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In Neuseeland haben sie schon Starstatus, in Europa wird noch fleißig an diesem gefeilt. Die fünf Neuseeländer von The Naked And Famous sind derzeit auch für Konzerte in Deutschland unterwegs. Ein Grund, ihnen noch einmal genauer auf den Zahn zu fühlen.
The Naked And Famous starten nach ihrem Erfolg in der Heimat auch in Europa mit ihrem Debüt “Passive Me, Aggressive You” kräftig durch. Dabei zeigen sie, dass die Liebe zur Musik und penible handwerkliche Kleinstarbeit zum Gelingen ihres Erstlings gleichermaßen beigetragen haben. Anlässlich ihrer Deutschlandgigs (motor.de berichtete) fragten wir bei Aaron Short, dem Keyboarder und Soundknobler von The Naked And Famous noch einmal genauer nach.
motor.de: Für alle, denen euer Name noch nicht geläufig ist: Beschreibe The Naked And Famous doch bitte mal in einem Satz.
Aaron: Wir sind eine Gruppe von Leuten, die eines Tages beschlossen hat, mit dem Musikmachen zu versuchen aus Neuseeland rauszukommen, ohne etwas dafür zahlen zu müssen.
motor.de: “Passive Me, Aggressive You” kam sehr gut an und bescherte euch ein ziemlich gutes Feedback. Zu euren Anfängen: Wie ging es damals los bei euch, wie lief es mit der Stil-Findung und habt ihr mit einem solch schnellen Erfolg gerechnet?
Aaron: Um ein wenig ernsthafter mit unserer persönlichen Geschichte umzugehen: Die Band wurde nicht mit dem konkreten Vorhaben gegründet ‘Rockstars’ zu werden. Wir haben uns Anfang 2008 getroffen; Thom und Alisa schrieben rohe Demoversionen, die ich und Thom dann produzierten. Wir haben uns da dran gemacht, weil wir geschmacklich all diese unterschiedlichen Stile teilten und wir einige kraftvolle, kreative Ideen hatten, mit denen wir experimentieren wollten. Wir wussten nie so genau, wie weit wir es mit dem Projekt treiben würden; das Einzige worauf wir uns konzentriert haben, ist die hinter der geschaffenen Musik stehende Leidenschaft. Je weiter sich unsere Geschmäcker und unsere Kreativität entwickelten, umso weiter tat dies auch die Größe und der Stil der Band, bis wir schließlich an einen Punkt angelangten, an dem wir fühlten, dass The Naked And Famous einen eigenen einzigartigen Sound hatte.
motor.de: Ist dieser plötzliche Riesenerfolg denn schon so richtig bei euch angekommen?
Aaron: Auf keinen Fall. Es gibt ständig Momente in denen uns die Kinnlade runterklappt und wir uns fragen “woah – geschieht das jetzt wirklich gerade?” Ich denke, das liegt daran, dass wir nicht unbedingt groß darauf achten, was die Leute und die Medien so von uns halten. Wir waren auch ziemlich isoliert in Neuseeland. Dennoch empfinden wir auch ehrliche Begeisterung für die Interaktion mit den Fans und Leuten aus der Musikindustrie. Das wiederum heißt aber nicht, dass wir unsere Tage damit vergeuden, alles zu lesen was so auf Twitter etc. abgeht.
motor.de: Was war eure ursprüngliche Vision für das Projekt und was sind eure Erwartungen für die Zukunft?
Aaron: Wir wollten definitiv eine andere Herangehensweise als viele Bands um uns herum in der Anfangsphase verfolgten. Zahlreiche Projekte haben versucht, eine Million Live-Shows zu spielen, bevor überhaupt ein starkes Demo aufgenommen wurde. Thom und ich waren, was unseren musikalischen Ansatz anbelangt, schon immer sehr studio-fixiert. Das ist etwas, das uns bei allen Aspekten des Projekts begleitet hat. Als wir losgelegten, hatten wir schon eine komplette EP in der Hinterhand und bei einem lokalen Indie-Label unterschrieben; sogar bevor The Naked And Famous überhaupt einen Gig gespielt haben. Das ist ein gutes Beispiel dafür, wieviel Überlegung und Fokus auf die Produktions- und Aufnahmeseite in unsere ersten beiden EPs eingeflossen ist. Ich denke, dass man auch deutlich sehen kann, wie sich unsere Ideen entwickelt haben, wenn man ihre Ästhetik mit der von “Passive Me, Aggressive You” vergleicht. Die EPs waren eher rudimentär und roh, mit sehr gewollten Lo-Fi Elementen, während das Album sehr ausgewogen zwischen diesen, uns sehr lieben, Elementen und einer fetten Studioproduktion rangiert. Dass die Band von vier auf fünf Leute gewachsen ist, hat uns auch erlaubt, in den Bereichen Elektronika und Vielschichtigkeit zu expandieren.
