The Blue Van über die dänische Provinz, Konzerte in Vietnam und Arschtritte für Schweden.

The Blue Van haben einen langen Weg hinter sich. Von Brønderslev in der dänischen Provinz über Kopenhagen bis auf Bühnen in Saigon und New York City. Denn ihr 60ies und 70ies-infizierter, bluesiger Indierock wird auf der ganzen Welt verstanden. Sogar die dänische Königsfamilie zeigt sich vom Sound des Quartetts beeindruckt, wie die Band im Interview mit motor.de verriet. Das neue Album “Man Up” erscheint am 19. Februar.

motor.de: Wie war es, in der dänischen Provinz aufzuwachsen?

The Blue Van:
Das war im Prinzip das totale Dorfleben dort. In dem Dorf in dem wir aufgewachsen sind, haben 200 Menschen gelebt und das war, wie man sich bestimmt vorstellen kann, verdammt langweilig. Das war dann wohl auch der Grund, warum wir mit der Musik angefangen haben, einfach um was zu machen, was uns bei Laune hält.

Kriegt man dort überhaupt etwas von neuer Musik mit?

The Blue Van: Ja, durch die Radiosender, aber was im Radio so lief fanden wir eigentlich scheiße. Uns haben eher die 60er z.B. Jimi Hendrix oder The Who interessiert. Wir sind dann zum Beispiel auf Flohmärkte gegangen bzw. haben die Platten unserer Eltern durchforstet und haben versucht, dort die Musik zu bekommen, die uns interessiert hat. Insofern war es für uns natürlich schon schwer, die Musik in unsere Hände zu kriegen, die wir liebten. Man muss ja auch bedenken, Internet gab es damals noch nicht und das hat die ganze Geschichte natürlich erheblich erschwert.

motor.de: Erfolgte die Bandgründung, um der Provinz „entkommen“ zu können?

The Blue Van: Am Anfang war das natürlich nicht unsere Intention. Wir haben angefangen Musik zu machen, als wir noch in der Schule waren, mit 13 oder 14 Jahren und mit einem Erfolg in diesem Maß haben wir natürlich am Anfang nicht gerechnet. Wir haben aber schnell gemerkt, dass wir, wenn wir auf die nächste Stufe kommen wollen, aus der Provinz raus müssen. Deshalb sind wir dann, als es langsam ernst wurde, nach Kopenhagen gegangen um die Möglichkeit zu haben, Musik professionell aufzunehmen. Natürlich ist es super, dass die Musik uns heutzutage ermöglicht um die Welt zu reisen und die Städte dieser Welt zu sehen.

motor.de: Schweden gilt noch als das skandinavische Nummer-eins-Land in Sachen Musik, aber immer mehr dänische Bands schaffen den Durchbruch. Gibt es bald einen Wechsel an der Pole Position?

The Blue Van: (lachen) Ja wir werden den Schweden in den Arsch treten… Nein, im Ernst, die dänische Musikszene ist am Wachsen und es ist interessant zu sehen, was für Bands dort auftauchen. Wir haben wirklich das Gefühl, dass sich dort was entwickelt und wir von vielen Bands noch einiges hören werden. Aus Schweden dagegen kamen in letzter Zeit gar nicht mehr so viele Bands, bin ich der Meinung. Am Ende spielt es außerdem wirklich eine untergeordnete Rolle ob eine Band jetzt aus Schweden oder Dänemark kommt.

motor.de: Angeblich gab es Schwierigkeiten mit eurem Label TVT bei der Veröffentlichung von „Man Up“…


The Blue Van:
Ja, das Problem war, dass TVT bankrott gegangen ist, wodurch natürlich auch alle Verträge hinfällig waren. Uns hätte aber nichts Besseres passieren können.

motor.de: Warum das denn?

The Blue Van: Die Leute bei TVT haben sich einfach nicht mehr für uns interessiert. Das lag vermutlich zum Einen daran, dass das Label zu groß war und zum Anderen schien man dort von unseren Releases nicht begeistert gewesen zu sein. Ehrlich gesagt waren die Leute dort richtige Arschlöcher. Jedes Mal, wenn wir ein Meeting mit den Leuten vom Label abhalten wollten, mussten wir mit ein paar Anzugträgern, die sich für uns eigentlich gar nicht interessieren wollten, fein Essen gehen.

motor.de: Ist es vielleicht sowieso bei einem kleineren Label, welches sich auf seine Bands wirklich konzentriert, besser?

The Blue Van: Ja, das war genau der Punkt. Als wir merkten, dass es bei TVT bergab geht, haben wir auch keine Demos und Songs mehr rübergeschickt, da die sonst alle im Konkurs mit untergegangen wären. Insgesamt waren wir wirklich froh, als wir bei Iceberg angekommen waren und es vernünftig weitergehen konnte.

motor.de: Euer erstes Album klang wie eine vergessene Platte der Kinks oder Small Faces. „Man Up“ ist viel variantenreicher. Liegt das an der Erfahrung, die ihr als Band gewonnen habt?

The Blue Van:
Wir haben uns total weiterentwickelt. Am Anfang haben wir noch diesen Garagerock gespielt der sehr nahe an diesen Bands war, die du gerade erwähnt hast, aber mit der Zeit lernt man als Band und auch individuell als Musiker eine Menge dazu, so dass auch die Musik vielseitiger wird. Man muss nur an die ganzen Erfahrungen denken, die man beispielsweise auf Tour sammelt.

motor.de: Ihr seid mit eurem neuen Material auch durch Vietnam getourt…

The Blue Van: Das war eine super Geschichte. Wir waren dort im Rahmen eines Projekts, bei dem es um einen Kulturaustausch zwischen Dänemark und dem Vietnam ging, das heißt außer unseren Konzerten fanden auch noch Theateraufführungen und Ähnliches statt. Wir waren auch stolz darauf unser Heimatland repräsentieren zu dürfen und von all diesen Bands aus Dänemark ausgewählt worden zu sein… Wir hab dort drei Konzerte vor 4000 bis 5000 Menschen gespielt, die einfach begeistert waren Musik aus Europa zu hören. Eines unserer Konzerte wurde übrigens auch von der dänischen Königsfamilie besucht, welche uns anschließend wissen lies, dass sie sehr angetan war.

motor.de: Seht ihr die Verwendung eurer Songs in US-TV-Serien wie Scrubs und CSI: NY als gute Werbung an?

The Blue Van: Auf jeden Fall, denn auf diese Art und Weise hören viele Leute unsere Musik. Man muss auch bedenken, dass die Labels heutzutage nahezu kein Geld mehr haben, um Werbekampagnen oder Promotion zu bezahlen, umso besser ist natürlich diese Form der Werbung, für die wir ja nicht einmal was zahlen müssen. Die Aufnahmen und z.B. die Planung einer Tour müssen auch finanziert werden, umso wichtiger ist es aus diesen Quellen ein wenig Einnahmen zu generieren.

motor.de: Seht ihr es auch als eine Art ökonomische Notwendigkeit an, da mit Tonträgern immer weniger Umsatz gemacht wird?

The Blue Van: Definitiv. Wie schon gerade gesagt es ist einfach eine der effektivsten und günstigsten Formen des Marketings. In Zeiten, in denen die Plattenverkäufe einbrechen, versuchen wir natürlich besonders diese alternativen Formen der Musikvermarktung und Promotion so gut wie möglich zu nutzen.

Interview & Photos: David Jacob

Photos vom Konzert in Berlin gibt es in »Jacos Blog