“Vier Typen aus Berlin, jenseits der Dreißig meist.” So steht’s im schnoddrig geschrieben Infozettel, der das Debütalbum von Team Tyson begleitet. Und das merkt man – im positiven Sinne! Ebenso ist spürbar, dass “die Tysons nicht zum ersten Mal in ihrem Leben zu einem Instrument greifen.” Denn mit den TT-Vorgängerbands Ten Buck Fuck, Tigers Of Doom, Slick und Motocrotte hatten die vier genügend Gelegenheit, sich die Hörner abzustoßen, betonterweise ohne jedoch die Ecken und Kanten glatt zu schmirgeln. Will sagen: Team Tyson müssen niemandem mehr etwas beweisen, müssen nicht mit technischer Finesse über mangelnde Seele oder gar mit schmucker Ausstaffierung über innere Leere hinwegtäuschen – no, Sir! “Laut, simpel, geil“, ist das Motto, und wenn Gero “Herr” Kugler die albumtitelgebende Aufforderung “Jump Start My Head” ins Mikro bellt, dann meint er das auch so: Keine Schnörkel, keine Gefangenen und keine Zeit für Langeweile – “We’re Not Patient” heißt nicht ohne Grund der gleich auf den eben genannten folgende Track.
“It’s Not Certain” kommt dann, aber damit können Kugler, der zweite Gitarrist Sascha Müller-Lobeck, Drummer Rafael “Monsieur” von Versen und Bassmann Alexander Pohl eigentlich nicht ihre musikalische Ausrichtung meinen. Denn der Song prescht nach vorn wie seine 15 Kompaneros – Garagenrumpelpunk galore! “Drop Dead” sollte eigentlich erst nach dem ganzen Packen kommen, ist aber hier Song Nummer vier. Warum nicht? Immerhin singt das Quartett auch der “Hannelore” ein Lied, bevor dann ein vermeintlicher “Break Down” musikalisch alles andere als ein solcher ist. Eher trifft’s dann schon der nächste Titel “Excitation“. Müsste zwar meinem bescheidenen Volkshochschul-Englisch nach eher “Excitement” heißen, aber was weiß ich schon von so was? Da lass’ ich lieber die Profis ein Lied von schrammeln! Im CD-Cover findet sich ein Bild von denen, wie sie im Proberaum rumlungern. Der Herr Kugler grinst sich einen, während Sascha einen undeutbaren Ausdruck im Gesicht trägt. Feixend schaut auch Alexander Pohl zu Boden, während der Trommelmann von Versen sein Ride-Becken noch einmal festschraubt. Klar, denn als nächstes kommt “Let’s Go“. Ein Song – zwei Worte – ein Motto.
Auf “Pladde” ist damit Seite Eins zu Ende. Umdrehen also! “Semen of Love“. Uiuiui, versaut? Ach ja: Sex, Drugs & Rock’n’Roll. Damit hätten wir dann ja zwei Drittel des Slogans abgedeckt. Die “Drugs” kommen später, in Song 13 – “The Drugs They Use On You“. Vorher aber noch 10, 11 und 12: Was es dann mit dem putzigen Song über eine gewisse “Chantalle Hitler” auf sich hat, weiß ich leider nicht – vielleicht fragt ihr das Quartett einfach beim nächsten Konzert mal selber. Dessen Besuch, sowie der Erwerb des Erstlings auf CD (oder standesgemäß: “Is dis geil – Team Tyson auf Vinyl.“) soll hiermit Fans von Turbostaat, den Hot Snakes oder New Bomb Turks und Supersuckers dieser Welt ans Herz gelegt werden!
Bevor ich demnächst den Rat von Titel 11 befolge (“Shut Up“) und mich mit einem Verweis auf www.teamtyson.de (zum Reinhören – ist immer besser als drüber lesen!) verabschiede, nur noch schnell die verbleibende Songliste durchgearbeitet… “Walk Her Home“, ja ja – das muss auch sein! Immerhin hatten auch die räudigen Ramones Lieder wie “I Wanna Be Your Boyfriend“. Kleiner Einschub: Du meine Güte – die sind aber schnell! Bevor ich den Text hier zuende getippt habe, ist die Platte schon vorbei! 16 Songs, gut 27 Minuten – das ist Rock’n’Roll… Also noch mal zurück zum Start… Wo war ich? Ach ja: Die “Ballade” ist bei Team Tyson auch schnellschnellschnell und mit ein bisschen Rumschreien. Warum nich’? 14: “Get Out” – noch nicht ganz, denn die Antwort auf #15 (“Is This All You Got?“) heißt: NEIN! Einen nämlich noch: “Right On“. Ganz genau!
Ralph Schlegel
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