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(Foto: Bastian Fischer)
Merke: Einer Band um die 50, in Rhetorik, Batik und Mimik dem Cast von Anchorman gleichkommend, sollte keine Stripclub-Frage zur Interview-Eröffnung gestellt werden. Merke außerdem: Auf gar keinen Fall on top einen kurzen Highwaisted-Rock tragen, wenn man sich mit den belgischen Rockern von Triggerfinger trifft, um ernsthaft über das neue Album, „By Absence of The Sun“ sprechen und jahrzehntelange Gleichstellungsarbeit nicht zunichte machen zu wollen. Gleich abgestempelt (und zur Tour eingeladen) stelle ich mich der Herausforderung eines kurzen Gesprächs und anschließender Foto-Session in einem Berliner Restaurant. Als Ergebnis gab es einige Erkenntnisse über das doch nicht so wilde Tour-Leben eines Rockstars, Eitelkeiten – sowie Rückschlüsse auf mein verdorbenes Wesen. Und Fotos mit hochgezogener Augenbraue. Dafür verantwortlich war wiederum der fabelhafte Fotograf an meiner Seite, Bastian Fischer, der das Beste aus den Herren herauszuholen wusste.
motor.de: Ich habe mir eure neue Platte angehört und gleich beim Aufmacher „Game“ kommt mir die Vorstellung eines Strip-Clubs in den Kopf. Ist das für euch die perfekte Umgebung für eure Musik?
(kurze Lachpause)
Mario Goossens (Drums): Witzig, dass du das sagst! Tatsächlich waren wir während der Aufnahmen häufiger im Cheetas in San Diego.
Ruben Block (Lead, Gitarre): Also ja, die Umgebung passt!
motor.de: Andere Umfelder könnt ihr euch da nicht vorstellen?
Paul Van Bruystegem (Bass): Jetzt nicht mehr! Ich brauche erst mal kaltes Wasser als Abkühlung für meinen Kopf!
Ruben: Wir drei hören Musik zu sehr unterschiedlichen Situationen: im Bett, im Auto, manchmal nur nebenbei. Es gibt so viele Möglichkeiten, Musik wahrzunehmen. Aber um auf deine Frage zurückzukommen: Für „Game“ war dein Bild auf jeden Fall das Richtige. Da man sich so viele Sachen zu Liedern vorstellen kann, stellen wir diese Assoziationen immer auf die Probe, indem wir Journalisten fragen: „Was denkst DU bei dem Song?“ und das resultiert immer in sehr unterschiedlichen Interpretationen. Abhängig vom individuellen Charakter entstehen dann bestimmte Vorstellungen.
motor.de: Ja, scheiße. Dann sagt die Strip-Club-Sache jetzt also einiges über mich aus?
Paul (lacht): Ganz genau! Die letzte Sache, an die wir dabei gedacht hätten, wär' ein Strip-Club gewesen! Uns ging es bei „Game“ eher um Schach.
motor.de: Ruben, du könntest locker einen Werbe-Vertrag für Bart-Wachs bekommen. Hast du einen extra-Stylisten oder einfach jahrelange Erfahrung?
(schallendes Gelächter – da wurde wohl ein wunder Punkt getroffen!)
Ruben: Mein Bart? Nein, ich habe jahrelange Erfahrung, my dear!
motor.de: Bist du da sehr eingebildet?
Ruben: Ich würde sagen das sind wir drei. Du musst im Rock’n’Roll konsequenterweise ein bisschen eingebildet sein, sonst gäbe es keinen Grund, vor so vielen Menschen auf der Bühne aufzutreten.
motor.de: Ihr bringt Mitte April euer viertes Studioalbum raus. Wie sieht das Wesen von „By Absence Of The Sun“ aus?
