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Voller Eifer und Euphorie kehren The Soundtrack Of Our Lives nach vier Jahren aus der Versenkung zurück. “Communion” heißt die neue Platte und Frontmann Ebbot Lundberg erklärt im Gespräch mit motor.de, warum es ein Doppelalbum wider Willen geworden ist.
Als 2005 euer letztes Studioalbum “Origin Vol. 1” erschien, rechnete viele mit einem Nachfolger oder zweiten Teil. Weswegen kam es nicht dazu?
Ebbot Lundberg: Wir arbeiten sehr konzeptuell und mögen es, unsere Songs um ein bestimmtes Thema zu stricken. Mit der geplanten “Origin”-Reihe sollte dies über mehrere Longplayer ausgedehnt werden – was soll ich sagen: Plötzlich hatte niemand mehr Bock darauf! Deswegen veröffentlichten wir “Songs From The Past” und versuchten die Tracks für die Fortsetzung so unterzubringen.
Soundtrack Of Our Lives – Mantra Slider
Dabei handelte es sich eigentlich um eine B-Seiten/Raritäten-Sammlung und selbst die liegt jetzt drei Jahre zurück.
Ebbot Lundberg: Es war einfach sehr schwer, neue Wege zu gehen. Stell dir vor, du planst etwas ganz Großes und plötzlich geht dir die Lust daran verloren. (überlegt) Als wir wieder anfingen Songs zu schreiben, wusste ich nicht, was dabei herauskommen sollte: Wieder ein Album mit wuchtigem Masterplan oder genau das Gegenteil?
Es war also keine Absicht, mit “Communion” ein Doppelalbum zu veröffentlichen?
Ebbot Lundberg: Wir hatten knapp 70 Demos fertig und hätten die problemlos auf drei CDs verteilen können, wollten das aber niemanden zumuten: Wer hat heute schon Zeit, sich so viele Songs auf einmal anzuhören? Deswegen fiel die Auswahl schwer und am Ende half es uns einmal mehr, die Songs anhand eines gewissen Konzepts auszuwählen.
Soundtrack Of Our Lives – 21st Century Rip-Off
Bei diesem Konzept handelt es sich inhaltlich um die vielen Selbsthilferatgeber, die den Menschen ein besseres Leben ermöglichen sollen – egal ob beruflich oder privat.
Ebbot Lundberg: Genau. In den vergangen Jahren kam ich sehr oft mit diesen Dingern in Kontakt und fragte mich jedes Mal, was dass Ganze soll? (lacht) Warum glauben einige Leute, dass sie die Weisheit für sich gepachtet haben und Ratschläge geben können? Es grenzt für mich an Größenwahn!
Glaubt ihr, dass diese Kritik bei euren Hörern ankommt? Bislang galtet ihr ja eher als abstrakte Band, was das Songwriting anging und plötzlich beschäftigt sich “Communion” mit solch aktuellen Themen?
Ebbot Lundberg: Die Frage habe ich mir auch gestellt und irgendwann eingesehen, dass The Soundtrack Of Our Lives eine klassische Rockband sind. Soll heißen, wer keinen Bock auf die Texte hat, bekommt genug Gitarren um die Ohren geschleudert und kann die Platte auch ohne all das hören, worum es inhaltlich geht. Im Vordergrund steht die Musik, nicht anderes.
Was hat sich innerhalb der Band geändert, dass ihr so gelassenen seid?
Ebbot Lundberg: Ich traue es mich gar nicht zu sagen – aber Ebbot Lundberg hat die E-Mail für sich entdeckt! Lange Zeit habe ich das Internet nur beruflich genutzt, um mit unserem Management oder Label zu kommunizieren. Inzwischen schreibe ich privat mehr als ich telefoniere: Bei einer Mail hat man einfach die Möglichkeit, gewisse Dinge noch einmal zu lesen, ehe man darauf reagiert und genau das hat mich zu einem sehr entspannten Menschen erzogen.
Und musikalisch? Meinst du, die Indie-Fraktion empfängt euer Doppelalbum mit offnen Armen?
Ebbot Lundberg: Wenn du zurückblickst in die späten Sechziger, wirst du feststellen, dass die damaligen Bands jedes halbe Jahr eine neue Platte veröffentlicht haben. Niemand fand das absonderlich und da es heute eben nicht mehr üblich ist, haben wir alle guten Songs der letzten Jahre direkt auf “Communion” gepackt. Wem das zu viel ist, der kann ja erstmal eine CD hören und die zweite für später aufheben.
Ein Wagnis, dass die Soundtrack Of Our Lives bewusst eingehen: Ihr mittlerweile fünftes Album hat nicht nur tollen Rock im Angebot, sondern auch Folk und einige der besten Oasis-Songs, die die Gallagher-Brüder kaum besser hinbekommen hätten. Wenn das so bleibt, können sie demnächst ein ganzes Box-Set veröffentlichen – und womit? Mit Recht natürlich.
Marcus Willfroth
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