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Mission: Kimpossible

Nein, leicht haben es die Breeders noch nie irgend jemandem gemacht. Weder den Fans, die immer mal wieder mehrere Jahre auf ein neues Lebenszeichen ihrer Heldinnen warten mussten, noch sich selbst. Nur zu wohldokumentiert sind Suchteskapaden, hohe Mitgliederfluktuation und sonstige Zwistigkeiten, die ihren bisherigen Lebensweg pflasterten.

Nun aber haben sie es einmal mehr geschafft, ein Album zu veröffentlichen. Und gerade einmal schlappe sechs Jahre nach “Title TK”, steht in Kürze das monumentale “Mountain Battles” in den Läden.
Erstaunlicherweise handelt es sich bei der Besetzung diesmal obendrein noch um fast die selbe, die auch den Vorgänger eingespielt hat: Jose Medeles bedient immer noch das Schlagzeug, Mando Lopez ist auch wie anno 2002 der Hauptbassist der Band. Einzig der zweite Gitarrist Richard Presley ist in der Zwischenzeit zu neuen Ufern aufgebrochen: “Er verkauft jetzt Porsche in Los Angeles,” konstatiert Kelley Deal. Und ihre Schwester Kim ergänzt grinsend: “Wir lieben ihn, aber er liebt Porsche… Er hatte immer schon einen, und deshalb mussten wir ihn immer abholen, wenn wir probten – denn so etwas wie einen Gitarrenverstärker kann man natürlich einem Porsche-Kofferraum nicht antun…” Am meisten aber, so wiederum Kelley, fehlen “seine Witze. Jetzt, wo wir auf Tour gehen, vermisse ich ihn besonders: Er erzählte immer Witze, und fing dann an zu lachen – soooo laut, dass man selber mitlachen musste. Nicht über die Witze, die waren nicht so besonders, aber sein Lachen…”

Nicht, dass es mit den beiden Deal-Schwestern alleine zu wenig Grund zum Lachen gäbe; die beiden verstehen es schon, sich und alle Anwesenden zu unterhalten. Zum Beispiel, wenn sie nacherzählen, warum Original-Bassistin Josephine Wiggs dereinst das Handtuch schmiss: “Wir tourten ohne Unterlass”, zitiert Kelley Deal in naturgetreuer Nachbildung von Wiggs’ britischem Akzent, “und waren überall. Ich war so berühmt, dass mein Zahnarzt mich erkannte.” Kim Deal fällt ins Wort: “Und das unglaubliche ist, dass ihr das wirklich zu schaffen gemacht hat!” Woraufhin ihre Schwester in Sekundenschnelle antwortet: “Ja, und dich wiederum hat das Ganze bestimmt köstlich amüsiert.” So geht es weiter, ad infinitum – die beiden sind eben eine hübsche Handvoll.

Aber zurück zum neuen Album. Die Arbeit daran begannen die Breeders angeblich schon 2002, also direkt nach “Title TK”. Doch dann kam was dazwischen: “Oh, die Pixies-Reunion-Tour hat mich lange beschäftigt gehalten, dann habe ich ja auch aufgehört zu trinken, und außerdem kümmere ich mich seit ein paar Jahren um meine Mutter, die schwer krank ist.” Dass es dann aber trotzdem oder also deswegen wieder eine halbe Ewigkeit gedauert hat – geschenkt. Denn ein wahres Geschenk ist ein jedes neues Breeders-Album, das das Licht der Welt erblickt. Auch wenn “Mountain Battles” Lichtjahre vom eingängigen Pop eines “Cannonball” oder “Divine Hammer” entfernt ist. Zumindest zum großen Teil, denn natürlich finden sich auch hier einige melodieselige Perlen wie “Walk It Off” oder “It’s The Love”. Im Überwiegenden aber lebt das Album vor allem von der Atmosphäre, den Momenten und den grandiosen Stimmen der Deal-Schwestern. Das ist eine ausdrückliche Empfehlung, denn unter der rauen Oberfläche verbirgt sich hier eine Platte, mit der man lange und gerne Zeit verbringen wird. Aber leicht haben es die Breeders noch nie jemandem … ach, das hatten wir ja schon!

Text: Ralph Schlegel

MOUNTAIN BATTLE
»zur Rezension

VÖ: 04.04.2008

Label: Beggars / Indigo

Tracklist:
01 Overglazed
02 Bang On
03 Night Of Joy
04 We’re Gonna Rise
05 German Studies
06 Spark
07 Istanbul
08 Walk It Off
09 Regalame esta noche
10 Here No More
11 No Way
12 It’s The Love
13 Mountain Battles

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