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Dirty Words & Dirty Sex

 “Pollywog” bedeutet “Kaulquappe”, und vermutlich war das einfach einer der wenigen freien Bandnamen die es noch gibt, denn diese Gruppe ist ihrem Larvenstadium eindeutig entwachsen. Egal, “The Pollywogs” klingen klassisch, britisch, lässig und schnoddrig, und genau darum dürfte es der Band wohl auch gehen.

The Pollywogs sind ein Trio aus deutschen Landen, das einen sehr eigennützigen Punk-Rock-Hybriden zu bieten hat und das amouröse Abenteuer mit derselben Verve besingt wie andere Leute Straßenkriminalität. “Dirty Words & Dirty Sex” sind zwar möglicherweise beides Erfahrungen, die die Band noch nicht aus erster Hand kennt, doch gibt sie sich auf jeden Fall einige Mühe bei der Inszenierung. In gut bemessenen 15 Songs fahren sie alles auf, was seit den Libertines zum guten Ton des schlechten Einflusses gehört, angefangen bei knackigem Gitarren-Riff und gemeingefährlichen Vocals. Die Technik von Sänger Bryan Kessler ist dann auch ein greifbares Vergnügen, denn seine Stimme setzt trotz des impliziten Radaus auf gefühlvolle Feinheiten, was ihn zu einem Zwitter aus Querulant und Liebesbandit macht. Die dazugehörigen Texte sind nicht ganz so subtil: “How many dicks did you suck?” fragt “Our Love Is”, “Easy” dagegen bemerkt: “Missing someone is not always easy“. Genau hier setzt das Perfide an den Pollywogs ein – etliche Songs sind was die Lyrics angeht von aufreizender Schlichtheit, gewinnen aber durch hinterhältig eingeschmuggelte Melodien und ein traumwandlerisch sicheres Gespür für krawallige Atmosphäre.

The Pollywogs – “Hold Your Hand”

Auf der musikalischen Ebene haben diese Jungs ihre Hausaufgaben gemacht, denn die professionell angeraute Schräglage der lospolternden Tracks weist “Dirty Words & Dirty Sex” als international konkurrenzfähig aus und als unverschämt selbstbewusst obendrein. Vom thematischen Schwerpunkt her gehört das Album sowieso eher in eine Kategorie mit Großmäulern wie Guns N’ Roses oder Mötley Crüe, und schlendert dementsprechend breitbeinig über den Sunset Boulevard. Ein bisschen 1988 steckt auch immer in den Songs, ein bisschen Sleaze und ein bisschen Hinterhältigkeit. Gleichzeitig ist die Produktion lupenreiner Pop, der jederzeit nach vorne gemischte Vocals favorisiert und den Proberaumschweiß dezent mit Feenstaub aus dem Studio überdeckt – schlanker Chic statt planlosem Gebolze. Und auch wenn sich über die ganze Distanz des Albums manche Tracks ein bisschen wie Soundalikes anfühlen, dürfte es bereits zu spät sein, wenn einem das auffällt. The Pollywogs sind Typen, denen man wider besseren Wissens Kleingeld leihen und Töchter anvertrauen würde. Eine verdammte Einstiegsdroge.

Michael Haacken

VÖ: 12.11.2010

Label: TRO/Entertain/Cargo Records

Tracklist:

01. Don’t Play
02. You
03. Our Love Is
04. Whole Life In A Pocket
05. Hold Your Hand
06. Only Who Dares
07. I Want It
08. Easy
09. I’m Waiting
10. Is It True
11. Steal My Love
12. Green Lady
13. Don’t Know
14. You And Me
15. We Are Here To Fuck With You

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