Der Kater zieht von Kopf bis Fuß, doch irgendwie schaffen es die Festivalgeplagten Beinchen trotz allem, den müden Körper in Richtung Monopol Hotel zu schleppen. Im Hintergrund wummert der massive Geräuschpegel des Festivals, während noch ein letzter Zug an der Zigarette bleibt, um dann mit enthusiastischem Musikherz dem Sänger von Catfish And The Bottlemen schmachtend in die Arme zu fallen. So jung und schon so charmant. Diese englischen Boys. Und während das Herz bis in die Kniekehlen rutscht, erzählt Van McCann von seiner großen Liebe aus Berlin, weshalb diese von vorneherein zum Scheitern verurteilt gewesen ist und warum er eigentlich gar kein richtiger Rockstar ist.
Boah, nicht schon wieder eine britische Indie-Rock Band, das ist doch nichts, was einen noch so vom Hocker reißen könnte. Denkste! Denn die vier Boys von Catfish And The Bottlemen, die sich in der Jugend zusammenfanden, haben wir auf dem Reeperbahn Festival näher kennenlernen dürfen. Nun, zumindest einen von ihnen: Van McCann, der zu seiner Jugend und dem Ursprung seiner Band folgende Worte findet: „Ursprünglich kommen wir alle aus unterschiedlichen Regionen des Landes. […] Wir haben uns kennengelernt, bevor wir angefangen haben, Instrumente zu spielen und haben damit erst angefangen, als wir eine Band gründen wollten. Wir haben also bloß zusammengelebt, das ist eigentlich auch schon alles.“. Und während wir in der Redaktion danach suchen, die passenden Wörter zu finden, um euch das erst kürzlich erschiene Album der Band „Balcony“ wärmend ans Herz zu legen, trifft McCann den Ton direkt im Kern: „Explosiv. Zählt das? Authentisch. Ich denke, dass das Album ehrlich und aufregend ist. Das ist es!“. Auf dem Album lassen sich neben dem Gesang und Gitarrengezupfe von Van McCann zudem die musikalischen Köstlichkeiten von Billy Bibby, Benji Blakeway und Bob Hall heraushören.
Doch wie kommt es dazu, dass sich der Leadsinger für die zusätzliche Gitarre entschieden hat? „Das habe ich eigentlich gar nicht. In Wirklichkeit hasse ich es, Gitarre zu spielen! Ich wünschte, dass ich sie nicht spielen müsste, aber leider benötigen wir sie für den Sound, um alles etwas größer klingen zu lassen und ich war der Einzige, der sich dafür anbot. Ich wünschte, ich könnte einfach nur so dastehen. Ich hasse es, Gitarre zu spielen, aber so ziemlich jeder scheint es zu mögen. Also muss ich wohl weiterspielen.“. Und während er davon spricht, wie sehr er das Gitarrenspielen nicht ausstehen kann, finden wir den passenden Übergang zu einem Thema, dass das Gesicht des Künstlers erneut zum Strahlen bringt. FIFA.
„Kennst Du FIFA, das Spiel? Es ist ein Fußballspiel und ich denke, dass wenn ich einen Tag tun könnte, was ich wollte, ich einfach nur FIFA spielen würde. Einfach nur chillen. Wenn Du einen Tag frei hast, dann ist dein letzter Gedanke, etwas zu unternehmen, weil die meiste Zeit deines Lebens ohnehin so hektisch ist. Daher würde ich vermutlich bloß Ewan McGregor Filme gucken und FIFA spielen!“. Buddies in mind!
Und während der junge McCann seinen Gedanken freien Raum in der noch surrealen Hypothese an Möglichkeiten verschafft, spricht er davon, wie Berlin sein Herz im Sturm erobert hat: „Wir haben vor wenigen Wochen erst in Berlin gespielt. Es war die Berlin Music Week und unser Gig hat tatsächlich ziemlich viel Spaß gebracht, weil wir in einer recht kleinen Venue gespielt haben, verglichen damit, wo wir in England ansonsten so spielen. Also, das war ziemlich aufregend für uns. Ja, die Jungs haben Berlin geliebt. Und ich habe ich mich verliebt, in ein Mädchen aus Berlin. Ich dachte, sie sei die Liebe meines Lebens. Daher bin ich einmal ihretwegen nach Berlin geflogen, um sie zu treffen. Doch dann habe ich gemerkt, dass sie gar kein Englisch spricht.“ Aaachso. Das ist natürlich ein Bummer. Kommunikationsprobleme waren schon immer das kleine Teufelchen der Beziehungen. Und dann folgt die Frage der Fragen, frei von unbegrenzten Möglichkeiten, nämlich ebenjene, die nach der einen Person fragt, mit der der Frontmann von Catfish And The Bottlemen gerne einmal ein Interview führen würde. Und da die ehemalige Berlinliebe, auf Grund mangelnder Englischkenntnisse, nun ja leider außer Frage steht, ergibt sich: „Vermutlich würde ich Mike Skinner von The Streets oder Ewan McGregor auswählen. Oh, er kommt vermutlich zu unserem Gig in New York, damit bekomme ich sozusagen die direkte Gelegenheit, ihn auch dort zu interviewen. […]“.
Eine Frage, die McCann sich selbst in einem Interview stellen würde, wäre vermutlich die nach dem ultimativen Lebensziel. Und da der Musiker bereits davon schwärmen kann, auf dem Soundtrack der neuen Fifa Ausgabe zu sein (hui), lautet seine Antwort wie folgt: „[…] Meines wäre vermutlich eine Familie und Kinder zu haben. Ich meine, ich liebe es verliebt zu sein. Daher möchte ich eine Frau und eine richtige Familie haben. Wenn ich ein Kind hätte, dann weiß ich, dass ich niemals das Haus verlassen und den ganzen Tag zu Hause bleiben würde, um es anzugucken. Das ist mir wichtiger als Musik oder Berühmtsein und all das. […] Ja, das ist mein ultimatives Ziel, einfach eine kleine nette Familie zu haben.“. Das klingt so gar nicht nach Sex, Drugs und Rock’n’Roll. Van McCann drückt das aus, was Catfish And The Bottlemen auch in ihren Songs umsetzen: Sie sind alles, aber nichts, was schon mal dagewesen ist.
(Fotos: Victoria Schofield)
Catfish and the Bottlemen schmücken musikalisch auch unseren Clip über Canadian Blast, das Motor.de euch auf dem Reeperbahn Festival exklusiv präsentieren durfte.
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