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Popmusik ist eine Spielwiese

Das französische Popduo The Do wirbelt mit seinem bunten Debüt „A Mouthful“ die heimischen Charts auf – und sich selbst.

Die Musik-Verkaufscharts eines Landes verraten manchmal mehr als tausend Bücher. So sagt trotz anglophiler Vorarbeit der First Lady Carla Bruni bis heute alle Welt den Franzosen nach, die englische Sprache regelrecht zu verachten. Popmusik? Okay, aber en français, bitteschön. Der Erfolg von „A Mouthful“, dem Debüt des Popduos The Do, hätte deshalb in Frankreich einen regelrechten Kulturschock nach sich ziehen müssen. Sängerin Olivia Merilahti singt auf englisch; manchmal rappt sie sogar. Partner Dan Levy, eigentlich Jazz- und Filmkomponist, bastelt um diese betörende Stimme ein musikalisches Klettergerüst aus Indierock, HipHop, Triphop, Percussion und Folklore, das mit Chansons so gar nichts am Hut hat. Und was machen die Franzosen? Kaufen „A Mouthful“ über 200 000-mal und hieven The Do an die Spitze ihrer Charts. Das spricht für kulturelle Offenheit oder für The Dos popmusikalische Qualitäten. Vermutlich aber für beides.

Die Biografie von The Do beginnt nicht in Frankreich, dem Land, in dem sie leben. Sie wuchsen dort auf. Olivias Familie aber kommt aus Finnland, sie reist mindestens einmal pro Jahr nach Helsinki. Dan stammt aus Tunesien. Beide lümmeln sie sich im Büro ihrer Berliner Promoagentur herum und erzählen ihre Geschichte. Kennengelernt haben sie sich am Set zu „Empire Of The Wolves“, „der schlechteste Film, den ich je gesehen habe“, erinnert sich Dan in gebrochenem Englisch und grinst. Olivia übersetzt manchmal, wenn er nur noch auf Französisch weiter weiß. Er hat vor The Do noch nie einen Song geschrieben, sagt er, sie wollte immer schon auf Englisch singen, ohne jemals groß darüber nachzudenken. „Ich will lediglich verstanden werden“, sagt sie und fummelt an ihren Fingernägeln. Zwei unbedarfte Ansätze, die sich ergänzen, in ihrer Disharmonie harmonieren – und funktionieren. In „At Last I“ oder der Hitsingle „On My Shoulders“ krächzt Olivia ihre Zeilen so charmant daher, dass sie auch The Cardigans-Sängerin Nina Persson, der Easy Listening-Ikone der Neunziger, gut zu Gesicht stünden. Im nächsten Moment auf diesem vor Momenten nur so strotzenden Debüt mimt Olivia die Rap-Queen, referiert The Go! Team, Portishead, freut sich, weint, lacht, tanzt, kurzum: „A Mouthful“ sprudelt nur so über vor Ideen, Melodien, Geräuschen, Lebendigkeit.

The Do – On My Shoulders

Für The Do ist ihr Debüt bereits ein alter Hut, Dan legt dessen Vorzüge mit genügend Abstand als Last aus: „Da ist einfach zu viel drauf!“ Deshalb würden Olivia und Dan lieber schnell zurück in ihr Pariser Studio und weiter an ihrer zweiten Platte schrauben. Hierzulande aber kommt „A Mouthful“ zur richtigen Zeit heraus: Im Frühling. Und eines kann man ja den deutschen Charts, trotz Klingeltonhäschen-Unmöglichkeiten und Casting-Marionetten, nicht nachsagen: Englisch als Popsprache kam hier schon immer ganz gut.

Fabian Soethof

VÖ: 17. April 2009
Label: Ministry Of Sound/ EDEL

Tracklist “A Mouthful”:
01. Playground Hustle
02. At Last
03. On My Shoulders
04. Song For Lovers
05. The Bridge
06. Stay (Just A Little Bit More)
07. Unissasi Laulelet
08. Tammie
09. Queen Dot Kong
10. Coda
11. Searching Gold
12. When Was I Last Home
13. Travel Light
14. Aha
15. In My Box

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