The Ettes treffen sich 2003 in Los Angeles und beginnen gemeinsam schmutzigen Rock´n´Roll zu spielen. Auf ihrer Tour durch Deutschland, wo sie ihr zweites Album „Look At Life Again Soon“ präsentieren, traf sich die Band mit motor.de zum Kaffee und erzählte von kriminellen Machenschaften, toten Musiklegenden und verriet exklusiv den neuen Albumtitel.
motor.de: Ihr seid von New York nach Los Angeles gezogen. Was hat euch dazu veranlasst?
Coco: Keine Ahnung. Wir wissen es wirklich nicht..
Poni: Verschiedene Gründe!
Jem: Schicksal!
Coco: Ja, Schicksal! Wir haben New York verlassen, damit wir uns alle in Los Angeles treffen können.
Jem: Wir wurden berufen (hebt die Hand zum Himmel).
Coco: Magisch… (kurze Pause) Wir haben eine Menge „Lost“ geguckt. Wir lieben die Sendung. Wir haben gestern das Season Finale geguckt, deshalb sind wir ein wenig verrückt heute.
motor.de: Es sind zwei sehr verschiedene Lebensstile, New York und Los Angeles. Gibt es einen, den ihr bevorzugt?
Alle im Chor: New York!
motor.de: Warum?
Coco: Man kann überall hin laufen. Es gibt alles, was man braucht. Wir haben eine Menge Freude dort und es fühlt sich einfach mehr nach zu Hause an. L.A. ist cool, auf eine eigene Weise, aber ich fahre nicht gern Auto.
Poni: Wir hassen Auto fahren!
motor.de: Als ihr die Band gegründet habt, konntest du noch nicht Schlagzeug spielen, Poni. Hast du Unterricht genommen oder hast du dir das Spielen selbst beigebracht?
Poni: Ich spielte vielleicht einen Monat und dachte dann „Let´s do it!“. Ich hatte zwei Stunden Unterricht bei diesem Typen namens Adam. Dann sagte ich: „Ich kann es!“ und er sagte: „Warte, es gibt noch so viel mehr, was ich dir beibringen will!“.
Ihr beschreibt eure Musik als Beat Punk und sie ist ganz offensichtlich von den Sechzigern inspiriert. Wie habt ihr diese Musik für euch entdeckt?
Coco: Ich bin damit aufgewachsen. Dank der Plattenkiste meiner Eltern. Glücklicherweise hatten sie coole Platten. Ich bin einfach in die Garage gegangen und hab ihre LPs durchwühlt..und ich habe die Oldies im Radio gehört. Ich war zu faul, mich nach neuer Musik umzusehen (zu Jem) Und bei dir ?
Jem: Das ist die Musik, die wir gern spielen. Es liegt an der Struktur der Songs. Wir hauen gern drauf.
Habt ihr irgendwelche Vorbilder?
Wie funktioniert das Songwriting? Wie entstehen die Songs und wer schreibt die Lyrics?
Coco: In der letzten Zeit haben Jem und ich viel mit der Akustikgitarre gearbeitet, Dinge zusammengesetzt und ausprobiert. Er spielt was, ich habe eine Melodie, ich schreibe die Texte. Wir gucken dann, wie es klingt, wenn es die ganze Band spielt. Es ist inzwischen ein sehr leichter Prozess.
Jem: (zeigt mit dem Finger auf Coco) Du klingst arrogant!
Coco: Ist mir doch egal, ob ich arrogant klinge. Ich freue mich, dass es so einfach ist. Wenn man ein Album fertig hat, fragt man sich, ob man das nochmal schaffen kann. Wir haben es gerade getan. Wir können es also. Darum bin ich eben arrogant (lacht). Unser Glück, dass es kein komplizierter Prozess ist.
Jem: Es ist gut, dass wir sofort merken, wenn ein Song scheiße ist.
Poni: Das passiert erst gar nicht! (alle lachen)
motor.de: Ihr habt gerade eure EP „The Danger Is“ veröffentlicht, die einen Vorgeschmack auf euer drittes Album geben soll, welches im Herbst erscheint. Könnt ihr mir etwas über den Sound und die Produktion der neuen Platte erzählen?
motor.de: Während ihr durch Deutschland tourt, wohnt ihr in Berlin, richtig?
Poni: Wir pendeln und kommen immer wieder dorthin zurück.
Coco: Unser Hotel ist in Kreuzberg.
motor.de: Wie gefällt euch Kreuzberg?
motor.de: Wart ihr auf Konzerten?
Jem: Wir spielen ja ständig.
Coco: Wir spielen viele Shows, aber gehen zu keinen.
Poni: Wir leben gar nicht wirklich in Berlin! (lachen)
Coco: Temporärer Langzeitbesuch! Während wir in Deutschland sind, sind wir dort stationiert.
motor.de: Welche momentanen Bands gefallen euch denn – wen würdet ihr anschauen, wenn ihr Zeit hättet?
Poni: Ich mag TV On The Radio.
