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Toy im Interview

(Foto: [PIAS] Cooperative)

Als die britische Band TOY vor gut einem Jahr ihr Debutalbum mit dem gleichnamigen Titel veröffentlichte, überschlugen sich die Kritiker mit Lobeshymnen. Als eine von NME’s „100 New Bands You Have To Hear“ avancierte die Truppe schnell vom Geheimtipp zum gehypten Everybody’s Darling der Psychedelic- und Krautrock-Szene. Kaum ein Indie-Magazin wagte es, nicht über das Quintett zu schreiben. Fans dieser Nischenmusik fanden neue Helden, feierten den eigensinnigen, rauen Sound. Tame Impala und Konsorten bekamen ernstzunehmende Konkurrenz. Vor wenigen Tagen veröffentlichten die fünf Musiker ihre zweite Platte Join The Dots und sind derzeit als Support mit Placebo auf Tour. Wir trafen Bassisten Maxim Barron (alias Panda) und Schlagzeuger Charlie Salvidge in der O2 World und unterhielten uns über Spaghetti-Western, über die Tücken des Erfolges und was man sich von Placebo abschauen kann und was besser nicht. 

 

motor.de: Ihr tourt gerade mit Placebo. Mögt ihr denn ihre Musik?

Maxim: Ja schon. Ich kann mich noch erinnern, dass ich die ersten beiden Alben immer auf dem Weg in die Schule gehört habe, weil mein Stiefvater ein riesen Placebo-Fan war.

Charlie: Und ich hatte so eine Compilation-CD, die ich abgöttisch geliebt habe. Auf der war auch „Taste in Men“ drauf. Das war sozusagen meine erste „Placebo-Erfahrung“. (lacht)

Maxim: Es ist schon toll von so einer erfolgreichen Band gefragt zu werden, ob man sie supporten will.

motor.de: Sie haben also euch gefragt und nicht umgekehrt?

Charlie: Ja das ist schon verrückt oder? Wir haben uns natürlich wahnsinnig gefreut und fühlen uns sehr geehrt.

motor.de: Hängt ihr dann auch Backstage mit denen rum?

Maxim: Ab und zu schon. Meistens bleiben wir aber unter uns. Das hängt aber vielleicht auch damit zusammen, dass wir immer schon in irgendeiner Bar am Feiern sind, wenn Placebo von der Bühne gehen (lacht). Seit wir durch die Welt touren haben wir so viele neue Leute kennen gelernt. Jetzt haben wir in jeder Stadt schon jemanden, den wir treffen können.

Charlie: Am meisten haben wir eigentlich mit Steve dem Schlagzeuger zu tun. Er hat seinen Umkleideraum meistens neben unserem. Da hat man’s nicht weit. Er ist echt ein cooler und entspannter Typ.

motor.de: Gibt es etwas, was ihr von Placebo noch lernen könnt?

Maxim: Mhm…der Bassist hat einige Techniken drauf, die ich noch nicht kannte (lacht). Keine Ahnung, wir sind schon zwei sehr unterschiedliche Bands. Wir touren in einem Van, schlafen zu fünft in einem Bett. Das sind alles Dinge, die ich nicht anders haben will, die Jungs von Placebo vermutlich schon. (lacht) Für uns macht das das Ganze aus und beeinflusst auch unsere Art, Musik zu machen.

Charlie: Aber natürlich gibt es immer etwas,  was man von so einer erfolgreichen Band lernen kann. Bei Placebo gibt es einerseits Dinge, die man sich abschauen kann und sollte und andererseits aber auch Sachen, die man sich besser nicht aneignet (lacht). Und bitte frag’ jetzt nicht nach, welche das sind…

motor.de: Fällt mir zwar schwer, aber na gut. Wie fühlt es sich an auf so einer großen Bühne zu spielen und dabei zu wissen, dass die meisten Leute, die da stehen, nicht für einen selbst gekommen sind?

Charlie: Es ist cool, aber auch irgendwie schräg. Vor so vielen Leuten zu spielen, fühlt sich manchmal echt unwirklich an. Dass die meisten Leute nicht für einen selbst gekommen sind, empfinden wir eigentlich als sehr motivierend und herausfordernd.

Maxim: Im Grunde ist das das Beste, was dir passieren kann. Die Leute kennen dich nicht, haben keine Vorurteile oder Erwartungen und daher kann man machen, was man will. Wir könnten irgendeine verdammte Schlagerband aus dem St. Nimmerland sein und keinen würde es interessieren. Und wenn es dann doch jemandem gefällt, ist das auch gut. Eine reine Win-Win-Situation also. (lacht)

Charlie: Und abgesehen davon, muss man sich auch um Nichts Gedanken machen, weil es so viele Techniker und Mitarbeiter gibt, dass da Backstage alles wie geschmiert läuft. Das hat schon was. (lacht)

Maxim: Trotzdem spiele wir immer noch lieber unsre eigenen Konzerte. Das ist nochmal was komplett Anderes.

motor.de: Die Kritiken zu eurem neuen Album „Join The Dots“ gehen schon wieder durch die Decke. Hättet ihr damit gerechnet?

Maxim: Wir haben es gehofft, aber nicht fix damit gerechnet. Wie beim ersten Album haben wir die Platte aufgenommen und da uns gefiel, was wir gemacht haben, hofften wir einfach, dass es den Leuten da draußen auch gefallen würde. Und zum Glück tat es das auch. Beim zweiten Album ist das ähnlich. Wir finden es sogar alle besser, als das Erste.

Charlie:  Also zumindest finden wir es nicht schlechter, als das Erste. (lacht) Das ist doch schon mal was. (lacht) Nein, im Ernst…es freut uns natürlich sehr, dass auch unser zweites Album recht gut anzukommen scheint.

motor.de: Habt ihr ein Lieblingsalbum 2013?

