So eiskalt wie TOY zieht keine Band ihr 70er-Psychedelica-Revival durch. Die beiden Frontmänner Panda und Tom haben uns bei einer Fanta erklärt, was sie jetzt noch aus der Ruhe bringen könnte.

Bands zu interviewen kann bisweilen ganz schön frustrierend sein. Oftmals windet man nach einer quälend langen Reise in die sauerstoffärmsten Gelasse der Stadt und lässt sich einer leicht verwirrten Band vorstellen, die noch nicht so recht wissen kann, wo ihr Name in den Büchern der Musikhistorie so genau stehen soll. Damit nicht genug — TOY scheinen zu allem Überfluss ihrem Gewissen einen Schub gen frühe 70er Jahre verpasst zu haben. Einen harten Schubser, der sie für alle Ewigkeit im Zwiegespräch mit Neu!, My Bloody Valentine und anderen Krautrock-Helden aus der Zeit belassen wird.

Während Sänger und Gitarrist Tom und der Bassist Panda (sie nennen ihn schon seit Kindertagen so) also insgeheim mit Kevin Shields plaudern, um so zum Masterplan des Krautrock-Revivals des Jahrhunderts auszuholen, sprachen sie ausgelassen über alles, was scheiße daran ist, eine Band in London gegründet zu haben sowie daran, in wenigen Wochen supererfolgreich zu werden und Europa zu erobern. Und dann wäre da noch dieser unsägliche Bandname. Dabei sind TOY vielleicht das Großartigste, was unseren verdammten Spotify-Wiedergabelisten hätte passieren können. Und wir wünschen jedem von euch, dass auch ihr eines Tages von Tom und Panda auf eine Fanta eingeladen werdet. 

TOY – “Lose My Way”

motor.de: So, noch ein Interview. Ist euch schon langweilig?

Panda: Klar, aber mit solchen Situationen bist du als Musiker ja ständig konfrontiert. Gewisse Routinen wiederholen sich und irgendwann merkst du gar nicht mehr, wie die Zeit vergeht.

Tom: In London geht es mir eigentlich andauernd so. Du steuerst von einem vorgenerierten Ablauf in den nächsten. Spontanität ist so kaum möglich.

motor.de: Welche Strategien gibt es, dem Trott zu entkommen?

Panda: Auf der Bühne zu stehen und den Leuten unsere Songs vorzuspielen, ist vermutlich die beste Art das rauszufinden. Man muss nur seine alten Sandkastenfreunde anrufen und eine Band gründen. So einfach ist das.

Tom: Und London bleibt natürlich unser liebster Platz der Welt. Auch wenn ich Paris ganz gut fand. Wir waren auf dieser Fashion-Party und erst als wir wieder herauskamen, ist uns aufgefallen, dass die ganze Stadt voller schräger Fashion-Vögel ist. In London kleiden sich die Leute eher nüchtern.

motor.de: Ist es das, was euch dort so sehr nervt?

Tom: Viel schlimmer ist, was von diesen nüchternen Leuten ausgeht. Nichts läuft wirklich locker ab, diese Typen stellen Erwartungen. Es lastet unglaublich viel Druck auf dir. Du musst in der Band bleiben. Du musst die Leute in deiner Band gut leiden können. Du musst diese Musik mögen, die du machst und du musst sie machen.

Panda: Man ist deswegen eigentlich die ganze Zeit frustriert. Aber zum Glück gelingt uns das alles ziemlich gut.

motor.de: Wird das denn wieder besser?

Tom: Uns gibt es ja erst knappe zwei Jahre. Sobald das Album draußen ist, werden die meisten Leute erstmal verstehen, worum es uns hier überhaupt geht. Dann können sie auch wieder aufhören, sich zu beschweren.

Panda: Ein Album aufzunehmen ist uns tatsächlich wichtig. Es ist die beste Sache daran, also in einer Band zu spielen. Und gibt ein exaktes Bild jedes einzelnen Mitglieds wieder – eine wunderbare Sache.

motor.de: Was soll eigentlich der Bandname?

Panda: Stimmt, alle machen sich darüber lustig. Dass TOY in diesen Internetzeiten ein ziemlich blöder Bandname wäre. Weil man ihn angeblich nicht googeln kann und so was.

Tom: Wir finden ihn trotzdem cool. Es geht eigentlich auch mehr um den Schriftzug auf dem Albumcover. Den fanden wir so auf einer alten Spielzeugkiste. Die stand Jahre auf meinem Dachboden.

Panda: Aber es passt auch ziemlich gut. Wir wollen als Band vor allem Spaß haben.

Tom: Stimmt, wir würden es nicht tun, würde es uns keinen Spaß machen.

motor.de: Habt ihr trotzdem auch ernsthafte Momente?

Tom: Klar, wir sind unglaublich ernst.

Panda: Genau, wir leben hier eine ganz besonders ernsthafte Form von Spaß.

Tom: Es ist doch so: niemand kann wirklich ausgelassen Spaß haben, wenn er nicht auch manchmal an die ernsten Dinge denkt. Und wir haben einfach ‘ernsthaft Spaß’!

Text, Fotos & Interview: Josa Mania-Schlegel