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Die erfolgreichere Version von Robbie Williams

Drei Jahre strichen ins Land, seit The Go! Team mit ihrem Debütalbum “Thunder, Lightning, Strike” sowohl bei den Indie-Mädchen als auch den Pop-Theoretikern dieser Welt einen Überraschungserfolg landeten. Ihrem hoffnungslos mit kruden pophistorischen Referenzen überfrachtetem Cut-And-Paste-Pop schien die Sonne aus dem Arsch. Damit war er für Menschen ohne weit reichendes musikalisches Hintergrundwissen leicht erschließbar. Doch jene äußerst tanzbare und typisch post-post-moderne Versatzstückung von verschollenen Blaxploitation-Soundtracks, exotischen Bollywood-Tapes, Raw Funk, frühem HipHop und weiß Gott, was noch wurde auch von pop-kulturell verbildeten Musikkritikern gemocht. In der Musik hatte es ja alles schon gegeben, deshalb konnte es aktuell nur noch darum gehen, die musikhistorischen Hinterlassenschaften in einen neuen Kontext zu setzen, so der Kritiker-Tenor.

Ian Parton, kreativer Nukleus des Go! Teams, scheint ein eben solches Verständnis von Pop noch immer zu vertreten. Auch “Proof Of Youth” (»zur Motor-Rezension), das nun erschienene Zweitwerk des größtenteils im englischen Brighton lebenden Sextetts, ist bis zum Rand mit schwer zu dechiffrierenden Samples gespickt. Partons kreativer Jagdgrund sind Flohmärkte, Second-Hand Shops und natürlich Ebay.

“Ich sammle alles, was niemand anderes mehr haben will. Erst neulich habe ich 80 Bollywood-Tapes bei ebay ersteigert. Einen Großteil meiner Zeit verbringe ich damit, verrückte Samples zu suchen, mit denen ich dann solange herumspiele, bis es sich wie ein Song anfühlt.”

Der Unterschied zu anderen zeitgenössischen Sampling-Freaks wie DJ Shadow besteht jedoch darin, dass Sonic Youth-Fan Parton von noisigen Gitarren ebenso besessen ist, wie von kickenden HipHop-Beats. Das verschafft The Go! Team gerade live eine beängstigende Durchschlagskraft und hat einen weiteren Vorteil: “Unsere Stärke ist, dass wir musikalisch alle Möglichkeiten haben. Im Gegensatz zu anderen Bands sind wir nicht auf einen bestimmten Sound festgelegt”, so Parton. An dieser Stelle schaltet sich Ninja, die äußerst extrovertierte schwarze Frontfrau des Go! Teams mit einem gewagten Vergleich in unser Gespräch ein:

“Ich glaube, wir sind die erfolgreichere Version von Robbie Williams.

Als Robbie raus kam, liebten ihn die Leute und sein Album verkaufte sich sehr gut. Als er aber versuchte zu rappen, ging es einfach nur in die Hose. Wir sind auch sehr erfolgreich, aber können uns alles erlauben: HipHop, Rock, Indie, Dance, alles passt. Wir können in jede Schublade schlüpfen. Robbie Williams kann das nicht”.

Für den Facettenreichtum ihrer Band findet Ninja prompt einen weiteren passenden Vergleich. “Unsere Musik ist wie ein Snickers-Riegel. Die Knusperigkeit der Nüsse repräsentiert unsere Aggressivität und den Rock-Apekt. Dann kommt das weiche Karamel, die klebrigen Fäden: das sind diese westlichen Einflüsse bei The Go! Team. Und dann hast du die Schokolade. Das bin ich. Alles zusammen fühlt sich fast an wie ein Kaugummi. Das ist der Pop. Und wir nennen es ‘Marathon’, wegen des Old-School-Aspekts unserer Musik”. (Anm. d. Red.: Snickers kam in England in den Achtzigern unter dem Namen Marathon auf den Markt.)

Text:
Michael Schneider

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