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Mit langem Atem und ohne Welpenschutz

Alle ungeduldigen Gemüter dürfen sich jetzt ein paar Minuten ganz entspannt zurücklehnen. Tent aus Gießen wurden schon vorab des offiziellen Durchbruchs brühwarm für euch aufgespürt und lehren uns auch gleich, warum es manchmal besser ist, Geduld zu bewahren.

Drei sind ja bekanntlich einer zu viel. Tent-Frontmann Alexander Eß könnte sich momentan jedoch keine bessere Anzahl für seine Bandbesetzung vorstellen. Nachdem er schon vor vielen Jahren und in zahlreichen Vorgänger-Kapellen sein Herz ans eigenständige Musizieren verloren hatte, war es stets schwierig gewesen, in dieser Sache auch auf gleich gesinnte Seelen zu treffen.

“Ich wollte das schon immer. Aber irgendwie kam auch immer etwas dazwischen. Tent ist, glaube ich, schon meine siebte Band. Doch jetzt bin ich erstmalig so weit, dass auch die anderen voll und ganz mitziehen wollen. Früher hatte immer genau dann, wenn es ernst werden sollte, irgendeiner keine Zeit oder Begeisterung mehr aufbringen können.”

Es stimmt. Zeit haben Alex (Gesang und Gitarre), Benedikt (Schlagzeug) und Malte (Bass) schon seit Ende 2004 in ihre hessische Rock-Formation investiert. Und wie könnte man sich den Musikeralltag besser gestalten, als im Schutze eines wohl organisierten Hochschulstudiums?! Nach 15 Semestern Weichspül-Lernens ist Alexander nun aber nicht nur endgültig dazu bereit, seine Magisterarbeit einzureichen, sondern auch ambitioniert genug, mit Tent und ihrem Erstlingswerk ‘Excuso’ die Musikwelt zu erobern:

“Mein Studium habe ich wirklich böse in die Länge gezogen und jetzt muss langsam mal Schluss sein. Aber im Grunde diente all das ja einem höheren Zweck, denn nur so konnte ich mich optimal auf die Band konzentrieren und man hofft natürlich, dass es nach dem Abschluss genauso weitergehen wird.”
Auch wenn dem zukünftigen Hochschulabsolventen der Welpenschutz schon sehr bald fehlen dürfte, ist Alexander während seiner ausgedehnten Uni-Karriere doch mindestens um die Erkenntnis reicher geworden, dass man in dieser hochgepriesenen Bildungseinrichtung tatsächlich auch etwas fürs Leben lernt. Sein Amerikanistik-Studium prädestiniert den Sänger jedenfalls fast zwangsläufig für die englische Textbastelei. Und so geht man nicht nur das Songwriting, sondern gleich das gesamte Tent-Projekt deutlich internationaler an.

“Wir möchten uns in dieser Sache eigentlich nicht nur auf den deutschen Musikmarkt beschränken. Doch wenn man ständig mit erstaunten Konzertbesuchern konfrontiert wird, die irgendwie gar nicht so recht glauben mögen, dass man auch als deutsche Band wirklich ‘so gut’ klingen kann, hat man da schon Bedenken. Bei den skandinavischen Bands läuft das Ganze ja sehr viel besser, dabei ist doch ein minimaler deutscher Akzent im Endeffekt auch nicht schlimmer als ein fetter isländischer.”

Im Unterschied zu anderen deutschen Bands gehe es Alex, Benne und Malte aber angeblich nicht darum “darauf zu achten, dass die Songs unter bestimmten Gesichtspunkten geil oder bewusst wie etwas ganz bestimmtes klingen. Wir streben eher an, dass es unter keinen Umständen scheiße klingt”. Was hier einem etwas zähflüssigen Definitionsansatz unterliegt, bedeutet in der einfach ausgedrückten Variante, dass man sich beim Komponieren der Stücke eines klanglichen Ausschlussverfahrens bedient. “Wir machen uns nicht mit einem komplett vorgefertigten Songkonzept an die Arbeit, sondern spielen erst einmal drauf los und legen später fest, welche vermeintlichen Referenzen oder Ansätze wir nicht dabei haben möchten.”
Selbst bezeichnen Tent ihre klangliche Orientierung als im Rock-Bereich angesiedelte Gitarrenmusik, die von vielen verschiedenen Einflüssen inspiriert ist – eine Beschreibung, die wohl ungewollt einen größeren interpretatorischen Spielraum hinterlässt. Doch erst bei unergründlichen Bloc Party-Vergleichen würde Alexander Eß zähneknirschend auch schon mal die Geduld verlieren.

Text: Christine Stiller

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