Scarlett Johansson Why Don’t You Love Me?” Eine gute Frage, die laut zu stellen vermutlich dennoch den wenigsten in den Sinn gekommen sein dürfte. Ralph Darden ist die Ausnahme, und er hat mit seiner Band The Jai-Alai Savant nicht nur ein Lied aus der Frage gemacht, sondern mit “Flight Of The Bass Delegate” auch eines der besten Alben des Jahres! Egal, was da noch kommen mag – diese Mischung aus Punk mit Melodie, Dub und flirrenden Sprachfetzen braucht zwar ihre Zeit, sich zu entfalten; dann jedoch sitzt der Reißzahn des Mastodons tief im musikalischen Herzen. Oder so. Jai-Alai ist übrigens eine Mischung aus Kampf- und Ballsport, aber darüber soll andernorts geschrieben werden. Jetzt nämlich gilt es, wichtigere Fragen zu klären. Also, Mr. Darden:

Hast Du diesmal dran gedacht, einen Gürtel mit auf Tour zu nehmen?

RD: Komisch, dass Du fragst – ich hatte tatsächlich einen Gürtel dabei, und der ist mir kürzlich gerissen! Nach all den Jahren war er einfach durch das ständige Tragen mürbe geworden, und gestern ist er schließlich ganz kaputt gegangen, und ich habe mir einen neuen gekauft. Aber ich musste meine Gürtelschnalle transplantieren. Ich bin aber sehr aufgeregt über meinen neuen Gürtel – ich bin im Begriff eine Laufbahn einzuschlagen, bei der ich meine Hosen endlich oben behalte! (lacht) Und meine kleine Elefanten-Gürtelschnalle wird mir dabei behilflich sein…

Du bist sowieso Fan von Elefanten und ihrer Vorfahren…

…der Mastodons? Ja! Diese Mastodon-Sache kam so zustande: Mich haben schon immer künstlerische Bewegungen begeistert, bei denen man einen Haufen Leute hat, die aus dem gleichem Holz geschnitzt sind, oder Dinge mit einer ähnlichen Geisteshaltung betreiben. Und ich habe Freunde in meiner ursprünglichen Heimat Philadelphia, aber auch im Rest der USA, mit denen ich eine solche Verbindung habe. Wir teilen ähnliche Einflüsse und Inspirationen. Irgendwann einmal wollte ich T-Shirts entwerfen, und ich dachte mir: Okay, wir werden uns das “Professionelle Jai Alai-Team ‘The Philadelphia Mastodons'” nennen. Denn: Von klein auf war ich besessen von Dinosauriern. Ich las viel darüber, und sah eines Tages diese Fernsehsendung, in der sie ein Mastodon aus Knochenfunden rekonstruierten. Und ich fand das Teil so cool! Ich beschäftigte mich also ein wenig intensiver mit der Sache, und fand heraus, dass in Philadelphia um die Zeit der Unabhängigkeitserklärung jemand namens Charles Peale die Skelette von zwei Mastodons zusammengesetzt und ausgestellt hatte. Da standen also diese abgefahrenen Dinger – zu der Zeit hatten die meisten Amerikaner noch nicht einmal einen normalen Elefanten gesehen, von einem Mastodon ganz zu schweigen! – und weil sie es nicht besser wussten, hatten sie die Rüssel falsch herum angebracht! Die Engländer nahmen das damals als Beweis, dass diese “Heiden” niemals auf sich alleine gestellt überleben würden, wenn sie nicht einmal einen “Elefanten” zusammensetzen konnten (lacht). Und weil ich mich mit Philadelphia sehr verbunden fühle, nahm ich das Mastodon als eine Art Maskottchen oder Logo für all die künstlerischen Dinge, die ich vorhatte. Es ist eben ein cooles Tier – ich finde, die Leute widmen dem guten, alten Mastodon einfach nicht genügend Aufmerksamkeit (lacht).

Okay, Du bist ein Mastodon-Freund. Aber das “S-Wort” muss Dir doch inzwischen auf den Keks gehen, oder?

(mit vollem Mund, es gibt nebenbei Frühstück): Wasmeinste?

Scarlett?

