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Sum 41-Frontmann Deryck Whibley über verzögerte Aufnahmeprozesse, die Bedeutung eines Studioalbums und straight Rock’n’Roll.
Vier Jahre sind jetzt seit der Release ihres letzten Albums “Underclass Hero” vergangen. Für die Punkrocker Sum 41 war es ein weiter Weg, bis ihr fünfter Langspieler nun Ende März endlich die Läden erreichen kann. Die Vorbereitungen für das neueste Werk der Kanadier begannen schon knapp ein Jahr nach Veröffentlichung des Vorgängers, doch bis zur Fertigstellung kamen ihnen ein paar Strapazen in die Quere, aber auch ihre eigene Herangehensweise nahm etwas mehr Zeit in Anspruch als sonst. Es ist die bisher längste Pause zwischen zwei Alben in der Geschichte der Band.
Im vergangenen Jahr spielte der Vierer eine ausgedehnte Welttournee von knapp 120 Konzerten, auf der sie ihren Fans bereits einen ausführlichen Einblick ins kommende Material gaben. Im Gespräch mit Deryck wurde auch schnell klar, warum sie ihren Tourplan stets so reichlich füllen.
motor.de: Ihr habt in den letzten Monaten unzählige Konzerte gespielt, im Februar wart ihr auch hierzulande unterwegs. Das Liveband-Dasein kostet sicher eine Menge Energie. Wie nimmst du es wahr?
Deryck: Auf Tour zu sein, ist wie eine Art Wanderzirkus, es ist ziemlich verrückt, skurril und du hast immer einen Haufen Leute, die um dich herumwuseln. Es passieren wahnsinnig viele Dinge, du vierlierst jedoch manchmal den Blick für’s Besondere – dennoch ist es immer eine sehr amüsante Angelegenheit, fast immer. Deutschland war klasse, wir kommen auch definitiv zurück – die Frage ist nur noch, wann dies geschehen wird. Wenn das Album dann endlich draußen ist, werden sicher wieder Konzerte geplant.
motor.de: Verliere doch bitte mal ein paar Worte über euer neues Album “Screaming Bloody Murder”. Es brauchte ja verhältnismäßig viel Zeit, die Platte endlich auf den Markt zu bringen. Was hat sich denn geändert verglichen mit dem Vorgänger?
Deryck: Es hat sich einiges verändert, persönlich wie musikalisch. Das neue Album ist viel härter und düsterer ausgefallen, sicher haben da auch die Produktionsumstände eine Rolle gespielt. Im Grunde genommen klingt “Screaming Bloody Murder” anders, als alles was wir bisher gemacht haben. Es ist eine harte Rockplatte, aggressiv und schnell. It’s straight Rock’n’Roll!
motor.de: Einige der neuen Sounds haben sogar einen cineastischen Charakter, das war jedenfalls mein erster Eindruck. Allein schon das Intro von eurem Titelsong bringt mich auf diesen Trichter…
Deryck: Nun ja, wir haben dem ganzen Album eine sehr direkte und lebendige Ansprache verpasst. Es gibt definitiv weniger Verschnörkelungen, vielmehr geht es um die puren Songs und deren Performance. Trockener und roher ist es geworden, unser Zusammenspiel hat sich verändert, wir gehen da in eine neue Richtung. Trotzdem bleiben wir natürlich die gleiche Band.
Sum 41 – “Screaming Bloody Murder”
motor.de: Du hältst also nicht sehr viel von musikalischen Konstanten?
Deryck: Wir denken nicht wirklich darüber nach und machen einfach Musik, mit der wir uns identifizieren, auf die wir stehen und abgehen können. Über alles andere wollen wir uns nicht den Kopf zerbrechen. Jede einzelne Aufnahme klingt anders und die Fans unterstützen das – uns als Band macht das sehr glücklich und bestärkt unse Ansicht.
motor.de: Wie lang dauerte der Aufnahmeprozess für eure neue Platte denn nun wirklich? Eine Pause von vier Jahren ist die bisher größte Veröffentlichungslücke, die eure Fans hinnehmen mussten.
