Auch die Zusatzshow der Black Lips am 23.05. im Berliner Privatclub war restlos ausverkauft. Nun hat der Club zwar nicht gerade ein sehr großes Fassungsvermögen, aber trotzdem Hut ab. Zwei ausverkaufte Shows in Folge (und das schon lange vorher) kann sich nicht jede Band auf die Fahne schreiben. Die Black Lips sind aber nicht jede Band. In der Vergangenheit haben die selbsternannten Flower-Punker aus Atlanta durch Pinkeln, Kotzen, Feuerwerk oder ähnliche Eskapaden auf der Bühne von sich reden gemacht. Solche Ausfälle à la GG Allin, der ja gerne mal auf der Bühne gekackt oder masturbiert hat, scheinen allerdings passé zu sein. Ist auch besser so – wer möchte schon sehen, wie sich jemand auf der Bühne übergibt. Trotzdem gab es eine solide Show und die Meute hatte sichtlich ihren Spaß.
Nachdem man sich am Konzertabend seinen Weg durch den Platzregen gebahnt hatte und irgendwann mehr oder weniger trocken am Ziel angelangt ist, konnte es auch losgehen. Ziemlich zeitig haben die Black Lips die Bühne betreten – gerade erst kurz nach 21 Uhr war es. Den Anfang machte Gitarrist und Sänger Cole Alexander mit seinem Markenzeichen, dem Basecap, welches schon fast an seinem Kopf festgewachsen zu sein scheint. Es folgen Bassist Jared Swilley, Drummer Joe Bradley und Lead-Gitarrist Ian Saint Pé Brown. Hauptsächlich gab die Band Stücke des neuen Albums "Underneath the Rainbow" wie „Boys in the Woods“ oder „Smiling“ zum Besten. Aber auch ältere Sing-Along-Klassiker wie „Bad Kids“ oder „O Katrina“ haben ihren Weg in die Setlist gefunden.
Es dauerte nicht lange bis die ersten Fans aus den vorderen Reihen zum Stagediving ansetzten. Generell ging unmittelbar vor der Bühne ziemlich die Post ab. So soll es sein. Einige sind rauf auf die Bühne; einer ist sogar dort geblieben, hat sich ein Mikro geschnappt und mal kurz 1-2 Songs mitgesungen. Gegen Ende des Gigs haben sowohl Band als auch Fans nochmal alles gegeben: Crowdsurfing, fliegende Klopapierrollen, zerbrochene Flaschen. Um circa 22:30 war dann Schluss und der Club glich einem Schlachtfeld. Beim Rausgehen hat man in viele verschwitzte, aber glückliche Gesichter geblickt. Und noch ein Stück weg vom Privatclub singen ein paar Leute, die hinter mir laufen: „O Katrina why you gotta be mean“.
(Foto: Mick Rock / Text: Juliane Haberichter)
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