Einen ganz kurzen Moment denkt man beim Intro der fantastisch treibenden The Runners-Single „All Over Again“ an US-Acts wie Sugar Ray oder – besser! – Sublime. Doch bereits nach dem Intro lassen die Runners (nicht zu verwechseln mit der HipHop-Produzentencrew gleichen Namens) aus dem uns bislang unbekannten Städtchen Hertford bei London die karibischen Einflüsse hinter sich und schließen zum typischen britischen Indie-Rock der letzten Jahre auf.
The Runners – All Over Again
Trotzdem legt das kurze Intermezzo eine deutliche Fährte: Denn Verwechslungsgefahr mit anderen Potentaten der Szene besteht hier nur bedingt, was vielleicht an der trotz der Nähe zu London eher ländlichen Herkunft liegt. Abseits urbaner Zentrum konnten The Runner so ihren von The Jam und The Clash ebenso wie von den Rolling Stones und The Kinks oder auch den Kooks inspirierten treibenden Indie-Pop etablieren, ehe sie sich auf europaweite Tourneen im Vorprogramm so illustrer Bands wie The Blood Arm oder The Pigeon Detectives begaben – und dort ihrerseits das Publikum für sich einzunehmen wussten.
Zuvor hatte Sänger Gus Cox die Band nach einem längeren Aufenthalt in Liverpool zusammen mit seinem Schulfreund James Thomson (Bass) sowie Clive Romanowski (Gitarre) und dem Schlagzeuger Clint Henderson gegründet. In relativ kurzer Zeit absolvierten die Vier dann das komplette Pflichtprogramm junger Bands von diversen Battle of the Bands über Demo-Produktionen, das Pflegen der MySpace-Präsenz und dergleichen mehr, bis The Runners schließlich mit dem Gewinn des vom NME ausgelobten ‚Red Stripe Music Award’ einen ersten Achtungserfolg verbuchen konnten. Bis heute übrigens bei jedem zweiten Konzert in der ersten Reihe: Die Eltern von James Thomson.
Die nach dem vortrefflichen „Get In Line“ vom letzten Album bereits zweite Single ist nun erster Vorbote des im Frühjahr erscheinenden Album-Debüts der Band. Und wenn dieses einhält, was „All Over Again“ aber auch das juvenil juchzende „Having Fun“ und einige andere auf der MySpace-Seite geparkte Volltreffer versprechen, können wir uns auf einen heißen Sommer gefasst machen. Bis dahin werden die Runners weiterhin emsig Konzerte spielen und wer die Band bei ihrem Januar-Gastspielen in Berlin gesehen hat, weiß, dass hier eine der in diesen Tagen interessantesten Live-Bands von der Insel auf ihre ganz große Entdeckung wartet.
Text: Michael Jäger
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