"Das ist die beste Band, die jemals existiert hat", soll Josh Homme einmal über die Truckfighters gesagt haben. Zumindest, wenn man dem gleichnamigen Film Glauben schenken mag. Was für diese Aussage an Bestechungsgeldern geflossen ist, trauen sich die sympathischen – und im Gegensatz zu manch anderen ihrer Landsmänner, gar nicht arroganten – Schweden, nicht zu schätzen. Was als Spaß und mit viel Selbstironie begonnen wurde, ist nun zu bitterem Ernst geworden. Oder eben auch nicht. Im Interview wird viel erzählt und weniges davon ernst gemeint. Man braucht eben einiges an schlechtem Humor, um das alles zu ertragen. 

 

motor.de: Eure letzte Platte ist schon eine Zeit her. Was habt ihr denn die letzten Jahre so gemacht?

Oskar: Wir waren die meiste Zeit auf Tour.

Niklas: Touren und die Schlagzeuger wechseln, das haben wir gemacht. (lacht)

Oskar: Und das neue Album haben wir auch noch aufgenommen. Das hat irgendwie auch echt lange gedauert diesmal.

motor.de: Was macht ihr denn bitte mit euren Schlagzeugern?

Niklas: Die setzen sich immer auf unseren Schleudersitz im Tourbus und drücken immer den falschen Knopf und verschwinden spurlos. (lacht)

Oskar: Da gab es unterschiedliche Gründe. Manche hatten das ständige Touren einfach satt, andere wollten etwas anderes machen.

Niklas: Und wieder andere waren einfach nicht gut genug oder dachten wir seien uncool.

(Alle lachen)

Niklas: Es ist echt nicht einfach. Keine Ahnung, was da immer schief läuft. Das ist wie ein Fluch.

motor.de: Muss man nicht auch ein bisschen verrückt sein, um bei euch in der Band zu spielen?

Niklas: Ja klar.

Oskar: Das macht es sicher leichter, uns zu ertragen. (lacht)

Niklas: Vor allem weil wir eine Band sind, die ständig auf Tour ist. Das ist ein besonderer Lebensstil. Da braucht man schon gute Nerven.

motor.de: Was hat es denn mit euren Namen und denen eurer ehemaligen Bandmitglieder auf sich? Ich sag nur: Ozo, Dango, Poncho, Fredo, Paco, Frongo…

(alle lachen)

Niklas: Das ist mir noch gar nicht aufgefallen. (lacht) Nein. Normalerweise könne sich die Neuen den Namen selbst aussuchen. Nur die Schlagzeuger bekommen einen von uns verpasst.

motor.de: Und wie läuft das dann?

Niklas: Wir schauen uns die Leute an und das erste, was uns einfällt – das ist meistens nicht besonders kreativ – nehmen wir dann. Bei Poncho hier war es nicht anders. Ihm viel kein Name ein, also machten wir Hardcore Brainstorming.

Andre alias „Poncho“: Ich hatte die Wahl zwischen Taco oder Poncho. Die Wahl fiel mir nicht schwer. (lacht)

Oskar: Als wir die Band gründeten, war das mehr so ein Spaßding. Wir wollten einfach total coolen, locker flockigen und komplett übertriebenen Stoner Rock machen.

Niklas: Und uns dabei so richtig über dieses Ganze Musikgeschäft lustig zu machen. Anfangs war das alles nur dumm und lustig.

Oskar: Wir haben uns ständig über uns selbst lustig gemacht, weil das alles einfach so blöd war. Tja und dann ist das irgendwie so geblieben.

(alle lachen)

motor.de: Es gibt auch einen Film über euch („Truckfighters“), in dem Josh Homme sagt, dass ihr die beste Band seid, die jemals existiert hat. Womit habt ihr ihn bestochen, dass er das sagt?

Niklas: Ähm…kein Kommentar!

Oskar: Aber jetzt weißt du, warum Josh Homme so bekannt ist. Das kommt davon, wenn man in unserem Film mitspielt. (lacht)

Niklas: Aber jetzt mal im Ernst. Wir haben mit der Produktion des Films eigentlich nichts zu tun. Dafür sind zwei Typen aus Berlin verantwortlich. Wir wussten nicht mal, dass die das mit dem Film ernst meinten. Als wir sie zum ersten Mal trafen, interviewten sie uns eigentlich für ein anderes Projekt. Danach sahen sie unsere Live Show und waren vollauf begeistert. Also fragten sie uns, ob sie nicht einen Film über uns drehen könnten. Wir nahmen das nicht wirklich ernst und sagten natürlich sofort ja. Naja und ein Jahr später, als wir gerade dabei waren unser Album aufzunehmen, kamen sie wieder an und begannen ernsthaft den Film zu drehen. Und nach ein paar Jahren war er dann fertig. Was sie gemacht haben, um Josh dazu zu bringen, das über uns zu sagen, musst du sie fragen.

Oskar: Aber wir haben Josh auch mal getroffen.

motor.de: Als er für eure Show die Vorband gemacht hat?

