Ob mit The Who auf der Bühne oder betrunken beim Oktoberfest – The Answer zelebrieren ihr Dasein als Rock’n’Roll-Band und wollen ganz an die Spitze.

Zusammen mit Legenden wie den Rolling Stones oder derzeit als Support von AC/DC bespielen die Nordiren die Bühnen der Welt. Obwohl sie schon fast die Enkel jener Größen sein könnten, produzieren The Answer dabei einen klassischen 60er Rock-Sound, der an Authentizität nicht zu übertreffen ist. motor.de fing Sänger Cormac und Gitarrist Paul im Leipziger Zentralstadion für ein Interview ab.



motor.de:
Optimales Wetter heute für ein Open Air-Konzert – ist das eure erste Stadionshow in Deutschland?
Cormac: Ja es ist die erste Stadionshow. Mit AC/DC haben wir vorher schon ein paar Auftritte gespielt. Und einen riesen Gig in Belgrad

motor.de: Bis ihr euch mit Legenden, wie AC/DC die Bühnen teilen konntet war es ein langer Weg, wie begann eigentlich eure Geschichte? Kennt ihr euch noch aus Schulzeiten?
Paul: Es fing an mit Micky (Bassist Michael) und mir. Wir trafen uns nicht in der Schule, wir spielten zusammen Golf. Da waren wir noch sehr jung. Wir begannen aber erst im Sommer 2000 in unterschiedlichen Bands zu spielen. Wir wollten immer eine anständige Rock’n’Rollband gründen. Die ersten Songs waren schnell geschrieben, da erzählte uns jemand von einem großartigen Sänger namens Cormac. Wir hatten zwar zuvor noch nie von ihm gehört, aber wir versuchten ihn zu finden, was jedoch nicht gelang. Irgendwann gaben wir auf – und am Ende kamen wir auf der Uni zusammen in eine Klasse.

motor.de: Was hast du studiert?
Paul: Ich habe zu der Zeit Ethnomusikwissenschaft studiert. Wir spielten einmal die Woche zusammen in einem Musikensemble. Wir trafen uns da, er (Cormac) saß vor mir. Er fragte mich, ob ich Gitarre spiele und ich sagte: “Ja ein bisschen.” Daraufhin gab er mir eine Gitarre und ich ihm…ich glaub es war mein Tamburin. Jedenfalls haben wir plötzlich gemeinsam geprobt und holten bald James mit an Board. Über die Jahre wurde er ein richtig guter Schlagzeuger und ich bin glücklich, ihn dabei zu haben. Dann fingen wir an, überall zu spielen, wo uns jemand in Irland haben wollte und nahmen in zwei Jahren mehrere Demos auf. Durch unser Management in London, interessierten sich ein paar Label für uns. Also haben wir unser erstes Album „Rise“ gemacht, sehr viele Tourneen gespielt bis zum jetzigen Album „Everyday Demons“ und schau uns an – hier stehen wir jetzt und das ist im Vorprogramm von AC/DC.


motor.de: Wie ist es zu diesem Sprung gekommen? Durch euer Label Albert Production, super Kontakte oder euren Manager Dave Bedford?
Paul: (beide lachen) Viele denken, wir wären ein “Über-Nacht-Erfolg”, aber es waren schon neun Jahre kontinuierliche Arbeit. Erst in den letzten zwei Jahren hat sich das dann langsam ausgezahlt. Wir haben das Album gemacht, wir haben einige Stücke auf Guitar Hero, waren auf dieser großen Tour. Es ist ein wenig das Timing und die harte Arbeit und die richtigen Leute zu kennen, das alles kommt zusammen.

motor.de: Lasst uns über eure Musik reden. Ich habe auf eurer MySpace-Seite gelesen, dass ihr euch auf Elemente konzentriert, die eure Musik einzigartig machen und ein Flair, den nur eine irische Band produzieren kann…
Cormac: Ich denke nicht, dass es etwas ganz bestimmtes ist, es sind verschiedene Dinge. Es ist eine Frage des Charakters einer Band. Zum Beispiel auf unserem neuem Album „Everyday Demons“ haben wir mit Dudelsäcken experimentiert, was in der irischen Volksmusik sehr populär ist. Es ist offensichtlich, dass wir nicht in nächster Zeit irische Volksmusik schreiben werden, aber wir bringen es in Zusammenhang mit dem was wir tun: Rock’n’Roll und es hilft uns, jedem unserer Songs etwas ganz Besonderes zu geben. Wir konzentrierten uns sehr im Studio und wir nahmen täglich für „Everydays Demons“ auf, um zu verstehen was es ist. Nach zweijährigem Touren mussten wir Vier uns erstmal wieder bewusst machen, dass wir zu Hause sind. (…)

motor.de: Hat das etwas mit Whiskey oder Irish Stew zu tun?
Cormac: Ja klar! Whiskey trinken und imitieren – Dinge wie diese machen uns zu dem, was wir sind und heben uns hervor. (lacht)

motor.de: Der Prozess, wie bei euch Songs entstehen – gibt es da ein musikalisches Mastermind… (Cormac zeigt auf sich und schüttelt dann aber den Kopf, als Paul schaut) Also gemeinschaftliches Schaffen?
Paul: Es ist wie beim Football – auf jeden Fall Teamwork.

motor.de: Welche Position spielst du?
Paul: Ich bin der Mittelfeldspieler…genau, der Stürmer!
Cormac: Mike ist die Abwehr und James der Manager. (beide lachen)
Paul: Nein, es ist Teamwork. Als wir das erste Mal einen Song schrieben, saßen wir zusammen und haben gejammt. Wir hatten ein paar Riffs, dann kam Cormac mit Gesang. So haben wir ein paar Songs geschrieben. Jeder von uns bringt etwas mit, dadurch entsteht ein gemeinschaftlicher Sound. Aber wir alle sitzen immer noch da, oder liegen im Bett und denken darüber nach, wie es noch besser werden könnte. Es braucht eine Weile.(…) Jeder hat sein Herz und seine Seele darin, also gibt auch jeder alles.

