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Man nehme eine Portion Rockabilly mit einer Note Country-Blues, ein rüdes Elvis-Timbre sowie drei bis vier dufte Typen aus Kopenhagen und gebe alles zusammen in den Metal-Mixer.
(seit kurzem ohne Gitarrist Thomas Bredahl (r.) unterwegs: Volbeat / Foto: Erik Weiss, Universal)
Klingt komisch? Allerdings! Doch bei Volbeat funktioniert dieses Zusammenspiel bestens. Die Dänen sind in ihrer Heimat längst dem Mainstream zugehörig und können sich vor goldenen Schallplatten kaum noch retten. Und selbst dem Metal feindselig Gesinnte lassen sich von dem Konzept gern überzeugen – Sänger Poulsen bestätigt 2007 im Rock Hard: “Wir bekommen unheimlich viele E-Mails von Fans, die sagen, dass sie eigentlich gar nicht auf Metal stehen, aber unsere Melodien und meinen Gesang mögen.”
Volbeat – “Sad Man’s Tongue”
Es ist dieselbe Frage, die der sympathische Michael Poulson seit 2001 den Medienvertretern beantworten darf: Wie kommt man als langjähriger Anhänger der Death Metal-Szene zu diesem Sinneswandel? Dazu sollte man wissen, dass der Herr zuvor gut ein Jahrzehnt mit seiner Death-Metal-Band Dominus durchaus erfolgreich unterwegs war. Beide Spielarten im Vergleich könnten genreanalytisch betrachtet unterschiedlicher kaum sein. Poulson im metal.de-Interview: “Ich war einfach dieses Stils und der Leute aus der Szene überdrüssig. Ich wollte etwas anderes machen. Mein Kopf und mein Herz standen nicht mehr hinter Dominus.” Eine untrennbare Referenz blieb jedoch bis heute erhalten: Das dritte Dominus-Studioalbum nannte sich schlicht “Vol.Beat” – doch ob der Bandname im Nachhinein als Versöhnung mit dem längst überdrüssigen Kind zu verstehen ist, darüber lässt sich streiten.
2005 präsentiert die Band ihr Debüt “The Strength/The Sound/The Songs” und damit Volbeat-Klassiker der ersten Stunde à la “Pool of Booze, Booze, Booza” oder “Danny & Lucy” im Langspiel-Format. Ein durchweg gelungener Einstieg, der den Sound der Band kaum besser zur Geltung hätte bringen können: “Caroline” legt mit ordentlich tanzbar-typischem Volbeat-Groove vor, “Alienized” winkt mit spektakulärer Thrash-Attitüde ganz wie zu Metallicas besseren Zeiten und dass das augenzwinkernde “I Only Wanna Be With You” sich schon bald als Dauerbrenner entpuppt, muss an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt werden. Dem “Hellboss” gefällt der Genre-Umschwung scheinbar weniger, denn kurz nach den Aufnahmen zu “Rock The Rebel/Metal The Devil” verabschiedet sich der Ex-Dominus-Bassist – ironischerweise und weniger feierlich – gen Illdisposed, wo ihm der Death Metal-Segen letzten Endes auch nicht zuteil wird. Thomas Bredahl ergänzt die Volbeat-Formation bis auf Weiteres und der Durchmarsch nimmt weiter seinen Lauf.
Volbeat – “Alienized”
Von nun an heißt es beinahe durchweg “Album des Monats” bis hin zu “Album des Jahres” im Metal Hammer – Fast schon ein Running Gag, wenn Volbeat eine neue Scheibe auf den Markt bringen, doch weniger als Witz zu interpretieren. Hatte man mit “The Strength/The Sound/The Songs” eigentlich schon sämtliche Rock- und Metal-Sparten abgedeckt, wagte man mit “Rock The Rebel/Metal The Devil” einen Schritt weiter in das ohnehin baufällige Gerüst – die Band hat endgültig ihren Sound gefunden, der sich am deutlichsten in “Sad Man’s Tongue” manifestiert. Volbeat gründen ihren eigenen – oftmals fälschlicherweise mit “Groove Metal” in Verbindung gebrachten – Musikstil, der die Band mittlerweile auch in Erklärungsnot zwingt: Auf die Frage, ob die Band nun eine “Rock-, Metal- oder Punkband” sei, antwortet Poulsen gelassen: “Unsere Musik stellt einen Balanceakt zwischen Rock und Metal dar.” und schließlich einigt man sich in aller Regel und zugunsten Poulsons Gesangsverwandtschaft mit dem “King of Rock’n’Roll” auf den Wortlaut “Elvis Metal”.
Ganz nebenbei konnte man in Dänemark – als erste Metalband überhaupt – Platin einheimsen, was der Erfolgsjagd mit der Veröffentlichung von “Guitar Gangsters & Cadillac Blood” im Jahr 2008 keinen Abbruch tat. Man schien überdies durchaus Gefallen am Country zu bekunden, so erfindet man unter anderem den Hank Williams-Song “I’m So Lonely I Could Cry” neu oder versucht sich – weniger mittels Volbeat, als vielmehr über Social Distortion – an Kitty Wells’ “Making Believe”. Insgesamt wirkt “Guitar Gangsters & Cadillac Blood” eingängiger, leicht punkiger als seine beiden Vorgänger mit kleineren Dynamikverlusten. Die erste Singleauskopplung “Maybelenne I Hofteholder” wird zum vergleichsweise langatmigen Aushängeschild des dritten Langspielers.