Aahh… Scarlett Johansson! Ich bin immer noch ihr Fan (lacht)! Ich liebe Scarlett! Der Film “Lost In Translation” ist großartig. Aber das Lustige ist: Der Song hat natürlich überhaupt nichts mit ihr zu tun… Er ist ja auch nicht besonders schmeichelhaft; ich schrieb ihn, als ich gerade einige Beziehungs-Turbulenzen, einige Probleme durchlebte. Und ich hatte dieses Bild im Kopf, von einem fiktiven Typen, der in seinem Zimmer sitzt, und sich denkt: “Ich erlebe gerade viel Scheiße, aber wenn ich mit Scarlett Johansson zusammen wäre, müsste ich mir darüber keine Sorgen machen – sie ist perfekt!” Ehrlich gesagt, ist es aber eigentlich nur ein Versuch, sie auf uns aufmerksam zu machen. Vielleicht gibt ihr ja mal jemand einen Tipp, und sie checkt uns aus. Ich warte jedenfalls immer noch auf ihren Anruf… (lacht)

In der Tat scheinen in dem Song (wie auf dem Rest der Platte) einige “schwierige” Dinge vor sich zu gehen – Textzeilen wie “Sex is war/ and you’re my adversary” lassen jedenfalls nicht gerade auf Harmonie schließen.

Die ganze Idee hinter dem Album ist diese Superhelden-Sache. Es ist thematisch sehr von Comics beeinflusst. Ich hatte die Idee, einen Sub-Plot über einen Superhelden zu schaffen, der beim Versuch, die von ihm als Feind erkannten “mechanischen Besatzer” zu vertreiben, langsam wahnsinnig wird. Er kämpft, verliert und hinterlässt bei seiner Flucht ein Trümmerfeld – nur um feststellen zu müssen, dass all diese Gegner lediglich in seinem Kopf existiert haben. Sie waren das Ergebnis all dieser anderen Dinge, die ihn beschäftigt und schließlich wahnsinnig gemacht haben. Ich bin großer Fan von Comics im Allgemeinen, und Batman im Besonderen. Ihm wollte ich Ehre bezeugen. Er ist eine Art “fehlerhafter Held” – er hat nicht diese unglaublichen Superkräfte, ist stattdessen einfach ein zorniger Typ, besessen von Rachegedanken, der vor sich hinbrütet. Immer an der Grenze zum Nicht-Ganz-So-Gut-Sein… Das Ganze Album ist voll von Referenzen auf Batman.

Wie kommt’s eigentlich, dass Du das einzig konstante Mitglied von The Jai-Alai Savant bist?

Die Sache begann als Solo-Projekt für mich, die sich schließlich auf meinen Wunsch zu einer Band zu wandeln begann. Ich schrieb Songs, die ich natürlich auch laut spielen wollte! Das Problem war: Ich hatte eine echte Pechsträhne, was Mitmusiker betraf! Nicht, dass mit ihnen an sich was nicht stimmte, das waren alles tolle Typen, aber – mit dem ersten Drummer gab es “kreative Differenzen”. Dann kam Jeremy, aber der spielte schon in einer anderen Band, die viel tourte. Deshalb ersetzte ihn Chris Wilson von Ted Leo & The Pharmacists. Unser zweiter Gitarrist hatte entsetzliche Bühnenangst, also beschlossen wir, als Trio weiterzumachen. Dann wurde die Frau unseres Bassisten schwanger, weswegen er nach South Carolina umziehen musste. Also sprang Dan kurzfristig ein – aber er fand es so cool, dass er ganz dabei blieb. Das war vor zwei Jahren, und vor einigen Monaten kam dann schließlich noch Michael dazu. Und jetzt ist es fantastisch! Ich habe keine Absicht, noch irgend etwas zu verändern! Inzwischen bin ich sogar so glücklich, dass ich nicht einmal Probleme damit habe, meine kreative Kontrolle aufzugeben, und die beiden zu ermutigen, selbst Songs zu schreiben!

Etwas ähnliches scheint Deine ehemalige Band Franklin ja auch bei einigen Menschen bewirkt zu haben. Cedric Bixler-Zavala und Omar Rodriguz-Lopez sind bekennende Jai-Alai Savant- und Franklin-Fans, oder?

Ich traf Cedric irgendwann einmal zufällig bei einer Show seiner gigantischen Band The Mars Volta. Es stellte sich heraus, dass er zehn Jahre vorher auf einem Franklin-Konzert in El Paso, Texas, war – und außer ihm noch etwa 19 andere Kids. Als er mich wiedererkannte, war er ganz aus dem Häuschen: “Mein Gott, du hast bei Franklin gespielt! Wir waren riesige Fans von euch!” Tja, und das fasst die traurige Geschichte meiner Band Franklin ganz gut zusammen: Wir waren die “Lieblingsband der Lieblingsbands”, die Band, die es nie so ganz geschafft hat. Aber das ist schon okay…

Okay = okay, zumindest, was Franklin betrifft. Aber ein zweites Mal sollte dieses Schicksal dem putzigen Herrn Darden nicht widerfahren, okay?

Text/ Interview: Torsten Hempelt