Als Cindy Lauper 1983 „Girls just wanna have fun“ sang, war das für manchen genug um als Ultra-Feministin zu gelten. Heute gibt es auf Social Media genug arty-feministische Accounts die Kacheln à la „Girls don’t just wanna have fun – they want equal pay, etc. pp.“ posten. „Just fun“ reicht im Aktivismus nicht mehr aus, dennoch ist Laupers Song ein gutes Beispiel für die Bedeutung von Musik in der Emanzipation von Frauen.  

“wide blows our banner, and hope is waking” – Wie Musik Gemeinschaft stiftet

Diese Bedeutung kommt auf zwei Ebenen: Zum einen hilft Musik dabei, eine Gemeinschaft bzw. eine gemeinsame Identität aufzubauen. Nicht zuletzt aus diesem Grund waren schon im amerikanischen Bürgerkrieg Gedichte und ihre Melodien im regen Umlauf, da das gemeinsame Singen die Truppen vereinte und gleichzeitig ablenkte. Ablenken war jedoch definitiv keine Intention der Komponistin Ethel Smyth und der Autorin Cicely Hamilton als sie 1910 mit „March of the women“ eine der Hymnen für die Suffragettenbewegung  in Großbritannien schrieben. Smyth kämpfte während ihres Lebens sehr darum nicht nur als Frau, die nebenher komponiert, gesehen zu werden, sondern als „vollwertige“ Komponistin sowie die Männer in ihrem Umfeld und so verwundert es nicht das „March of the woman“ genau diese Gleichberechtigung fordert und in naher Zukunft kommen sieht:

Strong, strong—stand we at last,

Fearless in faith and with sight new given.

Strength with its beauty, Life with its duty,

(Hear the voice, oh hear and obey!)

These, these—beckon us on!

Open your eyes to the blaze of day.

Ethel Smyth & Cicely Hamilton -“March of the women” (1910)

Die andere Bedeutung von Musik liegt in der Diversität der Perspektiven, die sie erzählen kann. Wenn Frauen über weibliche Personen schreiben, so herrscht eine Authentizität, die ein Mann, der über eine Frau schreibt, nicht erreichen kann – bzw. schreiben Frauen oft über Perspektiven und Schicksale an die ein nicht weiblicher Autor gar nicht gedacht hätte.

Sichtbarkeit: Die Grundlage für alles

Diese Sichtbarkeit ist eine elementare Grundlage für jeden politischen Kampf und der Song selbst muss dann auch gar nicht als politisch gelabelt werden, um einen Effekt zu haben. Ein Beispiel für eine zuvor kaum thematisierte Perspektive ist der Song „Cell Bound Blues“ aus 1924 von der als Mutter des Blues geltenden Gertrude „Ma“ Rainey. Der Song thematisiert das Schicksal einer Frau, die sich vor dem Gefängniswärter dafür verteidigt, ihren gewalttätigen Mann im Affekt erschossen zu haben.

Hey, hey, jailer, tell me what have I done?

You’ve got me all bound in chains, did I kill that woman’s son?

Gertrude Ma Rainey – “Cell Bound Blues” (1924)

In den letzten Jahren, nicht zuletzt auch durch die #metoo Bewegung, wurde der Umgang mit Frauen in der Musikindustrie vermehrt thematisiert, es scheint immer mehr weibliche Perspektiven zu geben und ihr Fehlen in Line Ups garantiert einen Shitstorm.

Weiblichkeit in der heutigen Musikindustrie

Diesen Monat wollen wir nicht nur die Wirkkraft von Frauen in der Musikindustrie beleuchten, sondern auch was für Probleme die abstruse Beziehung der Facebook-Netzwerke zum weiblichen Körper für Künstlerinnen heißt. Außerdem wird es um die Auswirkungen der Mutterrolle auf die Frau als Künstlerin gehen und wie Musikerinnen ihre Perspektive in (biografischen) Büchern relativieren.

Zum Einstimmen auf die starken Frauen des Monats könnt ihr hier unsere Playlist anhören: https://open.spotify.com/playlist/0ufiwhvaHjwYOn8inq4vJm?si=iDm2hg0xTPC0YO3Ghut91Q


Das Artikelbild ist das Gemälde “DIVIDE” von der großartigen Reneesha Mccoy. Sie ist eine amerikanische Künstlerin, die in ihrem Werk die Formen des weiblichen Körpers thematisiert. Mehr über sie und ihre Arbeit findet ihr auf ihrer Website hier oder ihr folgt ihr hier auf Instagram.