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Von Bangor in die Welt: motor.de sprach mit einer der Newcomer-Bands des Jahres über Irland, ihr neues Leben und seltsame japanische Fans.
Seit März 2010 hat sich das Leben der Mitglieder von Two Door Cinema Club verändert. Damals kam ihr Debütalbum „Tourist History“ heraus und seitdem geben sie sich genau dem hin, was der Titel ihrer Platte beschreibt: Ein Leben unterwegs, in Hotels und auf Autobahnen. Aber vor allem auch auf Bühnen in der ganzen Welt, von Bangor in Nordirland nach Hongkong, Australien und die USA. Two Door Cinema Club spielen nicht mehr in kleinen Clubs. Dass ihre Band überall auf der Welt so abgeht, haben die drei wohl selbst nicht vermutet, als sie bei dem französischen Label Kitsuné unterschrieben. motor.de traf Bassist Kevin, Gitarrist Sam und Sänger Alex vor ihrem ausverkauften Konzert im Berliner Astra und zog Resonanz aus den letzten Monaten.
motor.de: Es ist ganz schön verrückt welchen Erfolg ihr überall auf der Welt mit eurem ersten Album hattet. Wie hat sich euer Leben seit März verändert?
Sam Halliday: Wir sind viel beschäftigter. Wir sind ja so viel getourt. Wenn das Album nicht so erfolgreich gewesen wäre, hätten wir wohl schon längst ein zweites machen können. Aber wir touren noch bis März, April ungefähr und spielen ein paar Festivals im Sommer.
Kevin Baird: Ich denke aber je mehr Erfolg wir haben und je mehr wir touren, desto wohler fühlen wir uns damit auch. Wir haben es hinter uns gelassen in kleinen, überfüllten Vans zu touren und zum Glück sind wir jetzt in einem Tourbus. Ja, es wurde stressiger, aber gleichzeitig auch angenehmer. Wir haben wirklich viel Spaß dabei.
Alex Trimble: Das ist ja auch was wir machen wollen. Das zweite Album wird nicht veröffentlicht, bis wir wissen, dass es besser ist als das erste. Wir werden nie etwas machen, wenn wir nicht wissen, dass es besser ist als das, was wir vorher gemacht haben. Also hoffe ich, dass wir nur besser werden.
Kevin Baird: Oh man, jetzt haben wir ganz schön Ärger. (alle lachen)
motor.de: Was ist denn das Beste und das Schlechteste an eurem neuen Leben?
Sam Halliday: Das Positivste ist definitiv, dass wir machen, wovon wir immer geträumt haben, vor hunderten Leuten zu spielen.
Kevin Baird: Das Negativste ist immer schmutzige Sachen zu haben.
Alex Trimble: Das ist der größte Nachteil für dich? Nicht deine Familie und Freunde nicht sehen zu können, nie einen Ort zum Zurückziehen zu haben?
Kevin Baird: Ach pff, das ist mir egal. Es dreht sich alles um Mode! (lacht) Ja klar, wir sehen viele Leute nicht, die wir normalerweise sehen würden, gute Freunde oder die Familie.
Sam Halliday: Es ist viel schwieriger Beziehungen aufrecht zu erhalten.
Kevin Baird: Wir touren mit ungefähr zehn Leuten zusammen, man wächst da ein bisschen wie eine Familie zusammen und beginnt die Menschen außerhalb zu vergessen. Es ist besser sich mit Leuten zu treffen, wenn wir mal frei haben, anstatt das über die Zeit des Tourens sehr eng zu halten, weil das, wie Sam schon sagt, echt schwierig ist.
Two Door Cinema Club – “Come Back Home”
motor.de: Man sagt ja immer, eine Gruppe aus drei Freunden funktioniert nicht, weil einer immer ausgeschlossen wäre. Wie steht es um eure Freundschaft bei dem ganzen Erfolg?
Kevin Baird: Bei vielen Bands besteht der Kern ja aus einer oder zwei Personen, die sich dann andere Musiker suchen, um eine Band zu gründen. Wir waren von Anfang an zu dritt und schreiben schon immer zu dritt. Je weniger Leute auf die Musik Einfluss nehmen, desto einfacher ist es alle glücklich zu machen. Und wir sind eben nur zu dritt und sind sehr demokratisch, da gibt es nicht einen der alles kontrolliert.
Sam Halliday: Auf Tour sind wir ja auch zu zehnt, also müssen wir nicht die ganze Zeit zu dritt abhängen.
motor.de: Im Sommer habt ihr auch auf einigen Festivals, wie dem Melt!, gespielt. Was gefällt euch mehr: Festivals oder eigene Shows?