Maxim: Ähm…puh…was kam denn 2013 alles so raus? (lacht) Mhm…da gibt es bestimmt was. Ach ja, das neue Album von Mac DeMarco, das fanden wir alle richtig gut. Und sonst?

Charlie: Kam das Tame Impala Album dieses Jahr raus?

motor.de: Das kam schon 2012 raus.

Maxim: (lacht) Oh Man, wir sind echt so schlecht in solchen Dingen. Aber das Album war richtig gut. Kevin Parker schreibt echt tolle Songs…

motor.de: Gibt es denn auch deutsche Bands, die ihr gut findet?

Maxim: Ja ganz viele. Das sind aber alles eher ältere Sachen, wie zum Beispiel Einstürzende Neubauten (hab ich das grad richtig ausgesprochen?), Kraftwerk, Neu! und wie sie alle heißen. Wir lieben sie alle!

motor.de: Was hat euch dazu bewegt überhaupt Musik zu machen? Hattet ihr so einen bestimmten Schlüsselmoment, von dem an euer Musikerdasein beschlossene Sache war?

Maxim: Ja schon, obwohl es mehr ein Album bzw. eine Band war, als ein bestimmter Moment. Tom, Dom (Dominic; Anm. d. Red.) und ich gingen zusammen zur Schule und hingen immer zusammen rum. An den freien Nachmittagen hörten wir das Marquee Moon Album Television rauf und runter. Das war für uns die Platte schlecht hin. Deshalb haben wir alle wie verrückt begonnen, Gitarre zu spielen.

Charlie: Aber es waren sehr viele verschieden Künstler, Bands und Alben, die uns zur Musik brachten und uns beeinflussten. Und das hört nie auf. Auf dieser Tour haben wir zum Beispiel einen Ipod mit dabei, auf dem 15.000 Songs sind. Wir versuchen die alle mal zu hören. (lacht) Utopisch, ich weiß…aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

motor.de: Denkt ihr, dass Erfolg die kreative Unabhängigkeit einer Band zerstören kann?

Charlie: Ja klar kann Erfolg einiges an Kreativität und Originalität zerstören, aber das muss nicht zwingend so sein. Viele Bands wählen diesen Weg, weil es vielleicht einfacher und/oder lukrativer ist. Aber im Endeffekt zwingt dich ja keiner dazu und man hat die freie Wahl, ob man seinen Wurzel treu bleibt und sein Ding durchzieht oder ob man sich für Geld verkauft und das tut, was andere von einem wollen. Das hängt ganz von der Band selbst ab, denke ich.

motor.de: Dasheißt, wenn ihr jetzt die Wahl hättet zwischen Geld und dafür Kommerz oder…

Maxim: …da wir nie Geld hatten, ist das einfach. Geld ist echt nichts, was für uns entscheidend ist. Immer wenn wir ein bisschen was davon haben, geben wir es gleich wieder aus, investieren es in die Band oder in ein, zwei Gläser gutes Bier…(lacht)

Charlie: (lacht) Uns würde das auch nie passieren, dass uns jemand viel Geld bietet. Dafür machen wir einfach nicht die „richtige“ Musik…

Maxim: Stimmt. Und im Grunde hängt das echt von den Leuten mit denen man zusammenarbeitet und den Entscheidungen, die wir als Band treffen, ab. Natürlich bekommen wir sehr viele Sachen angeboten, wie Werbedeals, Konzerte etc. Die Entscheidung liegt aber letztendlich immer noch bei uns. Ich denke, dass Musiker und Bands, die sich von ihrem eigenen Weg abbringen lassen, von den falschen Leuten beeinflusst und überredet werden. Was meistens dazu führt, dass der Schuss nach hinten los geht, die Musik schlecht wird und die Leute unglücklich und depressiv werden und in Vergessenheit geraten. Zum Glück haben wir nur die besten Leute und gute Freunde um uns herum. Das wissen wir sehr zu schätzen.

Charlie: Mainstream killt dieses gewisse Gefühl in deiner Musik. Es zerstört genau das, weshalb man eigentlich mal angefangen hat, Musik zu machen. Man macht es dann nämlich nicht mehr für sich selbst und weil man Spaß daran hat, sondern für die Geldgeber dahinter.

Passenderweise schlendert in dem Moment Placebo-Schlagzeuger Steve Forrest an uns vorbei, fragt uns, wie es uns geht, umarmt uns alle und wünscht uns viel Spaß beim Konzert…dass wir gerade mitten im Interview sind, scheint ihm nicht aufzufallen.

Maxim: (lacht) Sorry für die Störung, wo waren wir?

motor.de: Bei meiner letzten Frage. Wenn ihr einen Film drehen würdet, was für ein Genre wäre das?

Maxim: Ha, das ist einfach. Definitiv ein Spaghetti-Western mit der ganzen Band und unsren Freunden als Hauptdarstellern (lacht).

Charlie: (lacht) ja, das wäre genial.

motor.de: Ihr könnten bei Quentin Tarantino anheuern. Der will ja wieder einen Westen drehen.

Maxim: Ja stimmt, das wäre schon sehr cool. Und ich hätte auch gerne Sergio Leone mit dabei, aber das geht ja leider nicht mehr. Ich steh’ total auf die Oldschool Western. Die hatten noch Stil und waren ständig am Rauchen.

Charlie: Vielleicht ist das die Idee für unser nächstes Musikvideo…(lacht)

motor.de: Ich fände das gut. Bis dahin wünschen ich viel Erfolg mit der neuen Platte und sage danke für das Gespräch.

Maxim: Wir danken dir! 

 

Mariella Gittler

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