(Fotos: Talco Homepage)

Talco nennen ihre Musik gerne „World-Punk“. Mit bratenden Gitarren, scheppernden Drums und diversen Blasinstrumenten im Gepäck, zieht das Sextett aus Marghera, Venedig nun schon seit fast 15 Jahren um den Erdball. Vor allem hierzulande wissen Freunde pogolastiger Off Beat-Klänge das Schaffen der Italiener zu schätzen. Im Mai 2014 erscheint nun das erste offizielle Livealbum der Band. Wir baten Sänger Dema zum Gespräch und plauderten mit ihm über ihre besondere Beziehung zu Deutschland, das im Mai erscheinende erste Live-Album der Band und König Fußball.

motor.de: Hi Dema, ihr seit momentan mal wieder in Deutschland auf Tour. Wie läuft’s bisher?

Dema: Oh, fantastisch. Wir haben jetzt Wiesbaden, Dortmund und Köln hinter uns. Vor allem in Köln hatten wir großen Spaß.

motor.de: Was war in Köln so besonders?

Dema: Wir haben dort im Sonic Ballroom gespielt. Wenn ich mich recht erinnere, war das die Location, in der wir in Deutschland das erste Mal überhaupt gespielt haben. Das müsste jetzt schon fast zehn Jahre her sein. Da kamen natürlich viele Erinnerungen hoch. In den anderen Städten war es aber auch toll. In Deutschland läuft es eigentlich überall immer ziemlich gut.

motor.de: Woran liegt das?

Dema: Keine Ahnung. Ich denke, dass man als Punkrock-Band  in Deutschland generell auf viele offene Ohren stößt. Dabei spielt es, glaube ich, keine große Rolle woher man kommt. Wir haben das gleich gemerkt, als wir 2008 die ersten Male hier zugange waren. Wir wurden überall mit offenen Armen empfangen. Das waren schon tolle Erlebnisse, die sich in unseren Köpfen natürlich verankert haben. Danach stand Deutschland bei uns immer ganz oben auf der Liste, wenn wir die Möglichkeit hatten mal wieder die Koffer zu packen.

motor.de: Die Bühne ist euch am wichtigsten, oder?

Dema: Ja, absolut. Wir sind eine Live-Band durch und durch. Wenn ich die Wahl hätte, dann würde ich am liebsten das ganze Jahr auf Tour verbringen. Leider bleibt aber noch nicht allzu viel hängen, um das komplette Normalo-Leben an den Haken zu hängen. Aber es wird von Jahr zu Jahr besser. Wir sind guter Dinge.

motor.de: Ab Mai kann man sich ein genaueres Bild davon machen, was bei euch abgeht, wenn ihr auf die Bühne hüpft, denn dann steht euer erstes Livealbum in den Startlöchern.

Dema: Ja, genau. Es wird auch eine DVD dabei sein, auf der unsere komplette Geschichte etwas näher unter die Lupe genommen wird. Wir sind total happy mit dem Ergebnis und denken, dass unsere Fans total auf ihre Kosten kommen werden. Es sind wurden wirklich jede Menge lustige Sachen festgehalten.

motor.de: Bei welcher Show wurde auf die Record-Taste gedrückt?

Dema: Die Live-Aufnahmen stammen aus Pamplona. Da haben wir letztes Jahr im November gespielt.

motor.de: Warum habt ihr euch so lange Zeit gelassen für euer erstes Live-Zeugnis?

Dema: Wir wären natürlich gerne schon viel früher in Aktion getreten, aber so ein Live-Album ist mit unheimlich viel organisatorischem und logistischem Aufwand verbunden. Dahingehend fehlte es uns in der Vergangenheit noch am nötigen Know How. Umso glücklicher sind wir, dass es im Mai nun endlich soweit ist.

motor.de: Was viele eurer feierwütigen Fans manchmal vergessen, ist die Tatsache, dass ihr euch inhaltlich auch viel mit sozialen Missständen beschäftigt. Gerade hier in Deutschland sieht man nach euren Konzerten selten Fans, die sich über eure Mittelfinger-Botschaften austauschen. Habt ihr schon mal daran gedacht, englischsprachige Lieder mit ins Programm aufzunehmen, um der einen oder anderen Botschaft etwas mehr Nachdruck zu verliehen?

Dema: Nein, eigentlich nicht. Ich denke, dass die Leute, denen inhaltliche Dinge wichtig sind, sich zuhause auch intensiv mit Texten beschäftigen. Dabei spielt es, glaube ich, keine Rolle, ob  die in englisch, deutsch, französisch oder spanisch verfasst sind. Es gibt ja mittlerweile dutzende Translater-Programme (lacht). Uns war immer wichtig, authentisch zu sein.  Und dazu gehört eben auch, dass wir als Band aus Italien in unserer Landessprache singen.

motor.de: Ihr habt aber auch schon mal einen deutschen Song aufgenommen – nämlich den Titel „St. Pauli“.

Dema: Ja, das stimmt – eine sehr lustige Erfahrung (lacht).

motor.de: Apropos St.Pauli: Im Sommer startet die nächste Fußball-WM. Angesichts eures intensiven Bezugs zum runden Leder, muss ich euch natürlich noch folgende Frage stellen: Wer wird Weltmeister?

Dema: Das ist eine schwere Frage. Ich würde mich natürlich freuen, wenn Italien gewinnt. Auch Deutschland hat ein tolles Team, keine Frage. Ich glaube aber, dass sich dieses Jahr eine Mannschaft durchsetzen wird, mit der nur wenige rechnen.

motor.de: Welche?

Dema: Costa Rica.

motor.de: Dein Ernst?

Dema: Ja, absolut (lacht). In Brasilien werden europäische Mannschaften aufgrund der Hitze schnelle an ihre Grenzen stoßen. Du wirst sehen: Costa Rica wird alle überraschen.

motor.de: Wir sind gespannt.

Interview: Kai Butterweck