(Foto: David Drake)
Als wir uns mit Spring Offensive zum Interview im Berliner Privatclub treffen, kamen sie gerade aus Darmstadt. Am Tag davor haben sie im Irak gespielt. Ganz schöne Globetrotter diese Briten! Der Abend im Privatclub war ihr sechster Auftritt in Deutschland. Ihr erstes deutsches Mal war (natürlich!) in Berlin. Es war also eine Art spirituelles Nachhausekommen nach über zwei Jahren. Mit neuem Album, neuer Tour und einer übersympathischen Art!
Wacht ihr momentan eigentlich morgens auf und habt gar nicht so richtig den Plan, wo ihr überhaupt seid?
Es ist zwar ein totales Cliché – aber ja! Wir haben uns vor der Tour geschworen: lasst es uns niemals als selbstverständlich ansehen, so viel rumzukommen und meinen, nicht mehr aus dem Fenster schauen zu müssen und die Stadt kennen zu lernen. Aber die Tage werden irgendwie kürzer und man hat dann doch nicht die Zeit, die man bräuchte…
… wir sollten den Namen jeder Stadt, in der wir spielen. auf die Rückseiten unserer Gitarren schreiben!
Raucht ihr da etwa gerade elektronische Zigaretten?!?!
Ja – voll Rock’n’Roll! Es ist besser für die Stimme. Und allgemein ist es auch besser. (lacht)
Ist das jetzt so ein Tour-Ding, das ihr als Band durchzieht?
Domino Effekt! Fängt einer an, sind alle dabei…Zigaretten machen wir immer noch, aber wir rauchen nicht mehr. (lacht immer noch)
Und wie schmecken die Dinger?
Nach Pfefferminz!
Spring Offensive – The River on MUZU.TV.
Apropos Tour: ist das Tourleben wirklich so Rock’n’Roll wie viele immer denken? Hotelzimmer auseinander nehmen, viel Schnaps und Frauen? Oder ist es eher Tee und Bücher?
Man kann sich nicht jeden Abend betrinken und gleichzeitig jeden Abend geil performen. Musik ist auch körperliche Arbeit, vor allem live zu spielen. Man braucht Energie für die Shows. Da macht es keinen Sinn, sich jeden Abend maßlos abzuschießen. Wir haben dann und wann natürlich kleine Parties nach Shows. Aber man kriegt schon ohne zu feiern auf Tour nur vier bis fünf Stunden Schlaf pro Nacht. Und wenn man jeden Tour-Tag mit einem Kater durchziehen muss, tötet es dich irgendwann. Jetzt haben wir das Geheimnis gelüftet, dass ein Tourleben eigentlich total langweilig ist! (lacht schon wieder!)
Gibt es neben den elektronische Zigaretten noch andere Tour-typische Verhaltensweisen bei euch?
Eher atypisches Verhalten. Wir haben so eine komische Routine, dass wir untereinander in einem verschlüsselten Code sprechen, den nur wir verstehen. Und alle um uns rum, finden uns irgendwie komisch. Manchmal stehen wir auch im Kreis und machen komische Bewegungen. Das ist dann noch komischer! Wenn das jemals jemand aufnimmt und ins Internet stellt – ist unsere Karriere vorbei!
Was für Musik läuft denn gerade bei Euch im Tourbus?
Wir hören uns viel von Efterklang, Bombay Bycicle Club und St. Vincent an. Für so was ist das Touren optimal – man hat ne ganze Menge Zeit sich neue Musik anzuhören.
Steht ihr auch auf’s Zocken? Nintendo, Playstation und der ganze Kram?
Nur ab und zu mal ein Kreuzworträtsel.
Ist Quizduell eigentlich auch schon in England angekommen? (Es folgt eine ausfürhliche Erklärung, was Quizduell ist und was daran so süchtig macht)
Müssen wir unbedingt ausprobieren! Wir haben aber gehört, dass Fritz Kola nicht mehr cool ist?!
Weil es jetzt jeder trinkt und es kein Insider-Tipp mehr ist.
Wir haben aber auch gehört, das Shirts nicht mehr cool sind…
…das ist an mir vorbeigegangen. Was soll man denn dann anziehen?
Keine Ahnung – aufgemalte Anzüge oder so.
Seht ihr eigentlich mit Absicht so britisch aus?
Wir finden gar nicht, dass wir sooo britisch aussehen. Wir haben in Charity-Shops und Thrift-Shops mit dem Shoppen angefangen. Und einfach das gekauft, was billig war und nicht was gepasst hat. Uns ist schon nicht egal, was wir anziehen – wir denken aber auch nicht angestrengt darüber nach. Nach dem Motto: wir spielen morgen einen Gig – jetzt muss ein neues Shirt her.
Shirts trägt man ja auch nicht nicht mehr, wie wir eben festgestellt haben!
Wir rennen aber auch nicht zum Friseur, nur weil wir einen Auftritt haben. Es kommt immer drauf an, ein wie starkes Statement man setzen möchte. Dabei geht es nicht zwangsläufig um Trends. Wir haben so ein bisschen das Image, dass wir ruhige Bücherwürmer sind. Und das sind wir irgendwo auch. Wir mögen viele Dinge nicht, die als Begleiterscheinungen von Rock’n’Roll kommen. So Sachen wie auf der Bühne eine Sonnenbrille tragen, muss für uns einfach nicht sein.
Gecheckt was wir mit übersympathisch meinen?!
Julia Ramonat
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