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Started Something

Müde sitzt Katie auf ihrem Stuhl. Sie kann ihre Augen kaum offen halten. Kein Wunder, nach drei Stunden Schlaf. Gestern war sie in Paris, morgen geht’s zurück nach London. Der ursprünglich geplante Gig in Berlin musste abgesagt werden, weil The Ting Tings zu Jonathan Ross eingeladen wurden, einer bekannten Late Night Show auf BBC One. Sowas kann man sich natürlich nicht entgehen lassen. Offensichtlich eine verdammt gute Entscheidung. The Ting Tings erobern die Welt von ihrer englischen Homebase aus. Die Single “That’s Not My Name” wurde zwar kürzlich von Rihanna von der Pole Position der UK Single Charts auf Nummer zwei verbannt. Dafür schlug das gerade veröffentlichte Album “We Started Nothing” sofort auf Platz eins ein. Ganz England befindet sich plötzlich im Ting-Fieber. Dass sich das Duo den Erfolg hart erkämpft hat, wissen aber nur wenige.

Eigentlich hätte Katie White Bäuerin werden sollen. Ihre Kindheit verbrachte sie auf der elterlichen Farm mit dem ruhmlosen Namen “Slag Lane”, was zu Deutsch so was wie “Mistweg” bedeutet. Doch wie es sich für eine rebellierende Halbwüchsige gehört, schmiss sie die Mistgabel hin, um beim bunten Treiben in und um Manchester mitzumachen. Als sie das Tor der Islington Mill, der Factory der kreativen Geister, betrat, nahm die musikalische Missionierung ihren Lauf: “Ich bin mit den Spice Girls und Backstreet Boys aufgewachsen, weil sie gerade groß waren als ich 14 Jahre alt war. Ich hatte sogar ein Spice-Girls-Mäppchen. Und dann sah ich dort diese verrückten japanischen Psych-Rock-Bands.” Angefixt von der avantgardistischen Stimmung, hing Katie ab sofort dauernd in der Mill rum. Hier wurde sie von Jules de Martino an Talking Heads und Velvet Underground herangeführt. Sie fingen an zusammen Songs zu schreiben und so wurde “Dear Eskimo” geboren – zunächst als Trio mit einem zusätzlichen DJ. Bald bekamen sie den heiß ersehnten Plattenvertrag, doch der wurde wohl im Scheinwerferlicht eines bösen Sterns verfasst: “Drei oder vier Monate nach der Vertragsunterzeichnung wurden unsere Manager gefeuert. Wir wurden fallen gelassen, unser Album konnte nicht veröffentlicht werden und wir sind in Frust versunken. Wir dachten, dass keiner mehr mit uns zusammen arbeiten würde.” Es folgten lange Monate voller Selbstzweifel und Perspektivlosigkeit. Jules wollte das Handtuch werfen. Doch Katie ließ sich nicht brechen. Und so haben sie die “The Ting Tings” ihre Wut als Antrieb genommen, um als Duo neue Songs zu schreiben. “That’s Not My Name” beschreibt eine Art Selbsttherapie: “Der Song erzählt davon, wie scheiße Jules und ich uns fühlten. Zu diesem Zeitpunkt war ich sehr deprimiert und dachte mein großer Traum von einer Band sei von einem Tag auf den anderen geplatzt. Wir fühlten uns so vergessen und verurteilt“. Es hat nicht lange gedauert, bis ihre Anklage erhört wurde – und das von nicht irgendeinem mickrigen Label, sondern Sony BMG. Die Supermacht nahm sich des kämpferischen Duos an und so nahm die Erfolgsgeschichte ihren Lauf.

The Ting Tings – That’s Not My Name

Als nächstes erobern The Ting Tings USA und Kanada. Eine Deutschland-Tour ist noch nicht in Sicht, aber geplant. Bis dahin kann man sich die Zeit mit ihren Kollegen von der Islington Mill die Zeit vertreiben, die mit ihren arty Workshops ab dem 27. Mai das Kreuzberger West Germany aufmischen werden.

Marta Marszewski

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