Kein Wunder, dass Oasis The Kinks als einen großen Einfluss nennen, wurden doch auch diese von zwei Brüdern ins Leben gerufen. Ray und Dave Davies werden 1944 bzw. 1947 als die jüngsten von acht Kindern in Muswell Hill (Nord-London) geboren. Ray (Gesang, Gitarre) sammelt erste Erfahrungen als Gitarrist in der Dave Hunt Band. Gemeinsam mit Bruder Dave (Gitarre), Schulfreund Pete Quaife (Bass) und dessen Freund John Start (Drums) gründet Ray noch während Schulzeiten seine erste Band, das „Ray Davies Quartet“. Ihren ersten Auftritt haben die Vier während eines Schulballs und spielen danach weitere Gigs in lokalen Pubs. 1963 wird Start durch Mickey Willet ersetzt, und die Band spielt ohne Erfolg bei verschiedenen Labels vor. Durch Zufall gelangt ein Demotape in die Hände des US-amerikanischen Produzenten Shel Talmy, der das Quartett bei einem Plattendeal mit Pye Records unterstützt. Zur selben Zeit ändern die Musiker ihren Namen in The Kinks. Ein weiterer Drummerwechsel folgt und macht mit Mick Avory das endgültige Lineup komplett.

Die erste Single der Londoner wird das Little-Richard-Cover „Long Tall Sally“, die wie die zweite Single floppt. Die dritte Single „You Really Got Me“ bringt im August 1964 dann den Durchbruch und landet auf Platz eins der UK-Charts, nicht zuletzt dank eines Auftritts in der TV-Show „Ready Steady Go!“. Wenig später steht sie auch in den USA in den Top Ten. Ende 1964 und Anfang 1965 gelingen den Kinks mit „All Day And All Of The Night“ und zwei weiteren Singles erneut hohe Charts-Platzierungen im UK und den USA. In den folgenden zwei Jahren veröffentlicht das Quartett drei Alben und tourt fast unaufhörlich. Es kommt immer wieder zu Streitereien und Handgreiflichkeiten zwischen den Bandmitgliedern, auch auf der Bühne. Während eines Konzertes in Cardiff im Mai 1965 beispielsweise schlägt Avory Dave Davies mit einem Schlagzeug-Ständer nieder. Nach Abschluss ihrer Sommer-Tour durch die USA verweigert die „American Federation Of Musicians“ den Kinks für die nächsten vier Jahre die Erlaubnis, Konzerte in den Vereinigten Staaten zu spielen. Obwohl kein offizieller Grund für den Bann genannt wird, wird oftmals das rüpelhafte Benehmen der Londoner auf der Bühne als Anlass angenommen.

Nach einer Tour durch Australien, Neuseeland und Asien beginnt die Band nach ihrer Rückkehr direkt mit den Arbeiten an ihrem neuen Album „Kinda Kinks“, das bereits nach zwei Wochen fertiggestellt und veröffentlicht wird. Ray Davies ist mit dem finalen Mix der Platte nicht zufrieden, da der Sound zu roh sei. Doch auf Druck des Labels wird das Album ohne weitere Bearbeitung herausgebracht. Durch den Stress des ständigen Tourens, Songschreibens und Veröffentlichens erleidet Davies einen Zusammenbruch. Während der folgenden, monatelangen Erholungspahse überdenkt er den Sound der Kinks, so dass sich mit dem Album „The Kink Kontroversy“ Ende 1965 der Stil des Quartetts ändert. Das Songwriting wird nicht mehr von straighten Rock-Stücken, sondern Songs mit sozialkritischen Kommentaren und Beobachtungen dominiert. Die satirische Single „Sunny Afternoon“ wird der britische Sommerhit des Jahres 1966. Im selben Jahr steigt Quaife nach einem Autounfall für einige Zeit aus der Band aus und wird durch John Dalton ersetzt. Der Bassist kehrt jedoch Ende 1966 wieder zur Band zurück. Das vierte Album „Face To Face“ erscheint ebenfalls noch 1966 und besticht durch eine erweiterte Instrumentierung mittels Keyboards, Mellotron und Cembalo. Für die Single „Dead End Street“ wird eines der ersten Musikvideos überhaupt gedreht.

