Anlässlich des Labelwechsels und neuen Albums berichten The Sounds übers Älterwerden, asiatische Folkmusik und miese Bühnenoutfits.

Mit „Crossing the Rubicon“ haben The Sounds diesen Monat ihr drittes Album veröffentlicht. Hörbar ist der Wechsel vom retrolastigen „Living in America“ zu den neuen Songs. Inhaltlich beschäftigen sich die Schweden ausgiebig mit ihrer Jugend. Das kommt nicht von ungefähr, blicken sie doch auf mittlerweile zwölf Jahre Bandgeschichte zurück. Sind The Sounds erwachsen geworden? motor.de traf Sängerin Maja Ivarsson und Gitarrist Felix Rodriguez in den Hamburger Docks zum Rückblick.

motor.de: Eure beiden letzten Alben waren eher 80er- und New Wave-beeinflusst. Was hat „Crossing the Rubicon“ geprägt?

Felix: Ich würde sagen, der Haupteinfluss kommt vom Touren. Man trifft viele neue Leute und entdeckt andere Bands. Und natürlich haben wir während der beiden letzten Alben auch andere Musik gehört. Aber das ist natürlich ein Prozess, der unbewusst abläuft.
Maja: Ich denke, es war genau andersherum. Wir haben mehr nachgedacht dieses Mal.
Felix: Ja, wir wussten, was für einen Sound wir wollten, aber das Songwriting hat sich nicht geändert.
Maja: Beim ersten Album hatten wir noch gar keine Erfahrung mit dem Aufnehmen. Wir wussten nicht, wie wir klingen würden, wir waren nur froh, dass wir überhaupt aufnehmen konnten. Jetzt haben wir viel mehr Erfahrung im Studio und wissen, welchen Sound wir haben wollen. Man merkt, wie man sich entwickelt, ich meine, wir sind jetzt 30 und haben uns vor zwölf Jahren getroffen. Natürlich sind die Songs jetzt anders als damals, als wir 18 waren.

motor.de: Auf „Crossing the Rubicon“ geht es viel um die Vergangenheit und ums Zurückschauen. Würdet ihr sagen, dass ihr mit diesem Album eine Lebensphase abgeschlossen habt?

Felix: Du meinst, ob es ein Meilenstein für uns ist? Ja, ich denke, das kann man so sagen.
Maja: Auf jeden Fall ist es ein Meilenstein. Wir haben es komplett selbst finanziert und hatten vorher viele Änderungen im Businesspart um die Band. Auch das ist etwas, das man mit der Zeit lernt: Man weiß, welche Menschen man um sich haben will. Bevor wir das Album aufnahmen, haben wir entschieden, mit welchen Leuten wir zusammen arbeiten wollen und mit welchen nicht.
Felix: Ich habe eine Freundin bei unserem alten Label in den USA und es klingt sicherlich komisch, aber sie ist meine beste Freundin, obwohl ich nicht mal weiß, was genau sie für uns getan hat. Wir wollen nicht, dass die Leute für uns, sondern dass sie mit uns arbeiten.
Maja: Es kann schon schwer sein, wenn man sich so nahe kommt und dann jemanden feuern muss, weil er schlecht arbeitet. Aber wir brauchen all diese Leute um uns herum, sonst wäre es so viel härter für uns.

motor.de: Wer waren die Helden eurer Kindheit?

Maja: Billy Idol. Er war sehr lange mein Held, als ich jung war. Ich war in ihn verknallt.
Felix: Meine Mom, aber das realisiert man natürlich erst später, nicht wenn man noch jung ist.



motor.de: Habt ihr mal darüber nachgedacht, auf Schwedisch zu singen?

Felix: Nein, jedenfalls nicht mit The Sounds.
Maja: Für einen Freund haben wir mal ein paar Songs auf Schwedisch geschrieben und die sind recht bekannt geworden dort. Es war cool, ihn die Songs singen zu sehen. Aber mit The Sounds werden wir das wohl nie tun.

motor.de: In einem Interview habt ihr mal gesagt, dass ihr in Amerika als exotisch geltet.

Maja: Ja, das ist ein bisschen so, aber gleichzeitig gelten wir dort auch fast schon als amerikanische Band. Und das ist eines der größten Komplimente für uns. Immer wenn wir dort waren, waren die Leute so herzlich und hilfsbereit zu uns. Deshalb denke ich, was auch immer man über Amerika sagt, ist eine Sache, aber die Leute sind großartig.

motor.de: Was empfindet ihr eurerseits als exotisch?

Maja: Zum Beispiel Musik aus Taiwan, wegen der Sprache und der ganz anderen Musikgeschichte. Oder auch arabische Musik mit diesen fremden Akkorden und Harmonien.
Felix: Asiatische folkloristische Musik generell und die dortigen Instrumente. Es ist seltsam, wie anders die Musik dort aufgebaut ist, aber es klingt wunderschön, ich mag es sehr.

motor.de: Was wäre für euch ein stylisches Nogo?

Felix: Es gibt eigentlich kein Nogo, jeder soll tragen, was er will. Na gut, am Anfang haben wir auch gesagt, wir tragen keine Trainingshosen auf der Bühne. Aber ich hatte welche, und zwar kurze. Irgendwann ist es einem egal, es geht ja um den Spaß.
Maja: Wenn du einen besonderen Auftritt hättest, so wie heute, dann wäre es dir nicht egal.
Felix: Nee, natürlich nicht.
Maja: Aber das denke ich auch, alles ist erlaubt. Ich glaube, wir hatten immer eine ähnliche Vorstellung, wie wir aussehen wollen. Wir haben uns aber nie abgesprochen, wir mögen einfach die selben Klamotten und Marken. Ich glaube, das kommt auch daher, dass wir uns schon so lange kennen. Man wächst irgendwie zusammen, aber natürlich hat auch jeder seinen eigenen Stil von uns. Generell denke ich schon, dass es wichtig ist, wie man auf der Bühne aussieht. Die Leute bezahlen ja schließlich dafür, uns zu sehen. Man muss ja nicht total fit aussehen, der Look sollte einfach cool und authentisch sein.
Felix: Er muss zur Musik passen…
Maja: Ich hatte auch schon recht schräge Outfits…
Felix: Wenn man sich eine Punkband ansieht, weiß man ja auch vorher, dass sie nicht superstylish aussehen werden. Es muss halt zur Musik passen. Man will ja auch nicht 50Cent in total engen Lederklamotten sehen.
Maja: Es gibt aber echt viele Leute in Rockbands, die scheiße aussehen…Da könnten sie mal dran arbeiten.

Interview: Claudia Jogschies