The Naked And Famous – “All Of This”
motor.de: Zu Hause in Neuseeland ist euer Album sofort an die Spitze der Charts geschossen. Glaubt ihr, es besteht die Möglichkeit, das in Europa zu wiederhohlen?
Aaron: Das wird sich zeigen. Alles, was uns bis jetzt passierte, ist schon vollkommen überwältigend. Wir nehmen das natürlich nicht als selbstverständlich hin, aber andererseits machen wir auch nicht, was wir machen, weil wir uns Platz eins in irgendwelchen Charts als Ziel gesetzt haben.
motor.de: Noch ein paar Worte zu eurer Platte: Wie ist sie entstanden und wie lange hat es gedauert?
Aaron: Die Tracks sind zwischen 2009 und 2010 entstanden. Der Prozess lief wie gehabt ab, dass Alisa und Thom die Grundgerüste geschrieben und Thom und ich die dann abgemischt haben. Dann sind David und Jesse dazugestoßen und wir konnten an den Songs quasi in einer Live-Umgebung feilen. Das Album wurde innerhalb von zwei Wochen bei The Lab in Auckland aufgenommen. Aufgrund unseres Arbeitsprozesses stand die letzte Demo-Form, bevor wir überhaupt einen Fuß ins Studio gesetzt haben. Bis zu diesem Punkt gab es eine Menge Sessions vor und zurück zwischen uns dreien, bis die Songs bereit für die entgültigen Aufnahmen waren.
motor.de: Ihr spielt jetzt vier Shows in Deutschland: Was ist eure Meinung dazu und habt ihr vorher schon Erfahrungen hier gesammelt?
Aaron: Wir sind hier quasi eben erst angekommen! Es ist an das Ende unserer SXSW-Tour angeschlossen, auf der wir für eine Woche zwei Shows am Tag gespielt haben; davon sind wir noch ein wenig angeschlagen und hatten noch nicht die Zeit, uns hier groß umzuschauen. Aber ich denke, es wird schon spaßig werden.
motor.de: Was kann man von einem The Naked And Famous-Konzert erwarten?
Aaron: Wir werden immer sehr enthusiastisch beim Live-Spielen. Wir stehen nicht da oben um die Massen zu hypen oder einen Haufen Bühnen-Jux zu veranstalten, sondern konzentrieren uns und unsere Energie darauf, die Songs so zu spielen, wie man sie auch auf der Platte hören kann. Das ist unser Hauptanliegen.
The Naked And Famous – “Young Blood”
motor.de: Wolltet ihr schon immer Musiker werden oder gab es da auch andere Pläne?
Aaron: Zumindest nicht wir alle. Ich hatte mit dem Gedanken, in einer Band zu sein, eigentlich erst gespielt, als sich die konkrete Gelegenheit ergab. Eigentlich legte ich immer großen Wert auf den Produktionsaspekt von Musik und bin im Speziellen großer Freund elektronischer Musik. Thom hingegen wollte im Leben nie etwas anderes machen. David, unser Bassist, war vier Prüfungen von einem Abschluss in Biologie entfernt, als wir ihn von seiner Ausbildung weggezerrt und ihn überzeugt haben, doch ein Rockstar zu werden.
motor.de: Bands aus Neuseeland sind in Europa ja eher eine Rarität. Gibt es da einige Acts auf die man ein Auge haben sollte?
Aaron: Kids Of 88. Die haben eine Tour mit Kesha gemacht, glaube ich. Wir sind schon sehr lange befreundet und haben schon einige Gigs zusammen gespielt. Sehr, sehr eingänige Musik; man kann sich gegen den Drang zu tanzen und mitzusingen kaum wehren, egal ob zu ihren Vocals oder Synthie-Lines. Checkt mal “Ribbons Of Light”, mein Nummer-Eins-Track 2010.
motor.de: Wenn ihr ein kleines Festival mit fünf Bands organisieren müsstet, wie sähe das Line-Up aus?
Aaron: Naja, da das ein kleines Festival sein soll, kann ich wohl nicht zu große Namen nennen. Ich winde mich da so raus, weil sonst die Qual der Wahl zu groß wäre. Ach ja, das Festival müsste auch nächste Woche steigen, sonst wendet sich in der Zwischenzeit mein Geschmack anderen Acts zu. Also: Kids Of 88, Holy Fuck, Bon Iver, Frightened Rabbit, Fuck Buttons.
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