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Vier Jungs aus Husum gehen im Vorprogramm von Casper auf Reisen. Kreuz und quer durch Deutschland. Für motor.de schreibt das Quartett seine Eindrücke nieder und lässt euch auf diesem Wege daran teilhaben. In Teil eins des Tourtagebuchs: ausgelassene Bulgaren, Lost In Translation in Aachen und die entspannende Wirkung eines Aquariums.
In Heidelberg werden wir von etwa 15 köstlich aufgelegten Bulgaren begrüßt, die gegenüber der Halle ihr Lager aufgeschlagen haben. Keine Elitefans zwar, dafür aber Bauarbeiter, die augenscheinlich für ihren Arbeitszeitraum in Containern am Rohbau wohnen. Feiern tun sie trotzdem und einer hängt zu Balkanmusik sein Fußballtrikot in die Sonne.
Die Casper-Bande ist auch schon da, es gibt ein großes Hallo, die Vorfreude steigt. Ein Abendessen unter einem grandiosen Glühbirnen-Himmel später ist es an uns. Wir reichen uns die Hände. Scheinbar freudig verstört begrüßt uns das Publikum. Wir sind froh da zu sein.
Dann betritt Casper die Bühne und das Menschenmeer türmt sich zu Wellen auf, sie wiegen nach dem Willen des Alpha-Wolfs. Aus Versehen sind wir Teil einer Jugendbewegung und es ist schön. Band und Meute sind begeistert. Ein Auftakt, ein Triumph. Nach dem letzten Ton stürzen sich alle auf den Verkaufsstand. Wir verkaufen zu viert und drei Sicherheitsmänner halten die Menschen davon ab uns alles direkt aus der Hand zu reißen. Schultern werden geklopft.
Wieder vor der Tür sind die Bulgaren schlafen gegangen, wir beschließen es ihnen gleich zu tun. Mit Glück und stillem Wasser ins Hotel gefahren. Da ist er, der Anfang. Ein Traktor-Korso begleitet uns am nächsten morgen zum Stadtrand. Wir essen 5 Berliner zum Sonderpreis und fahren weiter.
Lasst die Spiele beginnen.
Wir stehen in Holland. Es ist halb vier, die Bordsteine hochgeklappt. Mit Koffern in der Hand wie Maria in Jerusalem, denn das versprochene Hotel hat geschlossen. Verwundert zwar, noch entspannt, hatten wir uns doch am Telefon den 24-Stunden-Check-in bescheinigen lassen. Wieder ans Telefon. Der nette Herr auf der anderen Seite erklärt sich bereit uns den Weg zu beschreiben, ist aber hinsichtlich unserer Ortsangabe deutlich verwirrt. Er schickt uns einen Berg hinauf. Er schickt uns an einer Baustelle vorbei. Er schickt uns rechts an einer Kirche vorbei. Wir sind da sagt er. Wir sind nicht da. Nach einer halben Stunde Verwirrspiel, in der wir uns unter anderem fragen, warum uns ein Holländer am Telefon erzählt, morgen wäre ein Feiertag und wir beinahe von einem wütenden Opel Corsa überfahren wurden, sagt der Mann, der erstaunlich sicher deutsch spricht, er würde uns ein Taxi schicken.
Während wir das Taxi mit unseren Koffern beladen, kommen wir nicht umhin zu fragen, wo denn jetzt unser Hotel sei. In Aachen sagt der Mann ungerührt. Das kann nicht sein, sagen wir, kommen wir doch gerade aus Aachen. In Holland sagen wir, hier in dieser Stadt soll unser Hotel sein. Der Taxifahrer ist so unterhalten von unserer Geschichte, dass er für geringes Entgelt wieder abzieht und wir fahren nach Aachen zurück. Fünf Minuten entfernt von dem Club in dem wir eben noch spielten zeigt die Navigation unser Hotel an. Sie schickt uns einen Berg hinauf. Sie schickt uns an einer Baustelle vorbei. Sie schickt uns rechts an einer Kirche vorbei. Wir sind da sagt sie. Und wir sind da. Unter wahnsinnigem Lachen schlafen wir um 6 Uhr morgens ein. Holland du, du bist die Reise wert.
Wir haben frei und verbringen den Abend gediegen mit Schifffahrt, Wein und Merzard Marashi-Konzert auf dem Deutschland Tag in Bonn. Wir wohnen einer Präsentation der Freiwilligen Feuerwehr bei. Der kleinste Junge aus dem Publikum wird auserwählt, einen Brand zu löschen und empfiehlt sich mit vollem Tatendrang. Erst als der Feuerwehrhauptmann ihm den Löscher aus der Hand nimmt, hört er mit den gleichmäßigen Schüben auf, das Feuer ist längst erloschen. Wir klatschen uns die Finger wund, der kleine Held grinst.
Ansonsten auch viel Langweiliges auf dem Deutschland Tag. Als an jedem Stand das Helium veratmet und uns ganz schwindelig ist brechen wir ab und ziehen gen Heim für diese Nacht. Bei Gastfreund Thomas Wagner setzten wir uns zur Meditation eine halbe Stunde vors Aquarium. Wir schicken der Casper-Bande ein Foto davon. Die sind gerade auf der Kirmes in Gießen. Und nun neuerdings im Besitz eines Artefaktes, dass für den weiteren Tourverlauf noch entscheidend sein wird. Doch wir ahnen noch nichts. Nach einer Lektion in Star Wars für Eyma und Leif verleben wir die geruhsamste und satteste aller Nächte. Doch die Sehnsucht drückt uns schwer! Nach ausgiebigem Frühstück auf nach Gießen in die Arme unserer Liebsten!
Vierkanttretlager
Den zweiten Teil des Tour-Tagebuchs lest ihr »hier.
(Profil-Foto: Jenny Schäfer)
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