Sam Halliday: Wenn wir auf Festivals sind, fühlen wir uns immer ein wenig, als wären wir im Urlaub – da guckst du dir deine Lieblingsbands an und hängst in schönen Backstage-Bereichen ab.
Kevin Baird: Bei bestimmten Sachen ist aber auch mehr Druck dabei. Anders als bei unseren eigenen Shows sind die Leute dort nicht nur wegen uns da und wir können vor viel mehr Menschen spielen. Dieser gewisse Wettbewerb gehört eben auch dazu.
Sam Halliday: Manche Festivals sind echt verrückt. Beim Melt! haben wir in einer Art Gewächshaus gespielt, es war so warm!
motor.de: Ihr tourt mittlerweile durch Europe, USA, Australien und Asien. Was sind euch auf euren Reisen an solch ferne Orte für verrückte Dinge passiert?
Sam Halliday: Als wir in Hongkong gespielt haben waren manche Fans echt merkwürdig. Die sehen dich dort mehr als Berühmtheit, was ich nicht so mag.
Kevin Baird: Manche Fans denken, wenn sie so aufgeregt sind, fühlen wir uns wohler. Wir denken dann, dass es gut war dort hinzufahren, aber dazu gehört auch ein wenig Unwohlsein. Nach Asien zu fahren, ist meistens ein Kulturshock. Viele Leute dort sprechen kein Englisch und wir sprechen kein Japanisch.
Sam Halliday: Was auch komisch ist, ist dass die Leute in Japan, wenn der Song vorbei ist, klatschen, aufhören und dann herrscht plötzlich Totenstille. Dann warten sie bis du den nächsten Song spielst. Echt komisch.
vl.n.r. Sam Halliday, Alex Trimble und Kevin Baird
motor.de: Im März spielt ihr zwei Konzerte in Dublin. Wie ist es nach der ganzen Zeit wieder nach Hause zu kommen?
Kevin Baird: Es ist echt cool in Irland in den Clubs zu spielen, zu denen wir aufgeschaut haben, als wir noch jünger waren und in winzigen Clubs spielten. Oder als wir große Bands supportet haben, die in Belfast auf ihrer Tour vorbeikamen. Und hoffentlich kommen Leute zu den Gigs, die uns seit 2007 unterstützen.
motor.de: Ihr kommt ja aus Nordirland. Fühlt ihr euch mehr irisch oder britisch?
Sam Halliday: Definitiv mehr irisch.
Alex Trimble: Wir fühlen uns mehr zu Hause in Irland, als Band wurden wir dort eher willkommen geheißen. Ich fühle mich einfach eher irisch, ich weiß nicht woher das kommt.
Sam Halliday: Man lebt halt auf der gleichen Insel. Der UK ist irgendwie nur das Festland. Wenn wir im Ausland sind, sagen wir immer wir sind Iren.
motor.de: Aber seid ihr eine politische Band oder beeinflussen euch die religiösen und politischen Spannungen in Nordirland noch?
Alex Trimble: An uns ist nichts politisch. Ich weiß, dass es zu Hause Leute gibt, denen es nicht gefallen würde, wenn wir sagen wir sind Iren. Manche Menschen sind da etwas seltsam.
Kevin Baird: Es ist wichtig, dass einem bewusst ist, was da damals passiert ist, aber die Troubles in Nordirland haben uns musikalisch nicht beeinflusst. Wir interessieren uns dafür, aber das hat nichts mit der Zukunft unserer Band zu tun.
motor.de: Plant ihr ein neues Album? Schreibt ihr Songs auf Tour?
Sam Halliday: Ja wir schreiben Kleinkram. Über Weihnachten haben wir ein paar Wochen frei und da wollen wir uns treffen, um zu Schreiben. Wir touren ja noch sehr viel, vielleicht haben wir nächstes Jahr ein neues Album draußen.
motor.de: Und hat sich euer Songwriting verändert nachdem sich euer ganzes Leben nun so drastisch verändert hat?
Alex Trimble: Definitiv. Wir versuchen uns konstant weiterzuentwickeln und voranzukommen. Wenn das Songwriting das gleiche wäre, wären wir nicht glücklich.
Sam Halliday: Wir haben keine Angst mehr davor, etwas anderes auszuprobieren. Wir haben mehr Vertrauen in uns als Band. Außerdem beherrschen wir unsere Instrumente besser, da wir ja nun jeden Tag seit ungefähr drei Jahren spielen.
Interview & Text: Laureen Kornemann
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