Es hat mal wieder eine Weile gedauert, bevor Type O Negative sich dazu durchringen konnten, ihr neues Album ‘Dead Again‘ aufzunehmen. Satte vier Jahre sind seit dem letzten Werk (‚Life Is Killing Me’) vergangen – eigentlich ein Anachronismus im schnelllebigen Musikgeschäft. Andere würde das aus der Ruhe bringen – nicht aber Pete Steele.

Der Mann, der mit Bassgitarre, Bariton und einer beeindruckenden Präsenz das Gesicht von Type O Negative ist, hat wichtigeres zu tun, als sich über Businesskram Gedanken zu machen. “Es gibt in diesem verdammten Zimmer einfach kein zweites Weinglas mehr – ist ein Zahnputzbecher auch OK?” Eine rhetorische Frage, denn wer will diesem 2,02 Meter großen Hünen schon widersprechen? Es ist früher Nachmittag im Ritz-Carlton in Berlin und Steele schenkt mir Rotwein in das Behelfsgefäß, bevor er es sich auf dem Bett gemütlich macht. Drummer Johnny Kelly sitzt gegenüber, trinkt zwar nichts und sagt noch weniger, raucht dafür aber eine Marlboro Light nach der anderen.

Type O Negative – “Dead Again” (Audio)

Ehe man es sich versieht, liefert Steele, dessen eigentlicher Nachname Ratajczyk lautet, eine Erklärung für die lange Wartezeit: “Direkt nach der ersten Tour zu ‘Life Is Killing Me’ lief der Vertrag mit ‘Roadrunner’ aus und wir standen ohne Support da. Außerdem verloren sowohl Josh (Silver, Key) als auch ich innerhalb kurzer Zeit uns nahe stehende Menschen – da gab es einfach andere Dinge zu tun, als Musik zu machen.” Nach einem knappen Jahr Pause meldeten sich die einzelnen Mitglieder von Type O Negative dann mit eigenen Projekten zurück. Kelly spielte zusammen mit Gitarrist Kenny Hickey bei Danzig und Steele tourte mit seiner alten Band Carnivore. Irgendwann gewann ‘Dead Again’ dann doch allmählich an Kontur und zeigt die Band fast schon gut gelaunt. Natürlich inklusive des typischen Type-O-Humors. Das geht schon beim Cover los, dies ziert nämlich ein Foto des russischen Wunderheilers Rasputin. Pete Steele will mir weismachen, dass der russische Zausel deshalb zu neuen Ehren kommt, weil er vier Mordversuche der Kommunisten überlebte. Stimmt natürlich. Dass der wirre Prediger aber ebenso wie Steele weder den Frauen, noch dem Alkohol und erst recht nicht den Drogen abgeneigt war, mag auch eine Rolle gespielt haben.

Eine weitere Flasche Rotwein später stellt sich die Frage, ob es Type O Negative nicht mittlerweile leid sind, seit Ewigkeiten das gleiche Image zu repräsentieren. Angefangen von den Bandfarben grün und schwarz, über die Gestaltung der Albumcover bis hin zu den besungenen Themen Sex, Tod und Drogen geht es bei Type O Negative seit der Bandgründung 1989 recht konservativ zu. Steele stimmt zu: “Ich bin nun mal ein sehr konservativer Mensch – das gibt meinem Leben Struktur. Außerdem bin ich glücklich darüber, dass wir seit Jahren das gleiche Bild nach außen vertreten. Schau dir nur Metallica an – als die sich mit ‘Load’ ein neues Image zulegten, ging alles den Bach runter. Das wird uns nicht passieren!”

Text: Martin Schmidt