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Sie blieben stets im musikalischen Untergrund und ihrem Stil treu. Nach 15 aktiven Jahren verabschiedet sich eine deutsche Noise-Legende, der nur selten die Anerkennung entgegen gebracht wurde, die sie eigentlich verdiente.
Bis zum Schluss spielten Ulme in kleinen Clubs, in denen selten mehr als 300 Leute Platz fanden. Sie selbst störte das kaum, zählte live doch sowieso nur der Moment und die Leidenschaft, während sie für ihre Zuschauer liebevoll eine unglaublich drückende Wall of Sound erbauten und alle Anwesenden unaufhaltsam mit in ihren Kosmos aus Lärm, knallharten Riffs und unbändiger Energie zogen. Das Trio hatte wie kaum eine andere deutsche Band ihrer Sparte ein überaus begabtes Händchen für Klanggewalt, trotz wahnsinniger Härte dennoch warme Melodien und ein bebendes Noisekonstrukt, das dieses Projekt eben so interessant und einzigartig machte. Natürlich nicht zu vergessen ist dabei die unverkennbare Röhre von Frontmann Arne Heesch, der Ulme Anfang der 90er Jahre ins Leben rief. Nun verkündete eben dieser vor einigen Tagen zum zweiten Mal in ihrer Geschichte das Ende seiner Band und diesmal scheint es endgülitg. Neue Projekte seien in Planung, tröstet er in den letzten Zeilen seines Statements. Doch Ulme sind nun Geschichte.
Ulme – “Orpheus” (feat. Kurt Ebelhäuser)
1991 gründete Arne das Projekt zusammen mit seinem Bruder Gunnar Heesch und deren Cousin Jan-Eric in Flensburg. Erstmals unter dem Namen Ulme trat die Band zwei Jahre später in Erscheinung, kurz darauf zogen sie nach Hamburg. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Drei durch ihre fulminanten und spannungsgeladenen Live-Shows bereits einen Namen in der aufkommenden deutschen Noise-Rock-Szene gemacht. Es dauerte dementsprechend nicht lange, dass BluNoise-Chef Guido Lucas ein Demotape der Band in die Hände fiel. Lucas, der selbst Bassist bei den Noise-Urgesteinen Les Hommes Qui Wear Espandrillos war, nahm das Trio kurz daraufhin bei seinem neu gegründeten Labelprojekt auf. So erschien im Herbst 1995 das Debüt “Re-Fuse Me (6.3a/250v)”.
Das Besondere an Ulme war zu dieser Zeit, dass sie anders als ihre Gesinnungsgenossen Harmful oder eben die Espandrillos fernab der sogenannten Koblenz-Szene agierten, aus deren Reihen später Bands wie Scumbucket oder Blackmail entstanden. Mit ihrem Debüt gelang es Ulme, einiges Aufsehen in der deutschen Musiklandschaft zu erregen. Nicht ganz unschuldig daran waren auch die extremen Gebahren der Band während ihrer Liveshows. Ihr Zweitling “Ordinary Diva” erschien zwei Jahre später und brachte Ulme erstmals ein größeres, positvies Medienecho ein. Nach zahlreichen Shows und dem Split mit ihren Labelkollegen Pendikel folgte 1999 ihr drittes Album “Green Growing Soul… In the Gala of Love” und damit auch ihre erste Auflösung. Die persönlichen Spannungen in der Band hatten zu diesem Zeitpunkt ein Höchstmaß erreicht.
Ulme – “Undergrounded Beauty” (live)
Nach einigen Ausflügen in Nebenprojekte reaktivierte Heesch Ulme 2005. Nicht mit dabei war sein Bruder Gunnar, an dessen Stelle Bassist Tim Liedtke trat, der vorher bereits bei einschlägigen Bands mitwirkte. Mit “The Glowing” erschien ein Jahr später eine neue EP, gefolgt vom vierten Album “Dreams Of The Earth”. Zu dessen Veröffentlichung war Schlagzeuger Jan-Eric Heesch jedoch schon nicht mehr mit dabei. Mit neuer Rhythmusfraktion begaben sich die verbliebenen Mitglieder nach einer weiteren EP im Mai 2009 ins Blackmail-Tonstudio zu Kurt Ebelhäuser und produzierten mit ihm ihr letztes Studioalbum “Tropic Of Taurus”, das sie – wie auch den Vorgänger – via Noisolution veröffentlichten. Es folgte eine ausgedehnte Tour mit den Kollegen von Beehover, unter anderem auch einige Shows mit Dyse, bevor sich Ulme wieder in den Proberaum zurückzogen.
Jetzt standen sie kurz vor einem sechsten Album. Alle Songs waren fertig geschrieben und ein Studio für die Aufnahmen gebucht. Noch im Januar verkündete ihr Label, es solle ein gutes Jahr für Ulme werden. Im Dezember 2011 spielten sie ihre letzten Konzerte mit teils frischem Material im Gepäck. Nun ist das Licht aus und es bleiben 15 Jahre Bandgeschichte auf dem Papier und in spannungsgeladenen Alben, die eigentlich erst live ihre volle Wirkungskraft entfalteten. Ein Schlussstrich für eine Band, die ein Stück deutsche Musikgeschichte mitgeschrieben hat und so laut war, wie wohl kaum eine andere. Eigentlich hätte man ihr viel mehr offene Ohren schenken müssen.
Alex Beyer
(Fotos: Ulme)
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