Volbeat – “Maybellene I Hofteholder”
Und weil die nie endende Kontroverse zwischen Himmel und Hölle seit jeher für gesellschaftskritischen Zündstoff sorgt und Schrägstriche in Albumtiteln sowieso ein Garant für Platin darstellen, veröffentlichen Volbeat noch im Herbst 2009 und inmitten Festival-Tourstress ihr viertes Album “Beyond Hell/Above Heaven”, das thematisch an den Vorgänger anknüpfen soll, musikalisch aber bei Weitem nicht mithalten kann. Teilweise erscheinen die Songs auch nach dem zweiten Hinhören nicht volbeatkonform bis verstörend, wenn zum Beispiel Grunz-Barde Barney von Napalm Death – die Death Metal-Gretchenfrage wäre insofern schonmal geklärt – auf “Evelyn” seinen gutturalen Beitrag zum Besten gibt. Auch ließen sich Volbeat ganz offensichtlich von den Radio-Rabauken Green Day in Sachen Mainstream-Punk beraten, so geschehen mitunter auf “Thanks” und widmen selbigen Track auf ihren Konzerten gerne mal ihrer Hörerschaft – das Kompliment mag man kaum erwidern, zum Tanzen reicht es aber allemal.
Was ist geschehen im Hause Volbeat? Der Wechsel zum Major Universal dokumentiert einen ungewollten Stilbruch, die Stimmung scheint gedrückt – das groß angekündigte Album “Live From Beyond Hell/Above Heaven” ist eben auch nicht mehr als ein überdurchschnittlicher Live-Mitschnitt und zuletzt erschüttert der Bruch mit Thomas Bredahl nicht nur die dänische Metal-Szene: nicht mehr als ein kaltschnäuziges Statement von ihrer offiziellen Webseite: “Wir wollen ihm für all die Arbeit danken, die er für Volbeat geleistet hat, und wünschen ihm für die Zukunft nur das Beste.” Es bleibt ferner abzuwarten, ob Volbeat zu ihrer alten Stärke zurückfinden werden.
Tim Schedler
Volbeat “Live From Beyond Hell/Above Heaven”
VÖ: 25.11.2011
Label: Vertigo Berlin/Universal
Tracklist:
Disk: 1
1. Intro – Live @ Forum / Copenhagen
2. The Mirror And The Ripper – Live @ Forum /Copenhagen
3. Maybellene I Hofteholder – Live @ Forum / Copenhagen
4. Hallelujah Goat – Live @ Forum / Copenhagen
5. 16 Dollars – Live @ Forum / Copenhagen
6. Heaven Nor Hell – Live @ Forum / Copenhagen
7. Guitar Gangster’s & Cadillac Blood – Live @ Forum / Copenhagen
8. Who They Are – Live @ Forum / Copenhagen
9. Evelyn – Live @ Forum / Copenhagen
10. Mary Ann’s Place – Live @ Forum / Copenhagen
11. Sad Man’s Tongue – Live @ Forum / Copenhagen
12. We – Live @ Forum / Copenhagen
13. 7 Shots – Live @ Forum / Copenhagen
14. Pool Of Booze, Booze, Booza/BOA – Live @ Forum / Copenhagen
15. A Warrior’s Call – Live @ Forum / Copenhagen
16. The Garden’s Tale – Live @ Forum / Copenhagen
17. Fallen – Live @ Forum / Copenhagen
18. Thanks – Live @ Forum / Copenhagen
19. The Human Instrument – Live @ Forum / Copenhagen
Disk: 2
1. Intro (DVD 1)
2. The Mirror And The Ripper (DVD 1)
3. Maybellene I Hofteholder (DVD 1)
4. Hallelujah Goat (DVD 1)
5. 16 Dollars (DVD 1)
6. Heaven Nor Hell (DVD 1)
7. Guitar Gangsters & Cadillac Blood (DVD 1)
8. Who They Are (DVD 1)
9. Evelyn (DVD 1)
10. Mary Ann’s Place (DVD 1)
11. Sad Man’s Tongue (DVD 1)
12. We (DVD 1)
13. 7 Shots (DVD 1)
14. Pool Of Booze, Booze, Booza/BOA (DVD 1)
15. A Warrior’s Call (DVD 1)
16. The Gardens Tale (DVD 1)
17. Fallen (DVD 1)
18. Thanks(DVD 1)
19. The Human Instrument (DVD 1)
Disk: 3
1. A Moment Forever / Hallelujah Goat (DVD 2)
2. Radio Girl (DVD 2)
3. Angelfuck (DVD 2)
4. Mr. & Mrs. Ness (DVD 2)
5. Still Counting (DVD 2)
6. Pool Of Booze, Booze, Booza/BOA (DVD 2)
7. I Only Wanna Be With You (DVD 2)
8. Sad Man’s Tongue (DVD 2)
9. Mary Ann’s Place (DVD 2)
10. Still Counting (DVD 2)
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