Niklas: (lacht) schön wär’s.

Oskar: Da hat wohl jemand den Film gesehen. (lacht) Wir haben ihn in Stockholm zufällig auf der Straße getroffen, ein bisschen gequatscht und ihm ein paar Demobänder in die Hand gedrückt. Vielleicht hat er sie ja mal gehört und sich dann an uns erinnert.

Niklas: Also ich glaube nicht, dass er wirklich denkt, dass wir die beste Band der Welt sind, aber immerhin hat er den Link zum Trailer des Filmes auf seiner Facebook-Seite gepostet. Also ganz Scheiße kann er uns nicht finden.

motor.de: Jetzt mal zu eurem neuen Album. Worauf dürfen wir uns freuen?

Oskar: Auf mehr! (lacht)

Niklas: Auf das beste Album, das es je gab! (lacht)

Andre: Es klingt viel melodischer, als die letzten Alben. Und viel mehr lange Songs.

Niklas: Und viel mehr kurze Songs. Auf dem Album ist wohl einerseits der kürzeste, und andererseits der längste Song, den wir je veröffentlicht haben, drauf. Außerdem gibt es auch viele Parts, die noch härter und rauer klingen.

Oskar: Was den Sound betrifft, ist es viel progressiver. Ich finde, dass man deutlich hört, dass wir uns entwickelt haben. Wir wollten uns mit dem Album selbst herausfordern, uns verbessern und neues ausprobieren. Das hört man. Alles klingt irgendwie besser.

motor.de: Ihr habt eure Band aus Spaß gegründet. Nehmt ihr das Ganze jetzt ernster?

Niklas: Manchmal schon, ja. (lacht)

Oskar: Natürlich versuchen wir das Ganze immer noch als eine Sache zu sehen, die uns Spaß machen soll. Denn genau aus diesem Grund machen wir Musik. Weil es uns Spaß macht. Wenn man sich zu sehr darauf konzentriert, dass eine Band zu sein, Arbeit bedeutet, kann es schnell langweilig und ermüdend werden. Und alles, was man nicht gerne und aus Spaß an der Sache tut, macht man auch nur halb so gut.

Niklas: Aber natürlich kann man auch nicht abstreiten, dass wir es ernst nehmen und ernst nehmen müssen. Sonst würde das alles nicht funktionieren. Ein gewisses Maß an Ernsthaftigkeit muss da schon dabei sein.

motor.de: Wie viel Humor braucht man, um das Leben so einfach zu bestreiten, wie ihr das anscheinend tut?

Niklas: Sehr viel. Unendlich viel. Ohne Humor wäre das alles unerträglich. (lacht)

Oskar: Man braucht vor allem unglaublich viel schlechten Humor. (lacht)

Motor.de: Ist der echt so schlecht?

Andre: Oh ja, glaub mir. Der ist richtig mies.

Oskar: Deswegen verlassen uns auch alles Schlagzeuger. Die halten unsren Humor einfach nicht aus. (lacht)

motor.de: Ihr (Oskar und Niklas) kennt euch jetzt schon seit über 10 Jahren.

Niklas: Noch schlimmer. Es sind sogar schon 14 Jahre.

motor.de: Wie kommts, dass ihr immer noch nicht genug voneinander habt?

Niklas und Oskar: Haben wir doch schon längst. (beide lachen)

Oskar: Immer wenn wir irgendwo übernachten, schauen wir, dass wir Einzelzimmer bekommen. Am besten so weit weg vom anderen, wie möglich.

Niklas: Und im Flugzeug ist es das gleiche. Hauptsache nicht nebeneinander sitzen. (beide lachen) Nein, natürlich ist das nicht so. Aber es könnte so sein.

motor.de: Letzte Frage. Wenn ihr etwas über den jeweils anderen sagen müsstet. Was hat sich in all diesen Jahren verändert?

Oskar: Niklas hat sich richtig verändert, als er Vater wurde. Das betrifft hauptsächlich seine Einstellung, wenn es um Pünktlichkeit geht. Er war immer total angepisst, wenn jemand bei Proben zu spät kam. Jetzt ist es meistens er, der zu spät kommt, weil er noch irgendwas für sein Kind tun musste. Die Prioritäten und seine Sichtweise haben sich total verändert. Das Leben ist eben nicht so simpel, wie es ist. Was nichts Schlechtes ist.

Niklas: Ja ich bin echt viel relaxter heutzutage. Was sich an Oskar NICHT verändert hat, ist sein unfassbar schlechtes Gedächtnis.

Oskar: Komm schon. Ich hab mich echt ein wenig verbessert.

Niklas: Ja ok, das stimmt. Immerhin verlierst du dein Portemonnaie nicht mehr im Flugzeug, auf dem Weg nach Südamerika. (lacht) Aber manchmal ist das schon echt nervig, wenn man über ein Konzert spricht, das man vor ein paar Monaten gespielt hat und er einfach keinen Plan mehr hat, wovon ich spreche.

(Mariella Gittler)