Vom Musikschulendrill am Waldhornmundstück an die Posterwände in vielen Indie-Mädchenzimmern. Was für eine Entwicklung. Die fünf Jungs von Sugarplum Fairy haben schon in zartem Alter erkannt, dass der Schritt in die Selbstständigkeit gar nicht früh genug gemacht werden kann und bringen mit einem Bandurchschnittsalter von gerade mal 23 Jahren nun schon ihr mittlerweile drittes Album an den Mann – oder besser das Gitarren-Pop-verliebte Mädchen.
Für wahre Rockerherzen mag es hin und wieder lästig sein, sich für den eklatanten Pop-Akzent ihrer Songkreationen rechtfertigen zu müssen, beziehungsweise sofort in eine Verteidigungshaltung abzudriften, erwähnte man die gefürchteten drei Buchstaben in ihrer Anwesenheit. Nicht so im Hause Sugarplum Fairy. Angesprochen auf den honigsüßen Pop-Zuschlag auf ihrem neuen Album “The Wild One” erscheint nur ein kurzes nervöses Zucken um die Mundwinkel der beiden Frontmänner Victor und Carl Norén, bis sie sich dazu entschließen, den Tatsachen ins Auge zu blicken und das Kind beim Namen zu nennen:
In Anbetracht der Tatsache, dass die Jungs behaupten, sich sogar zu langweilen, wenn sie die Kollegen mal nicht um sich wissen, war das wahrscheinlich der angenehmste Weg, die Arbeit an der Platte hinter sich zu bringen. Die Wortführer der Fünferbande sind aber, das wird ganz deutlich, die beiden Brüder Carl und Victor. Während sie das Gespräch permanent am Laufen halten und sich dabei gegenseitig gerne auch mal über längere Strecken in die Satzstrukturen hacken, sitzt der ebenfalls anwesende Basser David über die komplette Distanz nur schweigend daneben. Doch das wirkt nicht unsozial bedrohlich. Die Rollen sind einfach klar verteilt, wie Carl kommentiert.
Angefangen hat die musikalische Karriere der jungen Schweden allerdings nicht mit dem freien jugendlichen Geist, den sie heute preisen, als gäbe es kein Morgen mehr, sondern hinter den tristen Mauern einer staatlichen Musikschule. Bewaffnet mit einem Blechblasinstrument namens Waldhorn, machte auch Victor Norén hier seine ersten musikalischen Schritte, bis er merkte, dass er für eine anständige instrumentale Ausbildung gar nicht so weit Wege zurücklegen muss.
Und das Bildungsprogramm ist noch nicht beendet. Das, was die neue Platte an kleinen Veränderungen in sich birgt, sei nicht etwa intendiert gewesen, sondern basiere einfach auf dem steten Training durch ihre ausdauernde Live-Präsenz. Für die Zukunft der Kapelle kann es deshalb auch nur eine Zielsetzung geben. Solange man nicht die größte Band des Planeten sei, hätte man immer eine Motivation, um sich nicht gelangweilt von der Bildfläche zu verabschieden. “Wir sind noch so jung und hungrig nach mehr. Wir wollen jedes Konzert spielen, neue Platten aufnehmen und noch viel mehr Menschen erreichen…” Brave Jungs, immer schön munter bleiben. Alte lahme Füße bekommt man schon noch früh genug.
Christine Stiller
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