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The Twiolins im Interview

(Foto: Jetztmusik Festival)

Wir haben euch ja letztens schon über das Jetztmusik Festival in Mannheim aufmerksam gemacht. Vom 29.03. bis 05.04. hat man dort die Gelgenheit sich anzuschauen, was man alles für tolle Sachen mit elektonischer Musik machen kann: nämlich das Ganze in einen größeren Kontext zu bringen und mit anderen Kunstformen wie Tanz, Literatur oder Film zu verknüpfen.
Mit dabei werden auch The Twiolins sein, die ihre klassischen Klänge mit modernen Tönen aufpolieren. Das was dabei raus kommt, haben sie „progressive classical music“ getauft. Wir haben uns mit den Sound-Tüftlern über den Unterschied von Hoch- und Popkultur und noch mehr unterhalten.

motor.de: Liebe Twiolins, euer Metier ist eigentlich die klassische Musik. Spielt populäre Musik in eurem Leben überhaupt eine Rolle? Inwieweit hat Popmusik euch beeinflusst?

Eigentlich hören wir ständig Popmusik: Zuhause, im Autoradio, wenn gute Live-Bands auftreten oder wenn wir zum Tanzen ausgehen. Popmusik ist überall präsent und lädt oft zum Mitsingen oder Bewegen ein. Das wiederum trägt direkt zum Glücklichsein bei. Für jede Stimmung gibt es die passenden Songs/Bands, die einen begleiten.Unser Kompositionswettbewerb (Crossover Composition Award), die Quelle unseres Repertoires, ist davon inspiriert. Die einzige Vorgabe für die Komponisten ist die Länge der Werke:  max. 5 min darf ein Stück dauern, das ist zwar etwas länger als ein regulärer Popsong, aber für die „Klassik“ schon ungewöhnlich kurz. Dadurch haben wir Stücke mit vielen verschiedenen Stimmungen auf der CD und im Konzert und bieten einfach viel mehr Abwechslung. (Im Gegensatz zur normalen Klassik, wo ein Werk zwar aus mehreren Sätzen besteht, aber insgesamt meist 30-45 min in einem Stil bleibt und sich in einem sehr festgelegten emotionalen Rahmen bewegt.) Im Grunde machen wir Popmusik mit klassischen Instrumenten, unseren zwei Violinen. Wir nennen es „progressive classical music“, da wir von der Klassik als Ursprungsform ausgehen, die sich in ständiger Erweiterung befindet und viele verschiedene Stilrichtungen involviert.

motor.de: Das Jetztmusik Festival hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Genregrenzen aufzulösen und mit unterschiedlichen Kunstformen zu experimentieren. Wie wichtig oder unwichtig findet ihr, als klassische ViolinistInnen, die Unterscheidung zwischen Pop- und Hochkultur?

Generell erleichtern Schubladen das Sprechen über alle Kunstformen, wenn man Popsong sagt, ist klar, was gemeint ist, genauso wie bei dem Begriff klassischer Musik. In den Begriffen Pop- und Hochkultur schwingt aber eine qualitative Unterscheidung mit, die stark wertet und sofort in die falsche Richtung führt.Vom Begrifflichen her müsste man eigentlich Hoch- und Subkultur als gegenteiliges Wortpaar gegenüberstellen, wenn man hier aber Popkultur einsetzt, setzt man diese mit Subkultur gleich. Die Popkultur ist aber eine so starke Strömung, dass sie alleine schon deshalb gar nicht als Subkultur bezeichnet werden kann.
Wenn man im Bereich der Musik vergleicht, z.B. ein klassisches Orchesterkonzert eines großen A-Orchesters mit einem Popkonzert eines Superstars, vergleicht man einen 100-Mann-Apparat, der durch viele Proben in Perfektion und Harmonie zusammenspielt und wundervolle Musik produziert, mit einer 5-köpfigen Band, die mit ebenso viel Aufwand, durch etliche Sound- und Lichttechniker, großen Bühnenaufbau, aufwendige Kostüme, ausgefeilte Choreographien und genauso vielen Proben in Perfektion und Harmonie wundervolle Musik produziert – wer möchte hier von Hoch- und Subkultur sprechen? Die andere Frage ist, wenn man von Pop- oder Hochkultur spricht, soll es eine Anspielung auf den Bildungs- oder Verständnisgrad der Zielgruppe sein? Auch da gibt es sicher keine eindeutige Antwort. Dass ein Publikum bei einer Beethoven Sinfonie mehr versteht als Menschen bei einem Popkonzert ist zweifelhaft und auch sinnlos zu fragen, denn Musik ist ein Hilfsmittel, ein Träger von Emotionen und über alle Wertung erhaben. Wer solche Begriffe dennoch prägen möchte, sollte sich die Fragen stellen, ob dies nicht mehr Verwirrung stiftet als einen konkreten Nutzen hat.

motor.de: Was darf das Publikum von eurem Auftritt erwarten?

Wir präsentieren natürlich die Musik, die auf der neuen CD ist: filmmusikartige Geschichten, Balkan Beats, Minimal Music, jazzige Grooves und kühle Avantgarde – all diese Elemente finden in den neuen Kompositionen für uns Platz und stellen so die Tradition des Violinduos auf den Kopf. Mit unserer Musik erzählen wir Geschichten und Abenteuer, zeichnen wilde Rhythmen, schöne Melodien und sphärische, mehrdimensionale Klänge. Außerdem haben wir uns einige Extras ausgedacht: der Saal wird von Benny Jantzen (B-Seite Festival) mit einem exklusiven Lichtdesign gestaltet und Marie erscheint in einem extra für dieses Event geschneiderten Kleid. Die CD selbst ist auch noch eine Überraschung, aber davon verraten wir noch nichts.

motor.de: Was genau schätzt ihr so am Jetztmusik Festival?

Zuallererst muss das Team genannt werden: alle wollen etwas Besonderes erreichen und keiner scheut Mühen oder Überstunden, damit dies geschieht. Das setzt sich um im hervorragenden Booking, dieses Jahr stehen so tolle Künstler im Line-Up. Ebenso fantasie- wie sinnvoll ist das Workshop-Angebot und das besondere Augenmerk auf Location und Stimmung, die jedem Event inne wohnen soll. Wir finden hoffentlich Zeit, möglichst viele Veranstaltungen auch selbst zu besuchen. 

 

Juliane Haberichter

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