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Eigentlich war noch gar nicht richtig Frühling, da ist schon der Sommer da! Aber das nicht nur draußen, wo endlich die Sonne scheint und allmählich die Heizpilze reingeräumt werden können. Nein, auch im Kino ist es offiziell so weit, denn immer früher schicken die Studios ihre riesigen Action-Blockbuster ins Rennen, die sich dann bis ans Ende der Sommerferien Woche für Woche die Klinke in die Hand drücken, unterbrochen nur von einer kurzen Flaute während der Fußball-EM. Und wie so häufig ist es eine Comic-Verfilmung, die die Saison eröffnet.
„Iron Man“ hat natürlich längst keinen so prominenten Namen wie seine Kollegen „Spider-Man“ oder „Batman“. Aber machen wir uns nichts vor: die Superhelden, die wirklich jedes Kind kennt, sind einfach längst schon verbraten. Über die Qualität der Filme sagt das sowieso nichts aus, denn der Mann in seiner riesigen Metallrüstung bietet wahrlich gelungenes Popcornkino. Was übrigens gar nicht so sehr an den tollen Spezialeffekten liegt, sondern vor allem an dem herrlich komischen Hauptdarsteller Robert Downey jr., den man gerne wieder öfter in Mainstream-Filmen sehen würde. Allzu viel ebenbürtige Konkurrenz hat der „Iron Man“ übrigens weder auf noch jenseits der Leinwand, denn wie in jedem Sommer versuchen sich die großen Produktionen gegenseitig aus dem Weg zu gehen. Der Weg ist also frei für viele kleine Geheimtipps, die ein totales Gegenprogramm zu den allgegenwärtigen Action-Spektakeln bieten und gerade deswegen entdeckenswert sind.
Gerade deutsche Filmemacher trumpfen in dieser Woche mit kleinen Werken ganz groß auf. Passend zum Datum etwa widmen sich mit „1. Mai“ gleich vier Regisseure in drei Geschichten dem Tag der Arbeit in Berlin-Kreuzberg. Touris auf Party-Urlaub, traurige Provinzpolizisten und türkische Jungs mit Macker-Allüren erleben den Tag auf ihre Weise, landen schließlich aber doch im gleichen Krankenhaus. Da geht es zwar eher um Privates als Politisches, aber das ist ja selbst in schlimmsten Krawallen meist nicht anders.
Auch „Meine Mutter, mein Bruder und ich!“ nimmt den Kampf seines Protagonisten Areg um ein dauerhaftes Bleiberecht in Deutschland nur als Aufhänger, um von der Suche nach sich selbst und allerlei kuriosen Filmeinfällen zu erzählen. Unbedingt empfehlenswert ist dabei ein Blick auf Hauptdarsteller Erhan Emre aus Berlin-Kreuzberg, der gerade auch in der neuen Serie „Unschuldig“ zu sehen ist, und endlich den Durchbruch verdient hat!
Ebenfalls im Auge behalten sollte man Paula Kalenberg und Marie-Luise Schramm, die in „Was am Ende zählt“ die Hauptrollen spielen und nicht nur eine ungewöhnliche Freundschaft zweier junger, verlorener Frauen, sondern auch ein sehr modernes Familienbild zeigen. Die Mädels sind jedenfalls klasse, und tatsächlich muss sich das deutsche Kino um seine Zukunft mit solchen Schauspielern keine Sorgen machen. Vielleicht hat ja Til Schweiger noch eine weibliche Rolle in „Keinohrhasen 2“ frei, dann hätte jemand wie Kalenberg sogar eine Chance gegen den „Iron Man“.
Wunderbare Nachwuchstalente in Sachen Regie und Schauspiel findet man allerdings auch in Argentinien, wie aktuell „Glue“ beweist. Auf den Spuren von Gus van Sant streift Alexis Dos Santos durch seine Heimat Patagonien und erzählt in tollen Bildern und unglaublicher Authentizität von pubertierenden Jugendlichen, denen in der Ödnis der Provinz die Decke auf den Kopf fällt, während die Hormone den Rest des Körpers durcheinander bringen. Auch das wieder ganz kleines Kino, aber ganz groß!
Und weil ja selbst das große Kino in dieser Woche mehr als sehenswert ist, freuen wir uns einfach über den gelungensten Sommerbeginn seit langem und verschwenden lieber keine großen Worte an „Blind Wedding“, eine lieb- und lustlose Komödie mit dem erschreckend unlustigen Jason Biggs, die es in den USA nicht einmal in die Kinos geschafft.
Text: Patrick Heidmann
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