haben wir so da gestanden, uns kurz angeschaut und uns gedacht, dass wir einfach mal auf das Herz hören sollten und es durchziehen müssen. Am Ende der Episoden haben wir noch ein paar sehr schöne Lieder geschrieben. Zum Beispiel auch die Single. Es war schon eine sehr kreative, eigentlich unerwartet Euphorie da.”

Die man ‘La Bum’ auch anhört. Die erste Single, Lied Zwei auf dem Album, ‘Alles Roger!’ ist ein gewitzter Schweinehund. Im Galopp manövriert man sich durch eine Endlos-Reihe an Fremdwörtern und schlägt das Fell da, wo es geschlagen werden muss, um einen guten Rock-Song auf den Punkt zu bringen. Auf ‘La Bum’ werden Keyboard-Seicht-Attacken aufgefahren (‘Ohne Liebe Bliebe Nichts’), fast nachdenklich Töne angeschlagen (‘Tu Nur Das Was Dein Herz Dir Sagt’), Peter sein erstes Gitarren-Soli gewährt (‘995er Tief Über Island’) und der Rüde ans Mikrofon gelassen (‘Sodom’): “Ich habe live schon des Öfteren gesungen. Die Band besteht mittlerweile schon darauf, dass ich – Alter, schau nicht so – meinen Gesang beisteuere. Mir macht’s echt Spaß zu singen, aber ich bin echt so wahnsinnig unfähig. Das ist so erstaunlich. Und das zeigt halt wieder die menschliche Größe innerhalb meiner Band, dass halt mir selber als Minderheit die Möglichkeit gegeben wird, meine hässliche Stimme zu präsentieren.”

Text: Tanja Hellmig

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