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Punk mit grauen Schläfen: The Offspring im Interview

Ist nach über 20 Jahre im Geschäft immer noch Rock’n’Roll angesagt und wie sieht es in nochmal 20 Jahren aus? motor.de traf The Offspring Backstage für ein kleines Fazit.

Mit Mitte 40 gehören die Musiker von The Offspring langsam zu den Reiferen ihrer Zunft. Sich zur Ruhe zu setzen, kommt für die Punk-Rocker jedoch überhaupt nicht in Frage. Stattdessen touren sie unablässig durch Konzerthallen und über Festivalbühnen. So ließen sich Sänger Dexter und Gitarrist Noodles beim Highfield für ein kurzes Interview in Beschlag nehmen.

motor.de: 1993 seid ihr mit NOFX getourt, habt in kleinen Clubs gespielt, geskatet und seit in Kontakt mit den Leuten gekommen. Erinnert ihr euch noch an diese Zeit?

Noodles: Na klar. Alles war so neu, deshalb erinnert man sich an diese Tage sogar besser als an solche, die nicht so lang zurück liegen. Es waren ja unsere ersten Erfahrungen.

motor.de: Kannten die Leute euch damals schon oder wart ihr nur die Band, die mit NOFX getourt ist?

Noodles: Ein bisschen von beidem. Einige Kids kannten unsere Songs und konnten mitsingen. Das war unglaublich für uns. Aber natürlich standen NOFX im Vordergrund.

motor.de: Kurz danach hattet ihr mit „Self Esteem“ einen Riesenhit und eure Karriere ging steil bergauf. Habt ihr denn jetzt noch die Möglichkeit, mit dem Publikum in Kontakt zu kommen?

Noodles: Naja, natürlich kann ich nicht mehr mal eben so durch die Fans laufen. Die drehen viel zu schnell durch. Aber auch Backstage treffen wir ja immer Leute aus anderen Bands und so. Wir machen auch fast jeden Abend ein Meet&Greet mit Offspring-Fans.

motor.de: Und wie steht es mittlerweile mit dem Rock&Roll-Life-Style?

Noodles: Auch der ist anders geworden. Wir feiern immer noch viel und hängen mit Leuten rum, nur dass wir eben mehr reisen. Fast überall, wo wir hinkommen, haben wir jetzt Freunde. Und früher mussten wir nach einem Konzert immer erstmal gucken, wo wir überhaupt schlafen können. Das ist heute zum Glück nicht mehr so (lacht).

motor.de: Ihr habt nun fast die ganze Welt bereist. Sind euch markante Unterschiede zwischen den Ländern aufgefallen?

Noodles: Schon, aber das Publikum wird sich auch immer ähnlicher. Die Fans gehen eigentlich überall ab. Gestern waren wir beim Area 4 und das Publikum war total am ausrasten. Wir waren besorgt, dass sich jemand verletzt. Ganz oft sind mittendrin Kids gestürzt und dann siehst du nur, wie die Leute ihre Hände in die Luft halten und rufen: „Stopp, hier ist jemand hingefallen!“ Im nächsten Moment springt die Person wieder hoch, so nach dem Motto „Hey, Was ist los? Mir geht’s gut!“. Und das passiert dann ständig während der Show und du denkst: „Oh, mein Gott, hier wird noch jemand umkommen.

motor.de: Gab es schon mal Unfälle bei euren Shows?

Dexter: Ja, einige. Es gab mal einen Fan, der in einem Rollstuhl crowdsurfen war. Ich glaube aber, er hat vorher schon im Rollstuhl gesessen.
Noodles: Zum Glück gab es noch keine Toten.

motor.de: Habt ihr konkrete Pläne für ein neues Album?

Noodles: Ja, die haben wir tatsächlich. Wir haben schon mit Bob Rock, der auch unser aktuelles Album „Rise And Fall, Rage And Grace“ produziert hat, gesprochen und freuen uns darauf, wieder mit ihm zu arbeiten. Wir hoffen, dass wir im Januar mit den neuen Aufnahmen richtig loslegen können und dann Ende 2010 ein neues Album draußen haben.

motor.de: Wo seht ihr euch in 10-20 Jahren? Werdet ihr dann immer noch auf der Bühne stehen? So nach dem Motto „Ich will mit meiner Gitarre im Arm sterben“?

Noodles: Ja, auf jeden Fall (lachend). Ich will unbedingt mit meiner Gitarre im Arm sterben. Gleich nachdem ich mit meiner Frau Sex hatte. Ich hoffe, sie hat kein Problem mit der Gitarre. Nein, aber ich meine, wer weiß? Solange es Leute gibt, die unsere Musik mögen und wir Spaß daran haben, werden wir weitermachen. Vielleicht gibt es irgendwann eine Zeit, wo wir sagen, dass wir aus welchem Grund auch immer aufhören, aber wer weiß das jetzt schon?

motor.de: Nach fast 20 Jahren im Business, habt ihr da eigentlich noch unerfüllte Träume? Etwas, das ihr noch nicht tun konntet?

Dexter: Wir lieben, was wir tun. Viele Leute denken, es müsste immer ein Ziel oder einen Endpunkt geben. Wir sind sehr glücklich, dass wir so weit gekommen sind, bekannt sind und überall spielen. Also denke ich, dass wir einfach mit dem weitermachen, was wir gerne tun.
Noodles: Wobei es immer noch viele Orte gibt, an denen wir noch nie waren, z.B. China. Wir haben auch gerade in Budapest das erste Mal gespielt. Es gibt immer noch neue Erfahrungen für uns.

motor.de: Abschließend noch ein Wort an die deutschen Fans?

Dexter: Unsere Shows hier waren immer sehr gut. Das Publikum ist sehr leidenschaftlich was Musik angeht.
Noodles: Ich mag euer Bier hier. Ich glaube, ich trinke mehr Bier als Wasser, also ist nach Deutschland kommen für mich so etwas wie eine Pilgerreise nach Mekka. Natürlich fahren wir auch zum nächsten Oktoberfest in die Bierhallen – wir Amis denken ja übrigens sowieso, dass ihr alle nur Lederhosen tragt (lacht).

Interview: Kai-Uwe Weser
Bearbeitung: Claudia Jogschies

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