Ruben: Es ist noch zu früh zu sagen, was die Identität von dem Album ist. Die Ideen dahinter sind da, aber wie es sich mit dem Publikum verbindet, wie es heraussticht, wie es strahlen wird – das kann ich noch nicht sagen. Ich weiß nur, dass ich sehr glücklich damit bin. Es gibt mir ein sehr gutes Bauchgefühl – und das ist das einzige, auf das ich mich bei der Produktion verlassen kann. Das ist so für die Lyrics oder die instrumentale Seite: manchmal ist man mit einem kleinen Wort unzufrieden, dann plötzlich kommt es einem in den Kopf und man weiß: Das ist es jetzt!
motor.de: Bei diesem Album hat sich also alles gut ergeben?
Ruben: Einerseits hat sich da viel ergeben, andererseits war es aber auch echt harte Arbeit! Manchmal ergibt es sich bei Songs, dass sie im Laufe der Zeit etwas anderes bedeuten – und das ist, was den Unterschied macht. Die einzige Sache, die aber für mich wichtig ist, sind Songs, die ich überzeugt singen kann!
(Foto: Bastian Fischer)
motor.de: Überzeugung und Authentizität sind da schon wichtig, wenn man einen Song wieder und wieder performen muss.
Ruben: Oder beim nächsten Mal aus der Set-List kicken.
motor.de: Geht sowas? Bei Songs, auf die die Fans warten?
Ruben: Ich glaube nicht, dass wir das wollen.
motor.de: Ihr startet Ende des Monats eine kleine Tour. Ist das Leben eins Rockstars auf Tour noch das, was es in den Goldenen Zeiten war? Lauter Groupies und so?
Paul: Wie es war? Kein Schlaf und nur Saufen und Drogen?
motor.de: Naja, Sex, Drugs, Rock’n’Roll – der Ausspruch muss ja irgendwo her kommen!
Mario: Das liegt aber doch daran, was für eine Person du bist. Für uns bedeutet das etwas Anderes. Wir waren schon so lange unterwegs, auch mit anderen Bands, und müsste ich mich entscheiden – ich würde immer diese Band nehmen!
Paul: Wir können uns glücklich schätzen, dass wir bis jetzt überlebt haben! Momentan läuft alles gut. Was ich habe, werde ich nicht auf’s Spiel setzen und irgendwie verderben. Ich wertschätze das Leben; meins und ihres.
motor.de: Das Album heißt „By Absence of the Sun“ und ihr habt das damit in Verbindung gebracht, dass das Leben eben nicht jeden jederzeit gut behandelt. Wie geht ihr mit dem Leben um, wenn das tägliche Brot mal Broccoli anstatt eines guten Steaks ist?
Ruben: Es gibt immer verschiedene Aspekte im Leben; wunderschöne und schwierige. Es ist nicht immer einfach, das zu kombinieren. Du musst aber deinen Weg finden und da durchziehen und weitergehen.
motor.de: Ihr habt das Video zum neuen Song „Perfect Match“, der im Promo-Text als „Sex-Song“ beschrieben wird auf youtube mit Lyrics hochgeladen. Habt ihr euch da gedacht, dass es hilfreicher wär, den Leuten vorzuhalten, WAS sie da überhaupt gerade singen? Stichwort „Bone-fied“!
Ruben: Ha, naja so haben wir das noch gar nicht gesehen. Auf Youtube neigen die Leute einfach dazu, die Lyrics-Videos zu basteln und online zu stellen – da wollten wir dagegen wirken. Aber da bringst du einen guten Einwand!
Interview: Vera Jakubeit
Fotos: Bastian Fischer
Das Album „By Absence Of The Sun“ erscheint am 18.04.
Wer die Chance auf eine Groupie-Erfahrung haben will, kann es an folgenden Terminen versuchen:
TRIGGERFINGER live:
28.03. Bremen – Nordlicht Festival
27.04. Dresden – Groovestation
28.04. Konstanz – Kulturladen
29.04. Saarbrücken – Garage
11.05. Berlin – Heimathafen Neukölln
12.05. Hamburg – Übel & Gefährlich
13.05. München – Strøm
sowie auf diversen Sommerfestivals
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