Deryck: Ja, es dauerte ziemlich lange, weil wir keinen normalen Weg eingeschlagen haben. Wir waren nicht wirklich in richtigen Studios, hatten auch keine Produzenten und keine Deadline. Wir haben die Songs größtenteils wirklich nur dann aufgenommen, wenn wir auch Bock drauf hatten. Das passierte dann innerhalb von dreieinhalb Jahren in diversen Wohnungen, in Wohnzimmern oder wo wir halt gerade abgehangen haben. (energisch) Was auch immer passiert, das wird schon werden – scheiß drauf! Nach der Zeit kann ich nicht einmal mehr schätzen, wieviele Songs wir in dieser Zeit nun genau geschrieben haben.
motor.de: Wie verläuft bei euch der Aufnahmeprozess? Nach welchen Kriterien geht ihr letztendlich vor und wie entscheidet ihr, welcher Song wirklich auf die Platte kommt?
Deryck: Also auf die Platte haben es letztendlich 14 Tracks geschafft. Wie viele darüber hinaus noch existieren, weiß ich gar nicht. Darüber habe ich auch nie so richtig einen Überblick gehabt. Die Aufnahmen verlaufen nie mit irgendeinem Verkaufsgedanken im Hinterkopf, also wie gut oder unkompliziert ein Song oder ein Album insgesamt dann am Ende von den Fans aufgenommen wird. Mir ist scheißegal, wer die Platte kauft. Das interessiert mich nicht. Viel wichtiger ist mir, dass uns die Leute live auf der Bühne erleben und abgehen können. Das ist das einzige, was wirklich zählt für mich. Mir ist es egal, ob die Songs im Radio gespielt werden oder ob du oder irgendeiner von den ganzen Kritikertypen das Album dann letztendlich mag. Unsere Liveshows sind nicht nur das Wichtigste, sondern das Einzige, was zählt. Alles andere bedeutet nichts.
Sum 41 – “Skumfuk”
motor.de: Ihr seid ein bisschen im Verzug, die Fans warten schon lange auf ein erstes Musikvideo zur neuen Platte. Habt ihr schon etwas in Planung?
Deryck: Ich weiß nicht, wir haben darüber noch nicht nachgedacht, eigentlich ist es uns auch ziemlich egal. Ich weiß auch nicht, ob da überhaupt was kommt und mal ehrlich – Videos schaut sich doch eh niemand mehr an, das kommt ja auch noch hinzu. Man wird sehen.
motor.de: Ich habe gelesen, dass du in eine Schlägerei verwickelt warst, die die Verzögerung eures neuen Albums mit beeinflusst hat. Was war da denn los?
Deryck: In Japan wurde ich von einer Menschengruppe attackiert, das war wirklich beschissen. Ich weiß nicht, wer das war und warum sie das gemacht haben. Über die Identität ist bis jetzt auch noch nichts bekannt. Die Aktion hat nicht explizit die Verzögerung des Albums verursacht, dennoch musste ich für einige Zeit ins Krankenhaus.
motor.de: Abschließend – Ihr habt als Band nun einige Jahre auf dem Buckel. Wenn du zurückblickst: Kannst du Songs wie etwa “Fat Lip”, die ihr vor zehn Jahren veröffentlicht habt, heute noch immer mit dem selben Spirit und der gleichen Energie spielen, die du damals an den Tag gelegt hast?
Deryck: Ja, natürlich, ich liebe diesen Song. Wir mögen zwar nicht mehr jeden einzelnen der alten Schinken, doch natürlich ist es live immer wieder großartig, wenn die Meute zu den Songs abgeht. Liveshows schaffen es immer wieder, schon fast totgeglaubten alten Tracks neues Leben einzuhauchen.
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