Die Wiener Soundtüftler lassen auf ihrer Jubiläums-Compilation Soul und Funk hochleben – nicht ohne Wah-Wah-Gitarren und smoothe Basslines.
Bereits zum fünften Mal bringt der Wiener DJ und Produzent Jürgen Drimal seine Compilation von Soul, Funk und Jazz auf Elektro-Beats heraus, die damit auch zehnjähriges Jubiläum feiert. So beweist der Chef-Scientist erneut, dass die österreichische Hauptstadt beachtenswert gute elektronische Musik zu bieten hat.
Angefangen hatte alles mit der allmächtigen Liebe zur Musik. Drimals damaliger Nachbar Idris Muhammad, ein berühmter Jazz-Drummer, beeinflusste den Wiener stark. Aus seiner Passion für Jazz, Soul und Funk-Music entwickelte sich die Berufung, diese auch selbst zu verbreiten. 1999 öffnete er die Pforten seines elektronischen Labors: Vienna Scientists Recording war geboren und gab schon mit seinem ersten Dub-Sampler „Vienna Scientists I – A Selection into Dub Funk Trip Hop Drum’n’Base“ und dessen eingängigen Melodien in niedrigen Dezibelbereichen à la Massive Attack der Wiener Lounge-Szene ein neues Gesicht. Die melancholischen Klänge und die nicht zu überhörende Orientierung an Portishead und Co mit Dub- Trip Hop-, Drum’n’Bass- und Electro-Patterns dominierten auch den Nachfolger. Doch auf „Vienna Scientists III – A Mighty Good Feeling“ wird auf lateinamerikanischen, brasilianischen und jazzigen Sound gesetzt, eine Entwicklung, die sich in den nächsten Jahren fortsetzt.
Dabei stets präsent: Funk mit Wah-Wah-Gitarren, eine Reminiszenz an die Blaxploitation-Ära und deren Wiedergänger im Sinne von Tarantinos „Jacky Brown“. Zum zehnjährigen Jubiläum feiern sich jetzt die einschlägigen Protagonisten des Labels wie Rodney Hunter und Stefan Obermaier. Bei Tracks wie „Astro Black (The Big Wow Mix)“ – einer Verbeugung vor Space-Jazzer Sun Ra – „Don’t Tell Everybody“ kommen Freunde des warmen Souls auf hypnotischer Bassline auf ihre Kosten.
Dieses Level wird leider nicht durchweg gehalten, gelegentlich verirrt man sich in allzu abgenudelten Shaft-Disco-Style, was im wirklich unnötigen „Uptown Tricks“ gipfelt. Fehlgriffe dieser Art bleiben jedoch die Ausnahme im fünften Streich aus dem Hause Vienna S. Schon der anschließende Ed Royal-Track versöhnt und verdeutlicht, dass auch solide Raps zum Repertoire der österreichischen Produzenten gehören. Mit dem Brückenschlag “Hiphop To Funk” stellt gleichzeitig Lady Daisy ihre Fähigkeiten als Missy Elliot-Imitatorin unter Beweis. Ergänzt wird das Potpourri an Black Music-Anleihen durch das warme Soulorgan Hubert Tubbs, der Mosquito Factorys “Do It Right” die besondere Note zu verleihen weiß.
Somit ist es den Wiener Soundtüftlern, dank der unermüdlichen Suche nach frischen Talenten kombiniert mit exklusiven Track bereits etablierter Künstler, gelungen, eine Plattform für zeitgenössische elektronische Musik zu schaffen. Gelungene Soul-, Funk- oder Hip Hop-Anreicherungen bewahren das zehnjährige Treiben vor Stagnation und Jürgen Drimal reiht sich wieder ganz vorn in die Reihe der Wiener Elektroniker ein.
Geli Megyesi
VÖ: 19.03.2010
Label: Vienna Scientists Recording
Tracklist:
01. FREEDOM SATELLITE – Astro Black (The Big Wow Mix)
02. BOOGIEWOOD — Guy Le Arch
03. THE FORT KNOX FIVE – Uptown Tricks (Rodney Hunter Remake)
04. ED ROYAL – Hiphop To Funk feat. BadKat & Lady Daisey
05. MAKOSSA & MEGABLAST – Mama feat. 3gga
06. KARUAN – Reflections Of A Poem feat. Oddateee
07. MADRID DE LOS AUSTRIAS – Don’t Tell Everybody
08. RODNEY HUNTER – Faith
09. FLAER – Dynamic
10. STEFAN OBERMAIER – Bah Mea
11. MOSQUITO FACTORY – Do It Right feat. Hubert Tubbs
12. SCHECKTER – Some Kind Of Moanin’
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