Arbeitspause? Unnötig. Applauspause? Jetzt erst recht nicht. Mit “Speak Your Mind Speak” veröffentlichen zwei Drittel von Bodi Bill dieser Tage ihr erstes Mini-Album unter dem Namen the/das. Damit entfernen sie sich vom altbekannten Bandgefüge und tauchen ein in die abenteuerliche Welt der Clubmusik.
Foto: Anna K.O.
Wenn die Kreativität übersprudelt, kann es schon mal passieren, dass man über den Tellerrand hinausblicken will. Bei den Elektro-Folkies von Bodi Bill geht in dieser Hinsicht einiges: Bereits 2011 ergründete Violinist Alex Stolze mit dem Projekt Unmap musikalisches Neuland. Einen ähnlichen Weg haben jetzt auch Fabian Fenk und Anton Feist eingeschlagen. Ende letzten Jahres gaben sie als the/das ihren Einstand auf dem Technolabel Life and Death. Auf der Tale Of Us-EP “Fresh Water” finden sich zwei Featurings und ein Remix der beiden Berliner. Die Songs sind lupenreine, treibende Housenummern – unterlegt mit der markanten Stimme von Fabian. Im Laufe der Monate feilten the/das konstant weiter an ihrer Identität. Das Ergebnis kann man sich nun auf ihrem Debüt “Speak Your Mind Speak” anhören.
the/das – “Keep This” (Tale Of Us Remix)
Das fünf Tracks fassende Minialbum erscheint auf Sinnbus – jenem Label, auf dem auch Bodi Bill Werke releasten. Sinnbus umschreibt die Musik von the/das als “Techno Tenderness” und trifft damit den Nagel auf den Kopf: Freunde der Klanglandschaften von Bodi Bill finden in den kühlen elektronischen Klangwelten von the/das schnell Zugang, der Folk-Anteil ist jedoch deutlich geschrumpft. “Musikalisch ist es letztlich eine Weiterentwicklung von uns beiden, keine Neuerfindung. Warum auch?”, erklären sie uns im Interview.
Deutlich wird das schon im Opener “Have No Fear”, der den Sound von Bodi Bill mit smoothen Beats in die Clubs hievt. Die analoge Herangehensweise ist jedoch geblieben. Davon zeugt etwa der Einsatz von Bassklarinette und Klavier auf dem melancholischen “It’s True”. Nicht mehr im Bandgefüge zu agieren heißt vor allen Dingen auch, stets auf Gastmusiker zurückgreifen zu können. “Das sind die Sachen, die wir jetzt genießen – das man Leute einladen kann, die was etwas drüber- oder drunternudeln”, freut sich Fabian. Diese neu gewonnene Flexibilität ermöglicht gleichzeitig ein tieferes Abtauchen in die Musikszene als zuvor. Und genau das kommt den beiden auch sehr entgegen: “In der Band haben sich andere Leute um die Kommunikation gekümmert und wir haben ein bisschen vernachlässigt, dass wir mit anderen Musikern kollaborieren können. Und jetzt ist alles möglich.” Ob EPs, Remixe oder Kollaborationen – für the/das heißt es jetzt erst einmal: alles kann, nichts muss.
Auch live wird umgedacht: Wo sich früher Gitarre und Violine zu der Elektronik gesellten, werden jetzt Synthesizer bedient. Damit ist der Startschuss für eine Reise aus den Konzertsälen in die Clubs gefallen: “70 bis 80 Minuten am Stück ohne Applauspause fügen sich ganz gut ein in so eine Tanzparty.” Unterstützt werden Fabian und Anton von Philipp Koller. Der gebürtige Berliner ist besser bekannt als Thomalla und hat gemeinsam mit Bodi Bill das Label Krakatau als elektronische Spielwiese gegründet.
the/das – “Have No Fear”
Und was wird nun aus Bodi Bill? Die liegen erst mal auf Eis. The/das ist also mehr als nur ein Nebenprojekt – es ist ein Full-Time-Job. “Bevor wir da was Halbgares machen, machen wir etwas richtig – also Vollzeit. Es ist nicht so, dass einer von uns gerade Langeweile hätte. Alle probieren sich ein bisschen aus.” Dabei sind sich die beiden durchaus bewusst, dass das Projekt “kein Autopilot” sei: “Man weiß weder, wie es bei einem selber, noch bei den Leuten ankommt.” Aber gerade dieser Ungewissheit wird mit Freude entgegengeblickt. “Nach unseren ersten Gigs in Berlin gibt es vielleicht ein paar Meinungen. Aber bis dahin sind wir frei von all dem”, lacht Fabian. Bisher sieht die Resonanz auch gar nicht so übel aus: “Have No Fear” rotiert bereits jetzt auf diversen Radiostationen.
Livegigs von the/das sind jedoch noch rar gesät – was sich allerdings schnell ändern kann. Die Tourdaten machen Anton und Fabian ganz unkonventionell über Kontakte, auf privater Ebene klar. “Das ist alles relativ viel Arbeit im Gegensatz dazu, dass man eine Bookingagentur haben kann. Wir pendeln zwischen ‘jetzt machen wir die Musik’ und ‘jetzt kümmern wir uns um die Band’“. Das erstere ist bereits gut gelungen, wie “Speak Your Mind Speak” beweist. Und schon im Mai kann man sich auf ein weiteres Release freuen. Erscheinen wird es auf Life and Death – dem Label, auf dem alles seinen Anfang nahm. Sieht ganz so aus, als ob für the/das jetzt alle Ampeln auf grün stehen.
Danilo Rößger
the/das Live:
26.04.2013 – Berlin (://about blank)
18.05.2013 – Bielefeld (tba)
30.05.2013 – Berlin (Prince Charles)
13.06.2013 – ESP-Barcelona (Sonar Festival/DJ Set)
22.06.2013 – Berlin (Gretchen/DJ Set)
06.08.2013 – IT-Puglia (Infestazioni Soniche)
09.08.2013 – IT-Bari (Eremo Club)
Wird fortgesetzt!
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