The xx gaben am 18. Mai ein ganz besonderes Stelldichein: Auf ihrem einzigen Deutschlandkonzert in diesem Jahr erweckten sie das Gelände des verlassenen Berliner Spreeparks wieder zum Leben. Mit von der Partie waren befreundete Bands wie Chromatics, Jessie Ware und Mount Kimbie. Das ganze nannte sich “Night + Day” und führte das Gespann auch durch Lissabon und London. In Berlin ließen die Kuratoren den stundenlangen Regen mit einem unglaublich guten Live-Set schnell wieder vergessen. 

Am Anfang herrschten noch trübe Aussichten: Während die Türen sich bereits am zeitigen Nachmttag öffneten, hat es sich richtig schön eingeregnet. Zudem gab es aus Anwohnerschutzgründen weder Stempel noch Bändchen – ein Wiedereinlass war den ganzen Tag über nicht möglich. Zwar änderte sich die Wettersituation nach einigen Stunden hin zum Trockenen – der graue Wolkenschleier blieb jedoch erbarmungslos hängen. Wenigstens sorgte dies für atmosphärische Pluspunkte auf dem Gelände des verlassenen Freizeitparks, der nun schon seit über zehn Jahren verwildert. Schon ziemlich eindrucksvoll, wie sich das riesige, jahrzehntealte Riesenrad langsam im Wind dreht und die Natur sich die Achterbahnstrecken, Schwanenschiffchen und Oldtimerschienen Stück für Stück zurückholt. Und allgegenwärtig: Elektronische Beats, die der Wind über das gesamte Areal verteilt. 



Genau so sollte es auch sein. Die meisten haben nämlich nicht 60 Euro gelöhnt, um sich die Parkarchitektur zu Gemüte zu führen: Der Tag war vollgepackt mit Musik, verteilt auf zwei Bühnen. Die Mainstage schürte mit Bands aus dem musikalischen Dunstkreis von The XX die Vorfreude auf den Hauptact. Leider schwappte die Atmosphäre nicht ganz auf das Publikum über. Dieses begegnete den Acts mit angeregtem Geplausche vor der Bühne oder machte es sich auf einem der vielen Relikte des Freizeitparks bequem. So verpuffte besonders bei Mount Kimbie ein Großteil des Gesamtkonzepts.  Anspruchsvolle elektronische Musik wirkt nun mal am besten im Dunkeln mit einer angemessenen Lichtshow. 

Die zweite, wesentlich kleinere Bühne wurde von DJs in den Umbaupausen bespielt. Jamie XX bereitete sich hier am frühen Abend auf den Hauptgig vor und heizte dem Publikum ein. Genau die richtige Idee bei der Hundskälte. Allerdings war es zu diesem Zeitpunkt schon so voll, das der Durchgang kurzerhand versperrt wurde. Sehr ärgerlich, dass das Gelände zu fortgeschrittener Stunde gefühlt zu platzen drohte. 



Wenn das Publikum die Vorbands auch nicht unbedingt mit Aufmerksamkeit überschüttete – vor dem Beginn von XX strömten alle zur Hauptbühe und erzeugten kurz vor Beginn knisternde Hochspannung. Das Warten hat sich gelohnt: Die drei Londoner boten eine perfekt durchkomponierte Lightshow, drei Coverversionen im The XX-Style und überhaupt eine super Setlist die wohl jeden Fan zufriedenstellen durfte. Dementsprechend sah man auch nach dem Konzert reihenweise glückliche Gesichter. Nur schade, dass es keine Aftershowparty gab. Das Night + Day machte seinem Namen demzufolge nur zur Hälfte Ehre. Nachdem das Tagesprogramm abgehakt wurde, strömten die Besucher noch vor Mitternacht in die Innenstadt um das Nachtleben zu zelebrieren.


Text und Fotos: Danilo Rößger

Setlist The XX:

01. Try
02. Heart Skipped a Beat
03. Crystalised
04. Reunion
05. Far Nearer (Jamie xx Cover, mit ‘Reunion’ Outro)
06. Fiction
07. Sunset
08. Lady (Modjo Cover)
09. Music Sounds Better With You (Stardust Cover mit Jessie Ware)
10. Missing
11. Night Time
12. Swept Away
13. Shelter
14. VCR
15, Islands
16. Chained
17. Infinity

18. Intro
19. Angels