Die Geschichte von TRUSTCompany liest sich wie das Drehbuch zu einem Roadmovie. Sie beginnt in Montgomery, Alabama, wo sich vor etwa zehn Jahren die Teenager Kevin Palmer und Jason Singleton zusammentaten, um gemeinsam Krach zu machen. Einige Jahre später stieß Bassist Josh Moates dazu und im Jahre 2000 machte James Fukai als zweiter Gitarrist das Quartett komplett. “Wir haben keinen echten Lead-Gitarristen”, sagt Kevin Palmer, “aber wenn wir jemanden benennen müssten, dann wäre das sicher James. Nur würden wir seine Funktion nicht ‘Lead’ im Sinne von Führung, sondern eher als strukturgebend bezeichnen.”

Seit den ersten gemeinsamen Songs ist die Straße die zweite Heimat der Band. Denn in Montgomery, Alabama, gibt es keine Clubs für Bands wie TRUSTCompany: “Die letzten Konzerte, die hier stattgefunden haben, waren so was wie Cinderella und White Lion,” sagt Josh Moates. So setzte sich die Band in ihren weißen Transporter und reiste durch die USA, um live spielen zu können. Mit beschränktem Radius: “Wir hatten alle einen Job und weil wir jedes Wochenende außerhalb von Montgomery spielten, konnten wir nur so weit fahren, dass wir am Montagmorgen pünktlich zur Arbeit zurück waren”, sagt Moates. Und James Fukai erinnert sich: “Zwei von uns saßen hinten im Van, auf einem Gartenstuhl und einem antiken Sessel, den ich meinem Zimmergenossen geklaut hatte. Wir hatten alle nur Boxershorts an und schwitzten wie die Schweine, weil wir keine Klimaanlage hatten. So fuhren wir dann zwölf Stunden lang…”

Doch die Mühe lohnte sich: Die Band wurde nach zwei selbstproduzierten Indie-Alben von DCide-Records (Washington, DC) gesignt. Jetzt gab´s auch Geld für die anstrengenden Tourwochen. $1000 im Monat zahlte DCide der Band als Tour-Support.

In Los Angeles nahm die Geschichte der Band einen entscheidenden Wendepunkt. Nach einem Gig im Herbst 2001 wurde der Traum jeder Newcomer-Band für TRUSTCompany Realität. Geffen-Records-Präsident und Flip-Records-Gründer Jordan Schur – der Mann, der Bands wie Limp Bizkit, Puddle of Mudd und Staind groß gemacht hat – signte die Band gleich nach der Show. Schur übernahm den DCide-Records-Vertrag der Vier und schickte sie nach New York ins Studio, um “The Lonely Position of Neutral” aufzunehmen. Dort trafen sie auf zwei absolute Profis: Produziert wurde das Album von Don Gilmore (Linkin Park, Lit, Eve 6), gemixt von Andy Wallace (Nirvana, Jeff Buckley, Rage Against The Machine).

Und das hört man auch. Aus dem Krach der Anfangsjahre ist riff-orientierter, melodischer Rock mit eingängigen Choruses geworden, getragen von Kevin Palmers gefühlvollem Gesang. Die Band selbst nennt Helmet einen ihrer größten Einflüsse. “Wir waren sehr Helmet-like, als wir noch zu dritt waren, aber dann begann die Melodie immer wichtiger für unsere Musik zu werden,” erklärt Kevin Palmer. Die lauten und manchmal soften Gitarrenriffs und die leidenschaftlichen Vocals auf Tracks wie “Falling Apart” lassen dann auch eher an Post-Punk-Klassiker wie Fugazi denken. Doch “The Lonely Position of Neutral” ist vor allem ein sehr persönliches Album geworden. Und so sind auch zwei der wichtigsten Stationen der Band auf keiner offiziellen Karte der USA zu finden: Heartbreak, USA, das von Elvis Presley bis Fred Durst immer wieder seinen Weg in amerikanische Erfolgssongs gefunden hat. Dass auch TRUSTCompany einen ständigen Wohnsitz in Heartbreak haben, wird klar, wenn man Kevin Palmer beim Singen zuhört: “Als wir das Album machten, hatte ich gerade eine wirklich schlechte Phase, um die es auch auf der Platte die meiste Zeit geht. Das Leitmotiv ist also ziemlich klar und wer die Texte liest, kriegt das mit.”

Aber zu viel Herzschmerz kommt nicht auf, denn die andere Heimatstadt der Band ist Rock City. Mit ihrer unverwechselbaren Mischung aus Alternative-Gitarren-Crunch und gewundenen Melodien ist Rock City der Platz, an dem sich TRUSTCompany zu Hause fühlen. Apropos Einflüsse: Auch wenn “Sweet Home Alabama” daran erinnern mag, mit Lynyrd Skynyrd haben TRUSTCompany nur die Homebase gemein…

Das Touren geht weiter, jetzt allerdings als Opener für Puddle of Mudd, die Shootingstars der Independent-Rock-Szene des Jahres 2001. “Wir dachten, dass die meisten ihrer Fans nur früh da sein würden, um ganz vorne zu stehen und auf ‘Blurry’ und ‘Control’ zu warten. Aber als wir sahen, wie Bewegung in die Crowd kam, da wussten wir, dass es für uns gut läuft,” sagt Singleton.

In den USA haben die Jungs es geschafft: “The Lonely Position of Neutral” verkaufte sich in der ersten Woche nach Veröffentlichung mehr als 80.000-mal und stieg damit direkt auf Platz 11 der US Album Sales Charts. Im August 2002 wagte die Band zum ersten Mal den Sprung über den großen Teich. Gemeinsam mit Korn und Puddle Of Mudd gingen die Vier auf Deutschland-Tour. Und da lief es genau so, wie Jason Singleton die ersten Gigs mit Puddle Of Mudd in den USA erlebten: “Als Newcomer konnten wir nicht erwarten, dass die Leute sich besonders auf uns freuen würden. Zu Beginn der Show standen die Leute rum und hatten Fragezeichen im Gesicht. Aber am Ende des Sets war dann doch eine Menge Stage-Diving im Gange.”

Kevin Palmer – guit/voc
James Fukai – guit
Josh Moates – bass
Jason Singleton – drums