motor.de: Demzufolge seid ihr nicht so schnell zufrieden mit einem Titel?
Cormac: Der ganze Prozess ist harte Arbeit und bei dem ein oder anderen Song kommt es vor, dass du nicht gleich total glücklich damit bist. Ich glaube das ist wie ein Instinkt. Aber im Endeffekt zeigt der Erfolg, dass es wert ist, so intensiv an dem Material zu arbeiten.

motor.de: Was ist mit eurem eigenem Musikgeschmack? Hört ihr auch aktuelle Musik oder nur 60s und Rock’n’Roll?
Cormac: Einerseits spielt es eine große Rolle, wo wir herkommen, ansonsten hört jeder von uns eine andere Art von Musik. (…) Ich kenne Verrückte die hören Night Waves (Paul lacht)

motor.de: Was war die letzte Platte die ihr euch gekauft habt?
Cormac: Ich habe zuletzt die Super Furry Animals-Scheibe „Phantom Power“ gekauft. Eine Band, von der ich nicht begeistert war, als ich sie das erste Mal hörte, aber ich begann mich dafür zu interessieren.
Paul: Ich glaube bei mir war es „Pampered Menial“ von Pavlov’s Dog – es ist 70er Musik, eine Art Rockband, mit den typischen Gitarren dieser Zeit.

motor.de: Kennt ihr deutsche Musik, oder deutsche Künstler?
Paul: Die Toten Hosen (lacht)
Cormac: Wir spielten auch mal mit einer Band namens Dajana Loves Paisley.

motor.de: Ihr wart schon oft in Deutschland, hattet ihr da nur Zeit für die Bühne oder habt ihr auch was von Land und Leuten erleben können?
Cormac: Wir haben mal in München gespielt, als da gerade das Oktoberfest war…

motor.de: Um das klassische Klischee, der Krauts mit den Bierkrügen und der “Uffdata-Musik” zu bestätigen?
(Paul lacht)
Cormac: Ich weiß nicht, inwiefern das Deutschland widerspiegelt, aber es war auf jeden Fall sehr lustig.
Paul: Ohh ja, und gutes Bier.
Cormac: Ja, große Biere. Ich lebe in Irland, aber habe noch nie in meinem ganzen Leben so ein betrunkenes Chaos gesehen. (Paul lacht). Die Leute lassen sich ins Bier fallen und tanzen auf den Tischen, nicht zu vergessen die hübschen Mädels in diesen Kleidern

motor.de: Genau darauf sind wir Deutschen stolz: Bier, Betrunkene und Dirndl.
Paul: Ach komm, ihr habt doch Fußball, Beethoven…

motor.de: War ja auch nur ein Scherz. Zurück zu euch: Ihr spielt Rock’n’Roll. Lebt ihr auch den Lebensstil? In jeder Stadt ein anderes Mädchen, überall Party oder warten zu Hause Ehefrau und Kinder?
Cormac: Wir haben auf jeden Fall eine gute Zeit. Wir trinken viel, haben lange Nächte und viele Parties. Weißt du – wir könnten das alles nicht ehrlich rüberbringen, wenn wir es nicht leben würden.

motor.de: Hat jemand von euch schon Kinder?
Cormac: Nein
Paul: Noch nicht. Zumindest Keine, von denen wir wissen (Cormac lacht)
Paul: Nein nein, wir haben keine Kinder.

motor.de: Nächstes Thema: Auf eurer MySpace-Seite gibt es Fotos mit euch und einer Zeitung mit der Überschrift „Obama takes power“, was hat es damit auf sich?
Cormac: Wir waren gerade in Chicago, als Obama gewählt wurde. Das waren aufregende Tage, auch noch nach der Wahl. Ich glaube bis zum Ergebnis glaubten die Demokraten selbst nicht daran, dass es wirklich möglich ist, einen Schwarzen als Präsident der Vereinigten Staaten zu haben. Man konnte wirklich spüren, wie das Gefühl von Glücklichkeit quer durch Amerika ging. Es war einfach beeindruckend und mitreißend da zu sein, in der Mitte des Ganzen.

motor.de: Wo wir gerade über Politik sprechen: Was ist die Botschaft eurer Musik?
Cormac: Ich denke, aufgrund unserer Herkunft, ist es ausgeschlossen, ganz unpolitisch zu sein. Andererseits gibt es auch gewisse Bands, die dies komplett bedienen. Das ist bei uns nicht der Fall. (…) Ich denke das hängt mit dem Charakter der Band zusammen, worüber wir zu Beginn des Interviews schon geredet haben. Es ist etwas, was die ganze Zeit um uns herum ist, und deswegen auf jeden Fall auch ein inhaltliches Thema in unseren Texten.

motor.de: Ihr habt in kurzer Zeit schon viel erreicht. Habt ihr Wünsche und Träume für die Zukunft? Eine große Band mit der ihr bis jetzt noch nicht zusammengespielt habt, aber wollt?
(Paul lacht)
Cormac: Wir wollen Headliner in dem Stadium hier hinter uns sein und nicht immer nur Supportact.
Paul: Ich denke es ist an der Zeit, dass wir die Auftritte als Vorband für große Acts hinter uns lassen und wir selbst eine große Band werden. Das ist der Traum!

motor.de: Ein schönes Schlusswort – vielen Dank und viel Spass jetzt auf der Bühne

Interviewer: Kai-Uwe Weser