Coco: Hm, wen haben wir gesehen? Wir waren gerade beim South By Southwest (SXSW) in Austin. Wir haben The Sonics gesehen, das war großartig.
Jem: Das ist nicht neu!
Coco: Aber es ist passiert!
Poni: Kürzlich!
Coco: (zu Jem) Du magst King Khan.
Jem: Yeah. King Khan And The Shrines.
Coco: Wir haben die Black Keys gesehen.
Poni: Hacienda!
Jem: Ja, Hacienda ist ‘ne coole Band.
Coco: Wir sind sehr faul, wie du siehst. Die Bands, die wir uns angucken, sind die, mit denen wir spielen.
Poni: Wir haben nicht mit TV On The Radio gespielt!
Coco: Wir können aber mit TV On The Radio spielen! Ruf sie an.
Poni: Werde ich!
Jem: Es gibt einfach zu viele Bands, mir fällt nichts ein.
Coco: Ich mag eigentlich auch nicht sehr viele Bands.
Jem: Ich aber.
motor.de: Habt ihr schon deutsch gelernt?
motor.de: Mit wem würdet ihr gern mal zusammenarbeiten?
Jem: Touren oder zusammenspielen?
motor.de: Mit ihnen spielen.
Poni: Oh, wie in einer Supergroup?
motor.de: Ja. Wer wäre denn in eurer Supergroup?
Coco: Oooh. Greg Cartwright wäre der Gitarrist, soviel steht fest.
Jem: Er hat gerade für unser Album eingespielt und war großartig.
Coco: Wenn Greg einfach als Gitarrist dazukommt, sind wir die Supergroup! (lachen)
Jem: Wen kennt ihr, der super Keyboard spielen kann?
Coco: (kurze Pause) Billy Joel! (alle lachen)
Jem: Wie heißt der Typ, der bei Bo Diddley die Maraca schüttelt? [Anm.: Der Maraca-Spieler heißt Jerome Green]
Coco und Poni: Ja, den wollen wir! (Der Tourmanager sagt ihnen, dass auch dieser tot sei)
Jem: Macht nix. Den holen wir zurück.
Coco: Diese Band wird großartig. Speziell mit den Maracas. Aber dann werden es von Skeletten gespielte Maracas.
Jem: Brian Jones spielt alles andere [Anm.: Als Lead-Gitarrist war er einer der Bandgründer der Rolling Stones. Er starb im Alter von 27 Jahren.]
Coco: Ich gebe mich nicht mit Brian Jones ab.
Poni: Ich gebe mich gern mit Brian ab.
Coco: Gut, Poni darf sich mit Brian „abgeben“.
Jem: Der ist auch tot.
Coco: Na cool. Dann haben wir zwei Skelette.
motor.de: Wie sieht es mit realistischen Zukunftsplänen aus?
Coco: Wir stellen das Album fertig, welches im Herbst erscheinen wird und touren im Anschluss damit. Ich will nach Japan und Australien. Ich denke, da werden wir hinfahren. Alle Dinge, die wir machen wollen, werden wir tun.
Jem: Ich will nach Deutschland zurück.
motor.de: Gibt es deutsches Essen, was euch gefällt?
Jem: Schnitzel ist gut.
Coco: Semmelknödel.
Jem: Würste. Ich bin der Wurstmann. Ich mag Würste sehr. (Coco und Poni lachen)
Coco: Und das Bier.
motor.de: Die Spitznamen, die ihr habt, woher kommen die?
Jem: Von meinem Vornamen. Ich mag Jeremy nicht. Ich hatte die Chance ihn zu ändern – ich hab es sofort getan.
Poni: Meine beste Freundin hat ihn mir gegeben. Ich bin klein, habe viele Haare und ich mag Reiten.
Coco: Ich hab mir meinen ausgedacht. Ich mag Kokosnüsse, Coco Chanel und Supergrass‘ „I Should Coco“. Alle diese Dinge hatten was gemeinsam. Zwei Silben sind simpel, das hat gut funktioniert.
motor.de: Aber es sind keine Namen, die ihr nur als Personen auf der Bühne tragt?
Poni: Wir nennen uns gegenseitig so.
Jem: Wir kürzen sie noch ab: Cocs, Pon..
Poni: Zwei Silben ist zu lang!
Coco: Ich glaube, es begann in Los Angeles, als wir zusammen in Bars gingen. Wir mochten niemanden und wollten den anderen nicht unsere wirklichen Namen verraten. Also haben wir uns neue ausgedacht.
Poni: Es ist anonymer.
Coco: (setzt einen britischen Akzent auf) Weil im wirklichen Leben bin ich Astrophysikerin, belästigt mich nicht mit diesem Rock’n’Roll. (kichert)
Jem: Sie sind zu unseren wirklichen Namen geworden. Ob auf der Bühne oder nicht auf der Bühne, es ist jetzt alles Eins.
Ein letzter Gruß..
Interview: Jasmin Hollatz
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