Im Mai 1967 veröffentlichen die Kinks mit „Waterloo Sunset“ eine ihrer erfolgreichsten und beliebtesten Singles. Das Album „Something Else By The Kinks“ setzt die Progressivität von „Face To Face“ durch die Verwendung von Varieté-Klängen fort, kann jedoch den kommerziellen Erfolg der Vorgänger nicht wiederholen. Im Jahr 1968 verfolgt Davies seinen stark persönlichen Songwriting-Stil weiter und rebelliert gegen die großen Erwartungen, weiterhin Hits zu produzieren. Das sechste Album „The Kinks Are The Village Green Preservation Society“ wird im Herbst 1968 veröffentlicht. Trotz fast durchgehend guter Kritiken kann das Album die hohen Verkaufserwartungen nicht erfüllen, entwickelt sich aber im Laufe der Zeit zum bestverkauften Kinks-Album überhaupt. Der Song „Picture Book“ wird 2004 für den Werbespot eines Computerherstellers verwendet. Anfang 1969 teilt Quaife der Band mit, dass er aufhören wolle, diese nimmt ihn aber nicht ernst. Im April erscheint im NME ein Artikel über Quaifes neues Projekt Maple Oak, das er ohne das Wissen der restlichen Kinks gegründet hat. Ray Davies versucht daraufhin, Quaife zu einer Rückkehr zu überreden, scheitert jedoch. Den freien Bassisten-Platz nimmt wieder John Dalton ein. Im selben Monat reist Davies nach Los Angeles, um eine Aufhebung des Auftrittsverbots in den USA zu erreichen. Er ist erfolgreich. Bevor die Kinks nach der Aufhebung des Banns eine Tour durch die Vereinigten Staaten absolvieren, veröffentlichen sie ihr Album „Arthur (Or The Decline And Fall Of The British Empire)“.

Die US-Tournee startet im Oktober 1969. Aufgrund von Problemen beim Booking geeigneter Konzerthallen müssen jedoch viele Termine abgesagt werden. Anfang 1970 wird Keyboarder John Gosling ständiges Mitglied der Kinks. Sein Debüt gibt er auf der Single „Lola“ im Mai, die ein großer Erfolg wird und die Londoner ins öffentliche Gedächtnis zurückbringt. Das dazugehörige Album „Lola Versus Powerman And The Moneygoround, Part One“ erscheint im November 1970 und wird sowohl bei Kritikern als auch Käufern ein Hit. Im darauffolgenden Jahr veröffentlicht die Band den Soundtrack zum Film „Percy“, in dem es um eine Penistransplantation geht. Das Album fällt bei den Kritikern durch. Die Weigerung des US-Labels der Kinks, Reprise, es herauszubringen, führt dazu, dass die Londoner den auslaufenden Vertrag nicht verlängern – genauso wie den mit Pye. Für einen Vorschuss von einer Million US-Dollar wechselt die Band 1971 zu RCA Records. Mit dem Geld stellt sie ihr eigenes Aufnahmestudio Konk fertig. Das erste Album bei RCA und neunte insgesamt, „Muswell Hillbillies“, ist stark von Country und Bluegrass beeinflusst. Das 1972er Album „Everybody’s In Show-Biz“ besteht je zur Hälfte aus neuen Studio-Tracks und Live-Aufnahmen eines Konzertes in der New Yorker Carnegie Hall. Es stellt den Übergang vom Rock-Material der frühen 70er zum mehr theatralischen Sound dar, der folgen soll.

1973 beginnt Ray Davies, an der Rock-Oper „Preservation“ zu schreiben. Zur Umsetzung wird das Lineup um eine Bläsersektion und Background-Sängerinnen ergänzt. Rays Eheprobleme zu der Zeit haben eine starke Auswirkung auf die Band. Ende des Jahres verlässt ihn seine Frau Rasa mit den gemeinsamen Kindern, und er verfällt in eine Depresssion. Später wird er mit einer Überdosis ins Krankenhaus eingeliefert. Letzlich kann Davies seine Depression überwinden, doch die Popularität der Kinks nimmt weiter ab. „Preservation: Act 1“ erscheint zur selben Zeit, erntet aber nur mäßige Kritiken – ähnlich wie der Nachfolger „Preservation: Act 2“, der im Sommer 1974 veröffentlicht wird. Ein Jahr später bringt die Band das Konzeptalbum „The Kinks Present A Soap Opera“ heraus. Einige Zeit später erscheint das letzte theatralisch beeinflusste Werk, „Schoolboys In Disgrace“.

1976 unterschreiben die Londoner bei Arista Records, die die Band ermutigt, zu ihren Stadionrock-Wurzeln zurückzukehren und das Lineup wieder auf fünf Mann zu verkleinern. Zur selben Zeit haben Van Halen einen Hit mit einem Cover von „You Really Got Me“, was zur kommerziellen Wiederauferstehung der Kinks führt. Während der Arbeiten am Album „Sleepwalker“ 1977 verlässt John Dalton die Band. Andy Pyle ersetzt ihn während der Aufnahmen, steigt jedoch mit John Gosling bald wieder aus, um mit ihm an einem anderen Projekt zu arbeiten. Letzterer wird von Gordon John Edwards (der wiederum bald durch Ian Gibbons ausgetauscht wird), ersterer von Jim Rodford ersetzt. 1978 bzw. 1979 erscheinen die Alben „Misfits“ bzw. „Low Budget“, die sich relativ gut verkaufen. Dass einige Bands, beispielsweise The Jam, in den späten 70ern Cover-Versionen von Kinks-Songs veröffentlichen, befeuert den anhaltenden Erfolg der Londoner.

1980 wird das Live-Album „One For The Road“ herausgebracht. Anfang der 80er schreibt Dave Davies außerdem einige Soloplatten. Die Band ist in dieser Zeit in den USA erfolgreicher als in Großbritannien. Ende 1981 erscheint das Album „Give The People What They Want“, den Großteil des Jahres 1982 verbringen die Kinks mit Touren. Ein Jahr später folgt das Album „State Of Confusion“, das die Spitze ihrer zweiten Welle des Erfolgs darstellt, aber auch den Wendepunkt hin zu einer abnehmenden Popularität. Zur gleichen Zeit verwirklicht Ray Davies sein Filmprojekt „Return To Waterloo“. Aufgrund der wieder aufflammenden Spannungen zwischen Dave Davies und Mick Avory und eiiner dadurch unmöglich gemachten weiteren Zusammenarbeit wird Avory als Drummer durch Robert Henrit ersetzt, nimmt aber das Angebot von Ray Davies an, als Manager in den Konk Studios zu arbeiten. Das Album „Word Of Mouth“, auf dem Avory noch als Schlagzeuger auf drei Songs zu hören ist, erscheint Ende 1984.

Anfang 1986 unterschreiben die Kinks bei MCA Records in den USA bzw. London Records in Großbritannien. Das Album „Think Visual“ wird die erste Veröffentlichugn auf den neuen Labels. Nach der Live-Platte „The Road“ 1987 erscheint das Studioalbum „UK Jive“ 1989, das ein kommerzieller Misserfolg wird. Daraufhin werden die Kinks von MCA gefeuert. Zudem steigt Keyboarder Ian Gibbons aus. Sein Nachfolger wird Mark Haley. Ein Jahr später wird die Band die Rock & Roll Hall Of Fame aufgenommen. Für ihr neues Label Columbia nehmen die Kinks das Album „Phobia“ 1993 als Quartett auf. Ein Jahr später werden sie bereits wieder von Columbia gefeuert und veröffentlichen die Platte „To The Bone“ auf ihrem eigenen Label Konk. Die Popularität der Kinks sinkt noch weiter, als im Zuge der BritPop-Bewegung eine Vielzahl an neuen, jungen Bands aufkommt. Dennoch nennen die beiden wichtigsten Vertreter der Bewegung, Oasis und Blur, die Londoner als wichtigen Einfluss – was aber nichts an der Marginalisierung der Kinks ändert.

In der Folge zeigt die Band immer weniger Aktivität und spielt ihr letztes Konzert Mitte 1996. Beide Davies-Brüder veröffentlichen außerdem ihre Biographien. 2005 werden die Kinks in die UK Music Hall Of Fame aufgenommen. Seitdem machen immer wieder Gerüchte um eine Reunion die Runde, die jedoch bis jetzt nie offiziell vollzogen wurde.